Entwicklung noch nicht absehbar:Autohäuser müssen sich wegen der Dieselaffäre umorientieren

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Die Autohäuser müssen auf das veränderte Kaufverhalten nach dem Diesel-Skandal reagieren. Einige tun sich dabei schwer, andere weniger. Doch überall steigt die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben.

Von Nadja Tausche, Freising

Das Autohaus Neufahrn schließt, das Autohaus Straub ist insolvent. Einer der Hauptgründe in beiden Fällen, so heißt es vonseiten der Verantwortlichen: Die Dieselkrise. "Die Einnahmen haben bei Weitem nicht mehr ausgereicht", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Carl Straub zur Insolvenz, die er Ende des vergangenen Jahres bekannt gegeben hatte. Von Eva Pagenberg, der geschäftsführenden Gesellschafterin des Autohauses Neufahrn, hieß es: Die schwierige Lage für Autohäuser habe sich besonders seit der Dieselaffäre verschärft. "Bei den anstehenden Umwälzungen in unserer Branche ist die Richtung der Entwicklung noch nicht wirklich absehbar." Sie hat die Schließung Ende März bekannt gegeben.

Schaut man auf die Autohäuser in der Region, scheint die Richtung ziemlich klar zu sein. Der Verkauf von Autos mit alternativen Antrieben boomt. Die Auswirkungen der Dieselaffäre bekomme man deutlich zu spüren, sagt Michael Müller, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Freising: "Der Verbraucher ist zunehmend verunsichert, was den Diesel betrifft." Etwa 50 Prozent Dieselfahrzeuge hat das Autohaus vor der Dieselkrise verkauft, jetzt sind es Müller zufolge nur noch einige wenige LKWs. Wie viel weniger wert Dieselfahrzeuge seit dem Abgasskandal seien, könne er nicht genau sagen. Aber: "Der Diesel geht im Wert zurück, der eine mehr, der andere weniger", so Müller.

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Ein Grund für die aktuell schwierige Lage ist die Dieselaffäre. Der Fachkräftemangel tut ein Übriges. Den mehr als 40 Mitarbeitern soll bei der Jobsuche geholfen werden.

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Den Wegfall von Diesel mit Elektroautos kompensieren

Ein großes Problem sei das in seinem Autohaus nicht. Auch der Wertverlust bei Leasingfahrzeugen sei zu verkraften: Wenn ein Auto vor dem Abgasskandal geleast wurde und jetzt ans Autohaus zurückgeht, sei der Restwert zwar spürbar geringer - das war etwa für das Autohaus Neufahrn eine Belastung. Müller meint, er könne das aber mit dem Verkauf von Elektroautos kompensieren.

Das ist nämlich, zumindest im Autohaus Müller, der andere Effekt der Dieselaffäre: Die Menschen kaufen mehr Elektroautos. Rund 40 Prozent beträgt in seinem Autohaus der Anteil an Elektroautos, Tendenz steigend. "Die Kunden werden immer neugieriger", so Müllers Eindruck. In die Technik investiere man schon seit 2014, also schon vor Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen durch VW im Jahr 2015. Das Argument, dass die Technologie noch nicht weit genug ausgebaut ist und Ladestationen fehlen, wischt Müller beiseite: Die allermeisten seiner Kunden laden die Elektroautos über Nacht zu Hause auf, wie er sagt, auf öffentliche Ladesäulen seien sie somit kaum angewiesen. Außerdem werde die Technik und damit die Reichweite der E-Fahrzeuge immer besser.

Auch beim Autohaus Vollmann mit Filialen in Freising, Landau und Landshut bekommt man die Auswirkungen des Abgasskandals zu spüren. Der Verkauf von Dieselautos sei etwas zurückgegangen, wenn auch nicht viel, berichtet der Freisinger Filialleiter Nikolai Kusnezow. Der Verkauf von Dieselfahrzeugen nimmt bei Vollmann keinen nennenswerten Stellenwert ein, das Autohaus verkauft in Freising ihm zufolge momentan nur einen einzigen Bus mit Dieselmotor. Was die Alternativen betrifft, geht man hier anders vor als im Autohaus Müller. "Elektro-Autos sind nicht die Zukunft", meint Kusnezow: Die Herstellung der Batterien sei nicht rentabel, das Laden dauere viel zu lange. Stattdessen setzt man auf Autos mit Hybrid-Antrieb. "Wir verkaufen mehr als 50 Prozent Hybrid", sagt er. Seit der Diesel in der Krise ist, werden es auch hier mehr: "Es sind viele Neukunden ins Haus gekommen."

Im Autohaus Mükra merkt man nichts vom Dieselskandal

Eine andere Erfahrung macht man beim Freisinger Autohaus Mükra. Hier läuft es mit dem Diesel. "Wir haben nach wie vor einen absoluten Zulauf", sagt Verkaufsleiter Stefan Peroutka. 25 Prozent Dieselautos verkauft Mükra - trotz Abgasskandal gebe es keinen Rückgang im Verkauf, heißt es. Peroutka erklärt sich das mit dem Hersteller. "Die Leute informieren sich", meint er, sie wüssten, welche Autobauer getrickst hätten. Weil sie keine Autos dieser Marken verkaufen, gibt es ihm zufolge auch keine Probleme. Trotzdem boomt auch im Autohaus Mükra die Diesel-Konkurrenz. Man verkaufe einen hohen Anteil an Elektro-Autos, sagt Peroutka. In dem Bereich laufe es "konstant gut".

Kann man daraus schlussfolgern, die Dieselkrise sei eine gute Sache gewesen, weil sie den Ausbau umweltfreundlicher Autos vorangetrieben habe? Müller meint: Die Zeit des Diesel- genauso wie des Benzin-Antriebs sei so oder so vorbei, "die Krise beschleunigt das nur etwas." Dass diese Situation für Autohäuser nicht einfach ist, darauf weist Pagenberg hin. E-Mobilität erfordere erhebliche Investitionen von Seiten der Autohäuser, erklärt sie in der Mitteilung. Dazu komme der Fachkräftemängel: Auf mittelgroße Autohäuser komme "eine zunehmende Unsicherheit" zu, meint sie.

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