Die SPD hatte Sebastian Thaler als Bürgermeisterkandidaten für Eching seinerzeit quasi aus dem Hut gezaubert, ihn zweimal federführend nominiert, für die SPD sitzt er auch im Kreistag. Jetzt ist auch dieses Band zerschnitten. In einer gemeinsamen Erklärung haben der Echinger Ortsverband und die Gemeinderatsfraktion Thaler am Montag nun zum Rücktritt aufgefordert.
"Mit Rechtsverstößen, moralisch fragwürdigen Geschäften, mangelhafter Kooperation, unzureichender Kommunikation und fehlender Einsicht hat Sebastian Thaler das in ihn gesetzte Vertrauen verspielt", heißt es in der vom Ortsvorsitzenden Victor Weizenegger und Fraktionssprecher Herbert Hahner gezeichneten Stellungnahme.
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Die Genossen seien "lange loyal" geblieben, was motiviert gewesen sei "durch unser starkes Empfinden für rechtsstaatliches Vorgehen, Fairplay ihm und seiner Familie gegenüber und den positiven Gestaltungswillen zum Wohle der Gemeinde". Nun aber habe "der Vertrauensverlust in der Bevölkerung und im Gemeinderat einen neuen Höhepunkt erreicht".
Insbesondere sei es für die SPD nun nicht mehr nachvollziehbar, dass Sebastian Thaler zu allen Vorwürfen und mittlerweile sogar rechtskräftigen Urteilen weiterhin schweige. Bislang sei dies unter Verweis auf das laufende Verfahren akzeptiert worden. "Die SPD hatte aber nach der Rücknahme seines Einspruchs gegen den Strafbefehl auf eine Klärung, eine Entschuldigung und Reflexion seitens des Bürgermeisters gehofft", betonen Weizenegger und Hahner.
Thaler hatte einzig seine persönliche Belastung durch die Klage herausgestellt
Deshalb sei seine Stellungnahme zur Rücknahme seines Einspruchs "völlig unzureichend". Thaler hatte darin kein Wort der Erklärung der Vorfälle, der Beweggründe seines Verhaltens oder gar einen Anflug von Bedauern geäußert. Stattdessen hatte er einzig seine persönliche Belastung durch die Klage herausgestellt.
Nun sei "der Rücktritt von Sebastian Thaler der beste Weg, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die politischen Institutionen der Gemeinde wiederherzustellen", erwartet die SPD, der Rückzug des Bürgermeisters könne "den Weg für eine Rückkehr zum redlichen Umgang miteinander ebnen".
Echings Bürgermeister Thaler, der aus der Oberpfalz stammt, hatte in München gelebt und war kommunalpolitisch überhaupt nicht engagiert, als ihn die Echinger SPD "entdeckte"; sein einziger Bezug zu Eching war bis dahin seine Zugehörigkeit zur Tennis-Abteilung. Nominiert wurde der damals 29-Jährige schlussendlich dann von fünf Gruppierungen. 2016 wurde er mit klarer Mehrheit gewählt und 2020 mit noch gestiegener Zustimmung im Amt bestätigt.
Seit 2021 aber laufen gegen Sebastian Thaler staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, dienstrechtliche Vergehen und fragwürdiges privates Geschäftsgebaren wurden publik. SPD-Gemeinderätin Stefanie Malenke, damals Zweite Bürgermeisterin, stieß eine Aufklärung der Vorgänge durch den Gemeinderat an. Bürgermeister Thaler verweigerte sich diesen Bemühungen jedoch komplett.
Öffentliche Appelle, zur Aufklärung beizutragen
Der damalige Fraktionssprecher der SPD, Carsten Seiffert, trat in der Folge ebenso zurück und aus dem Gemeinderat aus, wie der Ortsvorsitzende Thomas Müller-Saulewicz, beide mit klarem Verweis auf die mangelnde Kooperation des Bürgermeisters mit den eigenen Genossen. Die SPD appellierte in der Folge noch öffentlich an Thaler, zur Aufklärung beizutragen, oder rügte seine Ausfälle bei der Weihnachtsfeier des Gemeinderats 2022. Insbesondere bei einigen Honoratioren im Ortsverband genoss - oder genießt - der Bürgermeister aber weiter starke Rückendeckung.
Die ist nun aufgekündigt. "Loyalität und Fair Play sollten auf Gegenseitigkeit beruhen", heißt es in der Stellungnahme von Ortsverband und Fraktion.