Der seit Monaten gärende Konflikt zwischen dem Echinger Gemeinderat und Bürgermeister Sebastian Thaler ist bei der Weihnachtsfeier zum Eklat eskaliert. "Das teilweise unmenschliche Vorgehen des Gemeinderates widert mich regelrecht an", sagte Thaler bei seiner Eröffnung der Feier. "Politische Neider" würden ihm "in wollüstiger Niedertracht" schaden wollen. Mit derartigen Menschen, die er "in gewisser Weise verachte", wolle er sich nicht an einen Tisch setzen, betonte er und verließ mit seiner Ehefrau die Feier nach der Eröffnung.
Seit eineinhalb Jahren stehen mindestens drei rechtlich oder ethisch zumindest fragwürdige Handlungen Thalers im Fokus der öffentlichen Debatte. Ein Strafbefehl des Amtsgerichts Freising wegen Untreue ist ihm bereits zugegangen, aufgrund seines Einspruchs freilich noch nicht rechtskräftig. Wegen möglicherweise unnötig geleisteter Zahlungen in einem Gerichtsverfahren Thalers hat der Gemeinderat ein Klageverfahren gegen den eigenen Bürgermeister eingeleitet.
Thaler hatte zunächst die Ereignisse des Jahres von der Fertigstellung der Tennishalle bis zur Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen bilanziert, um dann zu vermerken, "dass dies die größten Teile hier gar nicht interessiert". Stattdessen läge "der Fokus nur auf meiner Person". Er erzählte eine jüdische Geschichte von der Wahrheit und dem Märchen und rügte, "dass sich hier viele von Märchen verzaubern lassen". Seine Sicht der Dinge stellte er inhaltlich nicht dar.
Er arbeite hart und gerne für die Gemeinde, aber "als Dank für die Leistung, die ich erbringe, setzen Ratsmitglieder alles daran, mich und die Existenz meiner Familie zu zerstören". Namen und Argumente nannte er nicht. "Alle Aktionen" in dem Zusammenhang hätten "politischen Hintergrund", versicherte Thaler bei der Weihnachtsfeier. Niemand habe aber bisher "den Mut gehabt, mir gegenüber Kritik zu äußern". Er wolle "niemandem wünschen, dass sie jemals unverschuldet in so eine Lage kommen". Für politische Ämter würden sich "bald keine fähigen Personen mehr finden", wenn ihnen so mitgespielt würde, prophezeite er.
Lieber am Schreibtisch, um die neueste Anklage zu bearbeiten
Da er mit derart geschilderten Leuten nicht an einem Tisch sitzen wolle, verlasse er die Feier und setze sich "lieber wieder an meinen Schreibtisch, um die neueste Anklage zu bearbeiten". So spare er der Gemeinde auch die Kosten für das Essen, spottete er, nachdem sich der Gemeinderat ja gerade eventuell zu Unrecht ausgegebenes Geld zurückholen will. Nach Thalers Abgang verließ auch CSU-Sprecher Georg Bartl mit seiner Ehefrau die Feier. "Das höre ich mir nicht an", sagte er.
Bei den Weihnachtsadressen der Ratsfraktionen zuvor, zum Abschluss der letzten Sitzung des Jahres, hatten bis auf die SPD alle den schwelenden Konflikt ausgespart. SPD-Sprecher Herbert Hahner wies darauf hin, dass in einem grundsätzlich schwierigen Jahr in Eching auch immer noch "ein großer grauer Elefant im Raum" sei, womit er auf die unaufgeräumten Vorwürfe anspielte. Er äußerte dabei freilich "ein hohes Maß an Respekt" gegenüber dem Bürgermeister und sei "erstaunt, wie professionell es ihm unter diesen Umständen gelungen ist, die Gemeinde zu führen".
Auch Ehrenbürger waren eingeladen
Der Echinger Gemeinderat hatte am Dienstag seine letzte Sitzung des Jahres, im Anschluss war im Hotel "Olymp" die erste Weihnachtsfeier seit 2019 angesetzt, zu der auch Ehrenbürger, die Spitzen der Gemeindeverwaltung und die 2020 aus dem Gemeinderat ausgeschiedenen Ex-Kollegen geladen waren. Mit der kommunalen Verdiensturkunde des Freistaates für 18 Jahre im Gemeinderat wurde aktuell Otmar Dallinger geehrt und nachträglich Anette Martin, die diese Marke bei ihrem Ausscheiden 2020 erreicht hatte.