Brass Wiesn 2023:"Wo geht's denn hier nach Panama?"

Lesezeit: 3 min

Die "Brass Wiesn 2023" soll ein fröhliches und vor allem sicheres Festival werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Am Donnerstag startet wieder die Echinger "Brass Wiesn", bei der 2022 ein 25-Jähriger aus dem Landkreis Erding im See ertrunken ist. Mit einem Awareness-Team und zahlreichen anderen Sicherheitsvorkehrungen will man dafür sorgen, dass das in diesem Jahr nicht noch einmal passiert.

Von Birgit Goormann-Prugger, Eching

Die erste Echinger "Brass Wiesn" nach Beginn der Pandemie ist als diejenige in die Historie eingegangen, bei der es zu zwei tragischen Unglücksfällen kam. Ein 25-Jähriger aus dem Landkreis Erding war nach dem Besuch des Festivals mit mehr als 20 000 Besuchern im See ertrunken, ein anderer Festivalbesucher war von einem Autofahrer angefahren und schwer verletzt worden. Nach dem flüchtigen Fahrer wird bis heute gefahndet. Wenn an diesem Donnerstag die neunte Auflage der "Brass Wiesn" am Echinger See startet und die Festivalgäste anreisen, dann werden viele daran denken.

Die Suche nach dem 25-Jährigen, der nach dem Besuch der Brass Wiesn zunächst spurlos verschwand und dann nach fünf Tagen intensiver Suche von Badegästen tot aus dem Echinger See geborgen wurde, ging schließlich in den sozialen Medien viral. Tausendfach wurden die Posts und Berichte über sein Verschwinden geteilt und angeklickt.

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Nach der Brass Wiesn 2022 war auch heftig darüber diskutiert worden, ob und wie man als Veranstalter mit Tausenden von Gästen immer und überall für die absolute Sicherheit sorgen kann. Das Brass Wiesn-Team will in diesem Jahr zumindest alles versuchen, was möglich ist.

Unter anderem wurde ein neuer, zusätzlicher Sicherheitsdienst beauftragt und für den Echinger See gilt ein striktes Badeverbot von 21 Uhr an bis um fünf Uhr am Morgen. Evakuierungspläne wurden mit Polizei und Rettungsdiensten neu abgestimmt. Für die Sicherheit auf und um den See steht täglich die Wasserwacht zur Verfügung.

Kerzen und Blumen erinnerten an dieser Stelle an den Tod des 25-jährigen Festivalbesuchers, der im August 2022 im Echinger See ertrunken war. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Festivalmacher nehmen aber auch die Gäste selbst in die Verantwortung und fordern sie auf, genau hinzuschauen. "So schön ausgelassenes Feiern und Festivalgaudi mit Freunden und Familie ist - selten kann es auch passieren, dass jemand in eine Notlage gerät. Bitte sei deshalb aufmerksam und achte auf deine Mitmenschen. Wenn jemand Hilfe benötigt oder dir eine Situation komisch vorkommt, schau nicht weg!", appellieren sie via Facebook.

Die Mitarbeiter an der Bar sowie der Sanitäts- und Sicherheitsdienst seien zudem angehalten, schnell und diskret zu helfen, wenn sie mit dem Codesatz "Wo geht's hier nach Panama?" angesprochen werden. Hilfesuchende sollen dann zu einem sogenannten "Safe Space" zu geschulten Mitarbeitern geführt werden.

Berge von Hinterlassenschaften soll es nicht mehr geben

Auch beim Thema Müll hat man nachgearbeitet. Anwohner und Anwohnerinnen hatten sich im vergangenen Jahr über die Berge von Hinterlassenschaften der Festivalbesucher beschwert. In diesem Jahr bekommt man bei Betreten der Brass Wiesn einen leeren Müllsack mit einem Müllchip in die Hand gedrückt. Darin soll man seine Abfälle während der Festivaltage sammeln und ihn vor der Heimreise an den dafür vorgesehenen Stellen wieder zurückgeben. Erst dann bekommt man den Müllpfand in Höhe von zehn Euro wieder.

Die "Brass Wiesn" 2023 wird am Abend des Donnerstag, 3. August, mit den ersten Bands im Zelt beginnen. Da spielen dann Gallowstreet, Naft, Ria Reiser und M-Sound. Anreisen dürfen die Camper erst am Morgen des Tages um 9 Uhr. Vorher ist das Gelände abgesperrt. Auch da ist man in diesem Jahr strikt. "Jegliche Vorabanreisen sind aus sicherheitstechnischen Gründen strengsten untersagt und führen bei Verstoß zum Verweis des Platzes!", heißt es auf Facebook. Nicht allen gefällt das. "Ich glaub ihr macht euch mit euren ,Neuen Regeln' gerade einiges kaputt", beklagt sich zum Beispiel ein User.

Am Freitag geht es weiter auf der großen Freilichtbühne, im Hauptzelt und in diversen Hütten, die von mehr als einem Dutzend Bands bespielt werden. Darunter als Haupt-Acts Jan Delay & Disko No. 1, die Keller Steff Big Band, Fanfare Ciocarlia oder Pam Pam Ida.

"Erwin & Edwin" kommen in diesem Jahr zur Brass Wiesn nach Eching. (Foto: Stephan Rumpf)
Genauso wie "Dicht & Ergreifend'"... (Foto: Johannes Simon)
...und Hans Söllner. (Foto: Toni Heigl)

Am Samstag spielen unter anderem Dicht & Ergreifend, Hans Söllner, die Ringlstetter-Band oder Erwin & Edwin. Sonntag, 6. August, ist dann Ausklang beim Frühschoppen mit den Eching/Günzenhausener Kohlstatt-Musikanten. Auch die Echinger Blaskapelle und der Musikverein St. Andreas sind auf der "Brass Wiesn" vertreten. Das ist schon Tradition. Ebenso wie die Neufahrner Böllerschützen, die Goasslschnoiza Wolfersdorf und die Feger Spezies aus Freising.

Wenn dann alles vorbei ist, soll auch die Abreise der Feiernden geordnet vonstatten gehen: "Bitte achte bei der Heimreise auf andere Verkehrsteilnehmer und vermeide Gedränge oder lautes Hupen. So kommen wir alle sicher und glücklich nach einem fulminanten Festivalwochenende wieder nach Hause", bitten die Brass-Wiesn-Macher ihre Fans.

Weitere Infos und Rest-Tickets unter brasswiesn.de .

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