Diözesanmuseum:Auferstehen aus der Schuttwüste

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Im Freisinger Diözesanmuseum haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Wände werden herausgerissen, Decken entfernt, Kabel hängen bis auf den Boden herab. Museumsdirektor Christoph Kürzeder hat jedoch jetzt schon vor Augen, wie alles einmal werden soll.

Von Nadja Tausche, Freising

Der Münchner Saal des Diözesanmuseums gleicht einer Schuttwüste. Der Boden ist übersät von Brettern, Steinen, Holzsplittern. An der Decke fehlt die Verkleidung, der Blick dringt bis auf das Grundgerüst des Gebäudes durch. Lose Kabel hängen von oben hinunter, und wer raus auf den Gang tritt läuft Gefahr, dass ein Nagel seine Fußsohle durchbohrt.

Am Beispiel dieses Saales erklärt Museumsleiter Christoph Kürzeder das neue Konzept des Museums. Lichtdurchflutet soll es werden, großzügig und einladend. Kürzeder deutet auf die Fenster des Münchner Saals. Bis zum Boden werden sie gezogen, damit das Gebäude auch von außen offener wirkt. Innen will man weite Räume schaffen. Der Raum, über den sich der Schutthaufen erstreckt, bestand früher aus drei Räumen, die Wände hat man herausgerissen. Auch neue Böden bekommt das Museum. In Zukunft gehen die Besucher über geschliffenen Zementestrich, historische Dielenböden und Stein.

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Rund 45 Millionen Euro steckt die Erzdiözese München und Freising in die Sanierung des Diözesanmuseums. Der Umbau ist Teil einer groß angelegten Bauoffensive auf dem Domberg. Neben dem Museum werden unter anderem die Gebäude des ehemaligen Domgymnasiums saniert und umgestaltet, das Kardinal-Döpfner-Haus bekommt einen neuen Anbau. Auch die Frei- und Grünflächen auf dem Domberg werden neu gestaltet. 200 Millionen Euro veranschlagt die Erzdiözese insgesamt für die Sanierungsarbeiten.

Die Umbauarbeiten starteten im Diözesanmuseum. Schon seit 2013 ist es wegen eklatanter Mängel beim Brandschutz geschlossen. In einem Wettbewerb hatte die Erzdiözese ein passendes Architekturbüro ausgewählt, seit Juli diesen Jahres wird nun gebaut. Bis zum Sommer 2021 will man fertig sein. Die Liste der Bauvorhaben ist lang: An das Museum wird ein Restaurant angeschlossen. Ein Raum für Museumspädagogik kommt dazu sowie ein Raum, in dem sich Besucher hinsetzen und ausruhen können. Neu ist auch, dass die Büros der Mitarbeiter in einem Nebengebäude untergebracht werden.

Das Museum sei keine Missionsanstalt, sagt Museumsleiter Kürzeder

Wer den Innenhof betritt, blickt heute wie zu Besuchszeiten des Museums auf einen Spruch an der Wand. "Timor Domini Principium Sapientiae" steht da, Die Ehrfucht vor dem Herrn ist der Beginn der Weisheit. "Timor" als Ehrfucht, nicht Angst, das ist Kürzeder wichtig. Ob der Spruch stehen bleibt, weiß er noch nicht. Das Museum sei keine Missionsanstalt, sagt er, auch keine Lehranstalt im direkten Sinne. Man wolle "Kunst und Kultur im Kontext der Religion" zeigen, wolle Geschichten von Menschen erzählen, von Persönlichkeiten. Die Besucher sollen sich mit ihrer Geschichte und mit den Fragen des Lebens auseinandersetzen. "Die Menschen haben immer die gleichen Fragen", meint Kürzeder: Die nach der Angst vor dem Tod etwa. Das Museum wolle diese Fragen nicht beantworten, sondern dafür sorgen, dass die Menschen sie sich überhaupt stellen. Bei all der Veränderung im Museum gibt es auch Dinge, die so bleiben, wie sie sind. Der Bestand des Museums etwa werde sich nicht groß ändern, meint Kürzeder. Aktuell besitze das Diözesanmuseum etwa 40 000 Objekte, schätzt er, nicht alle sind im Museum ausgestellt. Im Unterschied zu früher werde die Ausstellung in Zukunft allerdings nicht mehr chronologisch aufgebaut sein. Stattdessen wolle man die Besucher anhand eines Leitgedankens durch die Räume führen. Im zweiten Stock werden Sonderausstellungen Platz finden.

Auch bautechnisch will man Manches erhalten. Die Rundbögen zum Beispiel, die in die Wände des Innenhofs eingelassen sind: Die stehen unter Denkmalschutz. Auch das Holzdach bleibt. Blickt man vom Innenhof aus nach oben, sieht man dunkles Holz, das sich in Pyramidenform nach oben zuspitzt. Während der Bauarbeiten hat man außerdem die Treppen geschützt, auch sie werden nicht erneuert.

Wer in den Raum geht, in dem später die Museumspädagogik untergebracht wird, sieht eine Decke, die von Holzbalken und Stahlträgern gemeinsam getragen wird. Man sehe daran die verschiedenen Bauabschnitte des Gebäudes, sagt Kürzeder. Bis ins Jahr 1870 geht die Geschichte des Diözesanmuseums zurück. Damals wurde es gebaut - ursprünglich als Knabeninternat.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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