Der Sieger steht fest:Respekt vor dem historischen Ensemble

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Das Büro Brückner & Brückner aus Tirschenreuth gewinnt den Planungswettbewerb für den Umbau des Diözesanmuseums auf dem Domberg, weil es besonders behutsam mit der vorhandenen Bausubstanz umgeht

Von Petra Schnirch, Freising

Seit zwei Jahren ist das Diözesanmuseum am Domberg bereits geschlossen. Nun hat das Erzbistum einen wichtigen Schritt in Richtung Wiedereröffnung gemacht - gleichwohl wird das noch eine ganze Weile dauern. Am Dienstag präsentierte die Erzdiözese die drei Erstplatzierten des Planungswettbewerbs für den Umbau des Gebäudes. Favorit des Preisgerichts ist der Entwurf des Büros Brückner & Brückner Architekten aus Tirschenreuth, das "mit allergrößtem Respekt vor der vorhandenen Bausubstanz umgegangen ist, wie Jury-Vorsitzender Wolfgang Riehle sagte. Optisch gibt es nur einige "feine Eingriffe" - ganz im Gegensatz zum Zweitplatzierten Heinrich Böll aus Essen, der einen großen, auch von der Stadt aus gut zu sehenden Glasaufbau anstelle des Ziegeldachs vorsieht. Platz drei ging an das Büro BASD Architekten aus Berlin, das sehr nah am Bestand bleibt.

Das Museum, das wegen Brandschutz-Mängeln geschlossen ist, soll nach der Umgestaltung deutlich mehr Besucher anlocken - Ziel ist eine Verdreifachung. Bisher kamen etwa 30 000 pro Jahr. Erreicht werden soll das durch eine neue Präsentation der Werke, eine Schärfung des Profils und mehr Sonderausstellungen.

Am ehesten überzeugt hat das Preisgericht auch in dieser Hinsicht der Entwurf von Brückner & Brückner. Obwohl Brandschutztreppen und Aufzüge eingefügt werden, werde "das symmetrische Grundprinzip des Hauses" wiederbelebt, lobte Wolfgang Riehle. Im Atrium wird die drückende Holzdecke durch ein Glasdach ersetzt, das mehr Licht einfließen lässt. Auch außen gewinnt das einstige Knabenseminar aus dem Jahr 1870 an Leichtigkeit und Offenheit, indem die Fensterbrüstungen nach unten gezogen werden. Die Fassade habe dadurch "große Kraft" bekommen. Einem allerdings, glaubt Riehle, werden die Denkmalschützer nicht zustimmen: Die Architekten aus Tirschenreuth verzichten auf den seitlich gelegenen Turm.

Große Diskussion mit dem Denkmalschutz würde in jedem Fall der Entwurf von Heinrich Böll mit seinem großen Glasdach auslösen. Die lichtdurchfluteten Räume böten einen grandiosen Blick auf die Stadt. Gleichzeitig würde sich das Gebäude spektakulär nach außen öffnen: In der Nacht wäre das beleuchtete Dachgeschoss von weitem zu sehen - und somit eine gute Werbung für das Museum, sagte Riehle. Dies ist gleichzeitig aber auch das größte Problem: Der Eingriff in die Bausubstanz wäre enorm und möglicherweise nicht durchzusetzen. Was dem Preisgericht außerdem nicht gefiel: Für die unteren Stockwerke hat das Büro kaum Änderungsvorschläge eingebracht.

Einstimmig setzte das Preisgericht am Montag nach zwölfstündiger Sitzung die Arbeit aus Tirschenreuth auf Platz eins. Auch Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Museumsdirektor Christoph Kürzeder gehörten als Sachpreisrichter dem Gremium an. Zwölf Büros hatten sich an dem Planungswettbewerb beteiligt. Er sei zufrieden mit dem Wettbewerb, sagte Kürzeder nach der Präsentation im Gespräch mit der SZ. Er ließ zwar durchblicken, dass das gläserne Dachgeschoss des Böll-Entwurfs für einen Ausstellungsmacher sehr verlockend sei. Brückner & Brückner aber zeige große Verantwortung für die historische Bausubstanz. Der klare Grundriss sei für einen gut funktionierenden Ausstellungsbetrieb ideal. Auch die ästhetische Qualität habe ihn überzeugt.

Wann der Direktor endlich wieder in seinen Museumsräumen arbeiten kann, ist offen. Auf einen Eröffnungstermin wollte sich Kürzeder nicht festlegen. An der Ausstattung arbeitet er dennoch weiter. Für die Kapelle ist eine Lichtinstallation von James Turrell in Planung.

Kosten wird der Museumsumbau nach ersten Schätzungen 30 bis 36 Millionen Euro, eine echte Berechnung liegt laut Markus Reif, dem Finanzdirektor der Erzdiözese, noch nicht vor. Verschiedene Gremien im Erzbistum werden sich nun mit den drei Sieger-Entwürfen befassen, einer davon wird am Ende dann in vermutlich etwas modifizierter Form umgesetzt. Als Berater waren im Planungswettbewerb auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften eingebunden. Peter Beer, der Generalvikar des Erzbischofs, betonte, dass das Museum nicht nur die Geschichte der Erzdiözese darstelle, sondern ein lebendiger Ort bleiben soll. Deshalb sei auch die Öffentlichkeit früh eingebunden worden.

Die Vorschläge der Architekturbüros sind am Freitag und Samstag, 26./27. Juni, auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu sehen sind sie von 10 bis 17 Uhr im Erdgeschoss des Diözesanmuseums.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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