Trainer-Interview:Beim TSV Jahn schwinden die Hoffnungen auf den Klassenerhalt

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Holger Prote (Mitte) hat Spaß daran, die jungen Basketballer des TSV Jahn Freising zu trainieren. Sie entwickeln sich von Spiel zu Spiel weiter und schaffen vielleicht sogar noch den Klassenerhalt in der 2. Regionalliga. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Jahr stand Basketballer Holger Prote nicht mehr an vorderster Trainer-Front. Jetzt ist er spontan eingesprungen und versucht, mit dem TSV Jahn Freising den Klassenerhalt in der 2. Regionalliga zu sichern.

Interview von Alexander Kappen, Freising

So ganz raus aus dem Basketball-Geschäft war er natürlich nicht. Holger Prote ist im Vorstand der Baskets Vilsbiburg noch für den Bereich Leistungssport und die Erste Mannschaft zuständig. Aber in vorderster Linie stand der 44-jährige Moosburger seit April 2018 nicht mehr, als er nach zehn Jahren das Traineramt in Vilsbiburg aufgab. Das hat sich vor ein paar Wochen geändert, da wechselte Protes früherer Verein, der TSV Jahn Freising, das zweite Mal in der laufenden Saison den Trainer und suchte einen neuen Headcoach. Prote sprang spontan ein und versucht nun, mit dem TSV Jahn den Klassenerhalt in der 2. Regionalliga zu sichern.

SZ: Als Werner Link Sie angerufen und den Job in Freising angeboten hat, haben Sie da nicht ein wenig gezögert? Es ist ja eine Art Himmelfahrtskommando.

Holger Prote: Der Werner hat mir gar keine Chance gelassen. Das hat er richtig gut gemacht, er hat mich 25 bis 40 Minuten zugetextet und nicht zu Wort kommen lassen. Er hat gesagt: Du musst kommen, wir brauchen Dich. Ausschlaggebend war auch die Verbindung zum Gojko ( Stojisavljevic, Protes früherer Coach und jetzt Freisings Co-Trainer; Anm. d. Red.). Für den ist das ja auch eine Herzensangelegenheit, dass das alles nicht den Bach runter geht. Ich hab' dann ein zehnminütiges Gespräch mit der Familie geführt, weil manche Sachen ja zu organisieren sind. Am Nachmittag bin ich dann nach Freising und hab am Abend schon das erste Training geleitet.

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Teammanager Stefan Manhart soll gesagt haben, dass Ihr Vorgänger Roland Savarzo und das Team unterschiedliche Vorstellung hatten über das Training und die Art, Basketball zu spielen. Welche Herangehensweise haben Sie jetzt?

Ich kann nicht beurteilen, wie der Roland gearbeitet hat. Ich schätze den Roland übrigens sehr. Mein Ansatz war relativ simpel: Die Verteidigung haben wir intensivieren müssen, um das Selbstvertrauen wieder reinzubringen. Was wir gebraucht haben, war dieser unbedingte Glaube, dass wir das noch drehen können. In der zweiten Woche haben wir uns dann auf den Angriff fokussiert und das Spiel gegen die DJK München auch gewinnen können.

Da kommt Ihnen auch Ihre langjährige und erfolgreiche Tätigkeit in Vilsbiburg mit dem Durchmarsch von der Kreis- bis in die 1. Regionalliga zu Gute.

Das zum Einen, ja. Und auch, dass ich den Vorteil habe, dass ich selber Jahre auf einem höheren Level gespielt habe. Und dass ich immer sehr gute Trainer hatte - ob es ein Robert Scheinberg war oder ein Gojko, der mich Jahre lang geformt hat und mich jetzt weiterhin unterstützt mit seinem Rat. Er hat einen Erfahrungsschatz, den man nicht unterschätzen darf. Am besten könnte man es so formulieren: Ich bin das Herz und er ist das Hirn. Ich bin immer schon, auch als Spieler, über die Emotion gekommen - ich war nie das klassische Talent.

Sie haben gesagt, dass Sie in Vilsbiburg aufgehört haben, weil sie einen Umbruch mit einem Jugendkonzept für nötig hielten und Sie eher der ziel- und erfolgsorientierte Typ sind. Jetzt haben Sie in Freising genau das: junge, talentierte, aber noch unerfahrene Spieler.

Aber in Freising war ein Ziel da. Für mich war wichtig, dass ich weiß: Okay, es geht darum, den Abstieg zu verhindern. Ich brauche als Trainer Ziele und kann nicht sagen: Wir gehen in eine Saison rein und schaun mal, was rauskommt.

Heißt das dann, dass die Mission in Freising auf jeden Fall nach der Saison endet?

Ich bin da noch relativ offen. Ich habe immer noch die Verbindung zu Vilsbiburg, das ist ein Baby von mir. Die Sache will ich weitermachen, aber das geht auch parallel. Es macht mir genauso Spaß, mit diesen Freisinger Talenten zu trainieren, weil da wirklich Potenzial da ist. Das sind nur Kleinigkeiten, die man verändern muss.

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Gojko Stojisavljevic hat mal gesagt, Sie seien, als Sie damals ins Freisinger Team kamen, nicht reif für die Regionalliga gewesen, hätten dann trainiert wie verrückt und seien zwei Jahre später Leistungsträger gewesen. Ein Ansatz für die aktuellen Freisinger Talente?

Egal ob du ein Talent bist oder nicht und egal in welcher Liga - du musst trainieren. Du brauchst ein Ziel, du brauchst einen Fokus und du musst daran arbeiten. Dir wird nichts geschenkt, nicht im Privaten, nicht in der Arbeit und nicht beim Sport.

Haben Sie nach den ersten Wochen das Gefühl, die Spieler nehmen das an?

Ja. Das stimmt mich auch positiv, dass du siehst, wie sie sich im Training verbessern, dass sie sich spielerisch verbessern und dass die Sachen auch umgesetzt werden. Du hast da 17- und 18-Jährige, die Fehler machen dürfen, aber man muss schaun: Wie ist der Lernprozess, können wir uns von Spiel zu Spiel entwickeln? Mit dem Druck natürlich, dass jedes Spiel für uns ein Endspiel ist.

Wenn es am Ende nicht klappt mit dem Klassenerhalt: Wie schlimm wäre ein Abstieg für einen Verein wie Freising?

Sehr schlimm. Freising ist ein Traditionsverein. Seit 30 Jahren sind die in der Regionalliga vertreten. Ein Verein braucht auch ein gewisses Zugpferd, und die Erste Mannschaft muss ein Zugpferd sein. Die 2. Regionalliga hat ein gutes Niveau. Das ist eine Plattform für junge Spieler und ein Ziel für Spieler aus der U 12 oder U 14, dass die sagen, da möchte ich mal dabei sein und vor hunderten von Zuschauern spielen. Aus einer unteren Liga wieder aufzusteigen, ist immer schwer. Machbar ist es, wenn man das nötige Konzept hat, aber es ist schon eine gewisse Hürde.

Aber Sie sind mit Blick auf den Klassenerhalt zuversichtlich?

Absolut. Bis zum 30. März um 22 Uhr, wenn die Saison vorbei ist, gebe ich 100 Prozent und werde daran glauben, dass wir drin bleiben.

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