Basketball Regionalliga:Kommando Himmelfahrt

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Sieg im Spitzenspiel: Janosch Kögler (re.) lässt beim 89:78 Leitershofens Besten Matthew Carr Jr. stehen. (Foto: Claus Schunk)

Der TSV Oberhaching Tropics gewinnt das Regionalliga-Spitzenspiel gegen Leitershofen und verspürt plötzlich Lust auf Profi-Basketball.

Von Raphael Weiß, Oberhaching

Plötzlich ist all die Anspannung weg. Mario Matic wirkt federleicht, als er gemeinsam mit seinen Spielern vor die Fans tritt. Fast die gesamte Spielzeit hatte der Trainer der Oberhachinger Basketballer gefuchtelt, geschrien, geschimpft oder gejubelt. Jetzt steht er da, grinst breit und zufrieden und genießt die "Super-Mario"-Rufe. Gerade hat sein Team im Regionalliga-Spitzenspiel den Zweiten BG Leitershofen/Stadtbergen souverän mit 89:78 geschlagen, der Primus hat den ärgsten Verfolger weiter distanziert und einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht. "Das war eindeutig unser bestes Spiel des Jahres. Wir waren genau zum richtigen Zeitpunkt voll da", sagt Matic. Acht Spiele stehen noch aus, vier Siege reichen zum Titel - und damit vielleicht zum professionellem Basketball in Oberhaching. "Wir wollen auf jeden Fall in die Pro B", sagt Matic. "Ob wir es tatsächlich können, ist eine andere Frage."

Das sind ganz neue Töne beim TSV Oberhaching Tropics. Bislang war der Aufstieg nämlich kein Thema. Im Januar noch hatte Matic den Schritt in den professionellen Sport kategorisch ausgeschlossen: "Es fehlt einfach viel, was über das Sportliche hinausgeht. Halle, Struktur, Geld, alles. In der ProB ist für Vereine wie uns einfach kein Platz", sagte er im Gespräch mit der SZ. Doch je näher der Meistertitel rückt, desto größer wird die Versuchung, sich diesen Platz zu schaffen: "Mit den Tropics in den Profibasketball aufzusteigen, so eine Chance gibt's nur ein Mal. Die kommt nicht wieder", glaubt der Coach.

Um die Gelegenheit beim Schopf packen zu können, benötigt der Klub die Unterstützung der Gemeinde. Bernd Schubert, Vorsitzender des TSV Oberhaching-Deisenhofen, muss nun viel Überzeugungsarbeit leisten: "Ohne die Gemeinde geht gar nichts. Wir brauchen die entsprechende Hallengröße, damit wir überhaupt zugelassen werden." Mögliche Spielorte sind die Grundschule Deisenhofen und das Gymnasium Oberhaching, in beiden Hallen spielen die Tropics derzeit. Die Vorgaben für die zweite Liga erfüllt aber keine der beiden Spielstätten. Doch selbst wenn die Gespräche erfolgreich verlaufen, wäre noch nicht sicher, woher das Geld für den zu erweiternden Kader und die steigenden Kosten kommen soll: "Es gibt noch einige Probleme. Aber erst, wenn die Gemeinde hinter uns steht, können wir die anderen Baustellen angehen", erklärt Matic. Vor allen strukturellen müssen aber erst einmal die sportlichen Voraussetzungen für den Aufstieg erfüllt sein, der Sieg im Topspiel könnte der entscheidende Schritt zum Titel gewesen sein.

Rund 140 Zuschauer sahen in der Grundschule Deisenhofen ein intensives Match der zwei besten Mannschaften der Regionalliga Südost, mit zwei unterschiedlichen Konzepten. Auf der einen Seite Leitershofen, die ihr gesamtes Spiel auf Emanuel Richter und den US-Amerikaner Matthew Carr Jr., den mit Abstand besten Werfer der Liga, ausgerichtet haben. Auf der anderen Seite Oberhaching, breit und ausgeglichen aufgestellt: "Ich denke, wir haben den tiefsten Kader in der gesamten Liga", sagt Matic - und wird von Vereinschef Schober unterbrochen: "Und einen sensationellen Trainer. Er ist der Beste, den wir jemals hatten."

Bis zur Halbzeit war das Spiel ausgeglichen, vor allem dank Leitershofens Carr, der in Halbzeit eins auf 16 Punkte und vier Assists kam. Im dritten Viertel begannen die Tropics das Spiel an sich zu reißen, trafen wichtige Dreier, verteidigten giftig und zogen schließlich im Schlussviertel davon. "Das war eine großartige Teamleistung. Wir haben jetzt vier Siege Vorsprung, aber es ist noch nichts entschieden", erinnert Matic. "Ab jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel." Leitershofens Trainer Ian Chadwick wollte die Meisterschaft noch nicht komplett abschreiben: "Das war heute sehr schmerzhaft. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass diese Mannschaft noch vier Spiele verliert, aber wir müssen weiterspielen und schauen, was passiert."

Spätestens am 13. April werden die Tropics Gewissheit haben, dann steht der letzte Spieltag an. Ob sie dann auch aufsteigen, liegt nicht nur in ihrer Hand, es werden zwei spannende Monate in Oberhaching: acht Endspiele und viele intensive Gespräche mit Gemeinde und Sponsoren. Ein steiniger Weg, an dessen Ende ein Profiteam stehen könnte. "Die ProB wäre ein Himmelfahrtskommando, ein riesiges Abenteuer", sagt Matic. "Aber wir hätten große Lust darauf."

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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