Kolumne "Hertzkammer":Zurück aus Nimmerland

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Mitte der Neunzigerjahre verfiel Franca Rehm dem Techno. (Foto: Carolin Saage)

Als Resident-DJ des renommierten Clubs Kater Blau gehört die gebürtige Münchnerin Franca zu den zentralen Figuren des Berliner Nachtlebens. Nun beehrt sie ihre alte Heimat mit einem DJ-Set im Bahnwärter Thiel.

Von Martin Pfnür

Das Kater Blau am Friedrichshainer Spreeufer gehört neben dem weltbekannten Hedonisten-Tempel Berghain zu jenen Orten, die jeder gut informierte Techno-Tourist auf seiner Berlin-Agenda haben dürfte. Hat man dort erst mal die eisenharte Tür passiert, eröffnet sich einem eine Art lustig zusammengezimmerter Abenteuerspielplatz mit Neo-Hippie-Flair samt zweier Dancefloors und saisonal ankerndem Hausboot. Wäre Peter Pan ein Raver, er würde genau hier seine Wochenenden verbringen.

Wer in diesem gut bewachten Nimmerland musikalisch das Zepter schwingt, darf sich also durchaus was drauf einbilden. Umso mehr, wenn man zum erlesenen Kreis der Hauskater zählt, wie die Resident-DJs im Kater Blau liebevoll genannt werden. Man kann sich nun natürlich trefflich darüber streiten, ob man im Fall von Franca Rehm nicht vielmehr von einer Hauskatze sprechen sollte - Fakt ist jedenfalls, dass die schlicht als Franca firmierende DJ seit einigen Jahren zu jenen Felidae zählt, die hier regelmäßig Stimmung in die umschwärmte Bootsbude bringen, und davon nicht zu knapp.

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Francas Weg zu diesem Status begann indes bereits Mitte der Neunziger in München. Schwer angefixt durch ihren damaligen Schulbusfahrer, der es sich nicht nehmen ließ, seine jungen Passagiere bei jeder Fahrt mit bretthartem Techno zu beschallen, verfällt auch Franca Rehm in Windeseile dieser hochenergetischen neuen Musik. Mit ihrem Doppel-Tapedeck nimmt sie bald erste Mixtapes im Kinderzimmer auf, die sie an Freunde verschenkt, und beginnt nach einem Umzug nach Köln Mitte der Nullerjahre schließlich auch mit dem Auflegen.

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Und so wird aus einem Hobby, das eigentlich eher als Wohnzimmerprojekt aus reiner Liebe zur Sache gedacht war, eine Obsession, die 2015 in Francas ersten eigenen elektronischen Produktionen mündet. Es sind nicht übermäßig viele, dafür jedoch enorm filigran ausgearbeitete Tracks, die sie seither aus der Taufe gehoben hat. Mal vereinigen sie das kraftvoll Pumpende des Deep-House mit dicht gewobenen Atmosphären, wie in ihrer gleichnamigen Hommage auf die indische "Vipassana"-Meditation. Mal entfalten sie eine formidabel ins Ekstatische gedrehte Form elektronischer Psychedelik, wie im Titeltrack ihrer "Microdosing"-EP. Beim "Bunten Treiben mit Franca" im Bahnwärter Thiel steht selbige nun einer ganzen Riege an DJs als namensgebende Künstlerin des Abends voran. Es dürfte eine glorreiche Heimkehr werden.

Buntes Treiben mit Franca, Samstag, 24. Juni, ab 22 Uhr, Bahnwärter Thiel , Tumblingerstraße 45

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