Deutsches Museum - Flugwerft Schleißheim:Verfranzt in der Alltagssprache

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Auch das Bild von "Emil und Franz" wird in der Ausstellung "Bombenwetter!" in der Flugwerft Schleißheim gezeigt. (Foto: MHM Gatow)

Die Wanderausstellung "Bombenwetter!" präsentiert Redewendungen, die ihren Ursprung im Luftkrieg haben.

Von Barbara Hordych

Wenn jemand "sich verfranzt" geht es um Orientierung - oder genauer, um den Verlust derselben. Eine Redensart, die vielen geläufig sein dürfte. Weniger bekannt indes ist ihr Ursprung aus den frühesten Zeiten der Militärfliegerei. Piloten trugen damals den Spitznamen "Emil". Beobachter, die meist auch zu navigieren hatten, und auch deren Kompasse wurden "Franz" genannt. Navigieren hieß entsprechend "franzen". Und das Ergebnis falscher Navigation: "sich verfranzt haben". "Das Fliegen faszinierte die Menschen von Beginn an, und der Luftkrieg wurde in populären Medien als ritterlicher Kampf stilisiert", sagt Rolf-Bernhard Essig. "So wanderten Fachbegriffe und Redensarten aus der Flieger- in die Alltagssprache", erklärt der in Bamberg lebende "Indiana-Jones der Sprachschätze", wie ihn die Nürnberger Nachrichten titulierten, seit er im Deutschlandradio in der Sendung "Essigs Essenzen" fast jede Frage rund um Sprichwörter und Redensarten beantwortet hat.

Auch die "Sexbombe" und der "Blockbuster" entstammen der Fliegersprache

Karin Grimme vom Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow hatte Essig 2019 kontaktiert, um eine Ausstellung zum Thema "Militär und Sprache" zu konzipieren. Er schlug vor, das Thema noch weiter zu schärfen, sprichwörtliche Redensarten, die mit dem Luftkrieg zu tun haben, in den Fokus zu rücken und lieferte gleich zwei Dutzend lohnende Beispiele von "am Boden zerstört sein" bis zu etwas "auf dem Schirm haben". Auf dieser Grundlage erarbeitete das Kuratorenteam um Essig und Grimme die "Bombenwetter!"-Wanderausstellung, die von 2. September an in der Flugwerft Schleißheim, einer Außenstelle des Deutschen Museums, zu sehen ist. Die Schlagworte werden dabei schwarz auf gelb auf großformatigen Modulen präsentiert, ergänzt durch passende Exponate und Erklärtexte. So findet sich bei der "Sexbombe" sowohl eine schwarze Bombenkugel als auch ein spitzer, rosa Büstenhalter. Und der "Blockbuster", der eigentlich eine Großbombe der britischen Royal Airforce bezeichnete, wird heutzutage mit Starkino und inzwischen sogar mit umsatzstarken Medikamenten in Verbindung gebracht - wie die Covid-Impfstofffläschchen neben dem riesigen, explosiven Zylinder illustrieren.

Bombenwetter!, 2. Sep. bis 28. Feb. 2023, Flugwerft Schleißheim, Effnerstraße 18

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