Festnahme:Münchner ortet geklautes Handy und führt Polizei in Echtzeit zu Einbrecher

Lesezeit: 2 min

  • Der 27-Jährige Jürgen A. nickt in seiner Erdgeschoss-Wohnung im Lehel ein. Als er aufwacht, schlüpft gerade ein Einbrecher aus dem Fenster.
  • A. ortet sein Handy und dirigiert die Polizei so zu einem 39 Jahre alten Mann, der mehrfach vorbestraft ist.

Von Thomas Schmidt

Er schlummert friedlich auf seinem Sofa, als ihn ein Geräusch aus dem Schlaf schreckt. Es ist 1.40 Uhr in der Nacht. Eigentlich hatte Jürgen A. ( Name von der Redaktion geändert) noch ein bisschen fernsehen wollen, dabei muss er wohl eingenickt sein. Woher kommt plötzlich dieses Geräusch? Der 27-Jährige öffnet die Augen, blickt durchs dunkle Zimmer - und sieht keine zwei Meter von sich entfernt: einen Einbrecher. Kurze Hose, blau gestreiftes Shirt, Bart. Er hockt auf dem Fenstersims, starrt ihn an. Jürgen A. starrt zurück.

"Passiert das gerade wirklich?", schießt es ihm durch den Kopf. "Träume ich?" Es dauert nur einen Moment, dann klettert der Einbrecher aus dem Fenster und verschwindet in der Dunkelheit. Weil Jürgen A. genau richtig reagiert, fasst die Polizei den Einbrecher bereits eine Viertelstunde nach dessen Flucht.

Der einschlägig vorbestrafte 39-Jährige, der keinen festen Wohnsitz in Deutschland besitzt, hatte versucht, eine vermeintlich günstige Gelegenheit auszunutzen. Bevor Jürgen A. auf dem Sofa eingenickt war, hatte er das Fenster zu der Erdgeschoss-Wohnung im Lehel geöffnet, die Nacht war heiß und schwül. Der Einbrecher sieht das, hievt sich hoch, klettert hinein und blickt sich im Zimmer um, während Jürgen A. direkt neben ihm schläft. Der Dieb macht Beute, klettert wieder auf das Fensterbrett - und Jürgen A. wacht auf.

Als er den ersten Schock überwunden hat, springt er auf und läuft ins Nebenzimmer, wo seine Freundin im Bett liegt. Ihr geht es gut, sie schläft noch. Als nächstes schaut sich der 27-Jährige um: Was fehlt? Der Geldbeutel ist noch da. Aber sein Smartphone kann er nicht finden. Jürgen A. setzt sich an seinen Computer, ortet die Position des Handys und sieht, wie es sich auf der Straße von ihm wegbewegt.

Er ruft die Polizei und gibt den Beamten in Echtzeit durch, wo sich sein gestohlenes Telefon gerade befindet. Alles geht sehr schnell. Eine sofort eingeleitete Fahndung führt zum Erfolg. Polizeibeamte der Verkehrsüberwachung spüren den Täter an der Ludwigstraße auf und nehmen ihn fest.

Der 39-jährige Einbrecher hat nicht zum ersten Mal gestohlen. Abgesehen davon, dass er mehrfach vorbestraft ist, finden die Polizisten bei ihm ein zweites geklautes Handy und teure Kopfhörer. Beides stammt aus dem Rucksack eines 26-jährigen Münchners, der sein Gepäck am Mittwoch unbeobachtet auf einer Wiese am Eisbach hatte liegen lassen. Auch hier hatte der Dieb eine für ihn günstige Gelegenheit ausgenutzt. Nun sitzt er in Untersuchungshaft.

Jürgen A. ist heilfroh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. "Zum ersten mal in meinem Leben habe ich bei der Polizei angerufen", erzählt der Ingenieur. Er sei "positiv überrascht" gewesen, wie schnell die Beamten reagiert hätten. Künftig will er sein Fenster zur Straße nachts lieber nicht mehr öffnen, sicher ist sicher. Als alles überstanden war, habe er sich gleich wieder an den Computer gesetzt - um eine Alarmanlage im Internet zu bestellen.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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