Festival:Tanz um die eilige Kuh

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Versteckt hinter Avataren agiert die Intelligent-Dance-Music-Band C.O.W., die ihren Hauptsitz in München, aber auch einen Arm in China hat. (Foto: Compost)

Beim Festival "Digital/Analog" treffen experimentierfreudige Kollektive wie "C.O.W." und Beat-Avantgardisten wie Jimi Tenor auf Videokünstler und virtuelle Realitäten.

Von Michael Zirnstein

Kann ausgerechnet eine Kuh, Sinnbild des simplen Landlebens, Zugpferd werden eines experimentierfreudigen Festivals wie dem "Digital/Analog"? Ganz gewiss sogar, wenn dieses Vieh die Band C.O.W. ist, eines der größten Sagenwesen des modernen Dance-Pop - man versteckt sich in Videos hinter Kuh-Avataren und auch bei Konzerten hinter Masken. Extrem schwer zu googlen. Selbst wenn man ihr Münchner Label "Compost" einbezieht, bekommt man meist Bilder von Kuhdung.

Auch das im offiziellen Namen angehängte chinesische Schriftzeichen für Rind ("Niu") hilft kaum weiter, es nährt aber den Mythos, diese rastlose Gruppe wäre in München, Berlin und in Peking daheim. Am ehesten kommt man weiter, wenn man C.O.W. zusammen mit den Titeln des neusten Minialbums sucht: "Fury". In der Single "General Ling" behandeln sie, gerappt von der Singapur-Kanadierin Masia One, ebenso wie zuvor schon in "Epic" mit dem philippinische Rapper Jake Masca, den größten Helfer und Feind der analogen Weltordnung: das Internet.

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C.O.W. befinden sich also genau an jener Schnittstelle, an der "Digital/Analog" andockt, und das bereits seit 18 Jahren. Das Festival ist ein Gesamtkunstwerk: Fast der ganze Gasteig (bis auf die Philharmonie) wird bei freiem Eintritt zwei Nächte lang zum Plattform und zum Labor für intelligente Pop-Kultur. Jeder Musik-Act bekommt einen Videokünstler an die Seite, der die Klänge live noch einmal in eine andere Dimension versetzt. Dabei treten so viele Bands wie nie in der Festival-Geschichte auf.

Außer C.O.W. ist die Zugnummer heuer Jimi Tenor. Der finnische House-Avantgardist, der in den Neunzigern mit "Take Me Baby" einen düsteren Techno-Hit landete und neulich die Elbphilharmonie beschallte, fusioniert hier mit der glitzernden Big-Band Dachau. Überhaupt ist der Trend zu Techno-Jazz-Kollektiven auch bei Digital/Analog angekommen mit Korgchester, Siea und dem Jazzrausch-Ableger Slatec. Und selbst eher klassische Bandprojekte wie Goya Royal, Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung, Ark Noir, The Charles oder Dirty Feetz (mit ihren Zaubertrick-Shows) machen alles andere als herkömmliche Musik.

Dazu kann auch der Besucher sich wieder einbringen: beim Synthesizer-Karussell, in Workshops, in der 3D-Klangdusche des "Siemens Arts Program" und bei "Symbioses", wo man in Virtual-Reality-Umgebungen eintauchen und sein eigener Avatar werden kann.

Digital/Analog, Fr., 18. Okt., 20.30-1 Uhr, Sa., 19. Okt., 20.30-4 Uhr, Gasteig, Eintritt frei

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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