Feier nach Champions-League-Finale:Unterdrückter Jubel

Lesezeit: 2 min

In den Fanshops des FC Bayern ist das Final-Trikot momentan der Verkaufsschlager. (Foto: dpa)

Spieler, Vereinsführung und Fans des FC Bayern fiebern dem Champions-League-Finale entgegen. Im Falle eines Sieges soll nach der Rückkehr aus London aber keine große Feier stattfinden. Der Klub begründet das mit dem ausstehenden Pokalfinale. Viele Fans sind enttäuscht.

Von Andreas Burkert, Philipp Crone, Stefan Galler, Dominik Hutter und Marco Völklein

So sehen Sieger aus, vielleicht auch am 25. Mai: wild entschlossen auf dem Fußballplatz, völlig enthemmt im Moment des Triumphs im Stadion von Wembley. Sollte der FC Bayern das Champions-Finale gegen Dortmund gewinnen, dann wird der Jubel auch in München keine Grenzen kennen.

Man kann sich gut vorstellen, was das bedeutet: spontane Feiern bei den Fanfesten, auf der Leopoldstraße, in der gesamten Innenstadt. Mit einem Sieg am 25. Mai wäre die Schmach vom Vorjahr getilgt, als die Bayern das Champions-League-Endspiel im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea verloren hatten.

Um so verwunderlicher finden viele Fans daher d ie Entscheidung des FC Bayern, bei einem Sieg den Ball flach zu halten und weder eine Feier noch einen Triumphzug durch die Stadt zu veranstalten. Der Erfolg ist offenbar alles, Mannschaft und Trainer sind auf das Triple fixiert - vor dem Finale im DFB-Pokal am 1. Juni gegen Stuttgart herrscht an der Säbener Straße höchste Konzentration.

Vereinssprecher Markus Hörwick geht davon aus, dass die Mannschaft auch im Falle eines Sieges am 26. Mai gegen 17 Uhr zurück in München sein wird - nach einem stimmungsvollen Empfang am Flughafen, unter anderem mit Blaskapelle, gehe es dann mit dem Bus über die Autobahn und die Ostumgehung zurück in die Stadt, ohne Corso. "Diese Entscheidung haben unser Trainer Jupp Heynckes und Karl-Heinz Rummenigge getroffen, weil unsere Konzentration nach London vollständig dem Pokalfinale in Berlin gelten soll", sagt Hörwick.

Wolfgang Schneider vom Fanclub "Viva Bavaria" kritisiert die Linie der Vereinsbosse: "Ich bin sehr enttäuscht. Nachdem bei der Meisterfeier getönt wurde, es werde drei Feiern geben, haben wir uns darauf eingestellt, dass es am Sonntag richtig ab geht." Schneider verweist auf das geringe Kontingent an Endspieltickets, das dem FC Bayern zur Verfügung steht. "Nur die Wenigsten können in London dabei sein. Deshalb hätten wir uns wahnsinnig gefreut, tags darauf mit der Mannschaft zusammen ordentlich Party zu machen."

Andere sehen die Sache gelassener. "Ich finde das okay, wenn nach dem Champions-League-Finale keine große Sause geplant ist", sagt Marco Bernhard, Vorsitzender des Fanclubs "Red Korn". "Wir sind alle heiß aufs Triple, schließlich hat es das noch nie gegeben." Die "FCB-Akademiker" richten sich darauf ein, am Tag nach dem Match in Wembley kurzfristig zu einer Champions-League-Feier auszurücken. Vorstand Fred Andreas Meyer glaubt fest daran, dass im Erfolgsfall der Ausnahmezustand in der Stadt ausgerufen wird.

Auch wenn die Bayern für eine mögliche Champions-League-Siegesfeier in München nichts geplant haben: Für den Abend nach dem Spiel in London sind Vorkehrungen getroffen. Der Münchner Caterer Michael Käfer, der auch gerade die Meisterfeier im Postpalast organisiert hat, hat das passende Hotel für das Bankett gefunden.

Fest steht auch ein zweiter Feierort: In Berlin nach dem Pokalfinale werden die Bayern gegen Mitternacht in der Telekom-Repräsentanz erwartet. Ob sie da so ausgelassen und lange feiern wie in der Meisternacht? "Das hängt vor allem vom Spiel am 25. Mai ab", sagt Michael Käfer.

Dies gilt auch für eventuelle Spontanfeten am Abend des Champions-League-Finales oder am Tag darauf, wenn die Mannschaft am Flughafen eintrudelt. Die obligatorische Sperrung der Leopoldstraße, der klassischen Fußball-Feiermeile, fällt fast unter Routine und kann kurzfristig angeordnet werden.

Nach Auskunft des Kreisverwaltungsreferats gibt es bei der Polizei spezielle Einsatzpläne für die Leopoldstraße, die man notfalls auch bei erneutem Feten-Drang zur Spieler-Heimkehr am 26. Mai in Kraft setzen könnte. "Das liegt voll in den Händen der Polizei", berichtet Oberbürgermeister Christian Ude - die Stadt ist nur für die Genehmigung organisierter Veranstaltungen zuständig. Und die wird es ja zumindest am 26. Mai nicht geben, mangels Veranstalter. "Aber natürlich kann jeder spontan mit Trikot und Schal zum Feiern in die Fußgängerzone oder auf den Marienplatz kommen."

© SZ vom 18.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: