Überblick:Wo in München Fasching gefeiert wird

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Auch München treibt es bunt im Fasching: Hier Teilnehmerinnen auf einem der Umzug-Prunkwagen 2023. (Foto: Leonhard Simon)

Mit dem großen Umzug der Damischen Ritter geht es los. Dann feiern die Münchner in Studentenkellern, Theatern, Museen und auf dem Viktualienmarkt das Faschingsfinale. Wo die Stimmung am besten ist.

Von Michael Zirnstein

Zwei Charaktereigenschaften zeichnen den Münchner aus: Er hat gerne eine Gaudi, aber er grantelt auch gern. Und beide Seiten zeigt er natürlich auch im Fasching. Erst einmal wird geklagt: Die traditionelle "Redoute" fällt heuer wegen Mietwucher aus, das P1 macht keinen Kinderfasching mehr und aus der großen "Olympialust" der Studenten ist ein "Olympialüstchen" geworden. Da passt der Faschingsruf der Damischen Ritter - "Oh mei, oh mei, oh mei" -, die Faschingsgilde hat auch ihren Erwachsenen-Ball samt Männerballett gestrichen.

Aber, helau, es gibt auch gute Nachrichten: Die Faschings-Fans von der Ball-Hochburg Deutsches Theater haben sogar eine neue Kostümparty erfunden, die Münchner Originalen wie dem Monaco Franze wohl gefallen hätte. Und auch der Stadtrat will das närrische Treiben vorantreiben: Er pumpt nun - vor allem wegen der gestiegenen Kosten für die Sicherheit - jährlich 125 000 statt 60 000 Euro in den Umzug, die Freiluftfeten und die Narrenvereine und ist sich damit sicher: "Der Münchner Fasching ist gesichert."

Die Umzüge

Ritter Kasimir von den Damischen Rittern hoch zu Ross. (Foto: Leonhard Simon)

Was sollte man zum offiziellen Münchner Faschingsumzug mitbringen? Die Veranstalter, die Damischen Ritter, geben einen Tipp: eine "genügend große Tasche". Denn allein sie werden ihren Burgwagen mit "einer Tonne Guadln" beladen: "10 000 Tütchen Popcorn, 8000 Manner-Schnitten, Lebkuchenherzen, Speckseile, 600 Kilo Bonbons." Und dazu kommen freilich die Wurfgeschenke 40 weiterer Gruppen, Burschen- und Madel-Vereine, Musik- und Tanz-Ensembles. Die wurden diesmal für die 17. Auflage des Umzuges aus 80 Bewerbern ausgelost.

Der Tross wird sich am Sonntag, 4. Februar, um 10.30 Uhr vom Viktualienmarkt bis zur Hofbräuhaus-Garage aufbauen. Von 13.13 Uhr an ziehen die 2000 Teilnehmer dann an den durchaus kostümierten Schaulustigen vorbei durch die Innenstadt. Am Marienplatz werden sie von den Kollegen der Narrhalla empfangen und man feiert gemeinsam weiter.

17. Münchner Faschingsumzug, Sonntag, 4. Februar, 13.13 bis 16 Uhr, Innenstadt, www.damische-ritter.de

Es brummt in Oberföhring: Teilnehmer des Gaudiwurms. (Foto: Florian Peljak)

"Der Gaudiwurm lebt", sagen die Damischen Ritter zwar zu ihrem großen Umzug, aber eigentlich müsste man ihnen entgegenhalten: Den Original-Gaudiwurm macht die Feringa. Der Verein stellt nicht nur seit 1978 einen kompletten eigenen Narrenstaat samt Hoheiten, Garde, Kinderpaar, Showtraining, Kinderfasching (4.2.), Weiberfasching (8.2., Motto: "Galaxy") und "Gor is"-Kehraus (13.2..), sondern eben auch einen eigenen Faschingsumzug: den "Gaudiwurm". Dieser startet traditionell am Faschingssonntag beim Maibaum in Johanneskirchen und schlängelt sich mit Lauftruppen und bunten Wägelchen sehr fantasievoll bis zum bunten Treiben im Bürgerpark.

Gaudiwurm, Sonntag, 11. Februar, 13 Uhr, Johanneskirchen bis Bürgerpark Oberföhring, faschingsgesellschaft-feringa.de

Der früheste Faschingsumzug der Stadt läuft aber im Münchner Westen. Gerade auch für die vielen älteren Bewohner "an den Fenstern und Balkonen" im Quartier Mitterfeldstraße macht der Faschingsclub Laim Stimmung mit Musik von den Herkuleshorns und mit dem Prinzenpaar Susi I. und Oli I. und ihrer Garde. Danach trifft man sich um 15 Uhr am Platz der Flötenspielerin zu einem Umtrunk für alle Generationen.

Umzug im Quartier Mitterfeldstraße, Freitag, 2. Februar, 14 bis 15 Uhr, www.die-mitterfelder.de

Freiluftfasching

Bitte recht freundlich: Die Marktfrauen tanzen am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Ums Münchner Granteln geht es am Ende auch beim Finale des großen Faschingstreibens: Der Legende nach tanzten die Verkäuferinnen bereits vor 100 Jahren zwischen ihren Ständen umher, um ihren legendär unfreundlichen Ruf aufzupolieren. Anscheinend hat es gewirkt: Denn wer hat seitdem je wieder unfreundliche Marktfrauen am Viktualienmarkt erlebt? Und ihr Auftritt auf dem Podest ist und bleibt der umjubelte Höhepunkt des Münchner Faschings: Am Dienstag, 13. Februar, wärmt sich das Narrenvolk von 9.30 Uhr an auf und versorgt sich mit Speis und Trank an den Buden. Meist ist der Platz längst überfüllt, wenn die Marktfrauen um 11 Uhr mit dem - grantelnden - Klassiker "Linie 8" vom Weiß Ferdl loslegen und weitere mit Profis einstudierte Tänze zeigen - übrigens immer so kostümiert, dass man erkennt, ob sie sonst Fleisch, Semmeln, Blumen oder Gemüse verkaufen.

Auch Narren wie dieser Rosenwikinger sind beim Münchner Fasching unterwegs. (Foto: Leonhard Simon/Leonhard Simon)

Zum Kehraus verteilen sich die Münchner Narren dann auf die umliegenden Lokale (und deren Toiletten). Das Stadtcafé hat von 10 bis 23 Uhr geöffnet und füttert die Kostümierten mit Krapfen. Auf der Reichenbachstraße vor dem Hotel Deutsche Eiche (und darin), wo einst Freddie Mercurys Lieblingssauna war, feiert traditionell die queere Community - aber längst nicht nur. Das Weiße Bräuhaus im Tal hat heuer seinen Eskalier-Raum auf zwei Areas vergrößert: Ab 9 Uhr gibt es zur Stärkung ein Weißwurst-Frühstück, von 12 bis 23 Uhr machen DJs und Bands wie Isarrider und Bandits Stimmung. Im Muffatcafé feiert man seit 30 Jahren die "wohl älteste und kultigste Kehrausparty", diesmal verspricht das "Halli Galli Drecksound"-DJ-Team eine "Vorwärtsparty mit Abgehgarantie" (17 Uhr). Und im Club P1 dürfen sich die feinen Gäste wieder als "leichte Mädels, Schwere Jungs" verkleiden.

Tanz der Marktfrauen, Faschingsdienstag, 13. Februar, ca. 11 Uhr, Viktualienmarkt

Blumenkinder vor dem Rathaus bei "München narrisch". (Foto: Leonhard Simon)

Vor dem Kehraus hat München eine der ausdauerndsten Freiluftfaschingsfeste überhaupt zu bieten. Es geht am Unsinnigen Donnerstag, 8. Februar, los, da laden die Markthallen München gemeinsam mit der Narrhalla zu einem "Weiberfasching" auf dem Viktualienmarkt, der "gemütlich" ist (solange man keine Krawatte trägt). Auf der Bühne im Biergarten fordern mehrere Faschingsgesellschaften mit ihren Prinzenpaaren und Garden, und auch schon die tanzenden Marktweiber und eine Band laden von 14 bis 20 Uhr zum Mitschunkeln ein.

Drei Tage lang, von Sonntag bis Faschingsdienstag jeweils ab 10.30 Uhr, bietet die Fußgängerzone unter dem bewährten Motto "München narrisch" allen Clownsnasen eine Anlaufstelle mit Imbiss-Büdchen, Sekt-Zapfstellen und Bühnen - und selbst die Straßenlaternen sind kostümiert. Helau! Auch hier steuert alles auf den Faschingsdienstag zu. Dann zeigen auf den beiden Bühnen von Radio Charivari am Stachus und Marienplatz Gilden, Narrenräte, Männerballette und Tanzschulen aus München und Umgebung ihre Shows. Und der Ballermann-Star Mickie Krause ("Schatzi, schenk mir ein Foto") verteilt sogar wieder Stimmung im Doppelpack, um 14.30 Uhr am Stachus und um 16.30 Uhr am Marienplatz.

München narrisch, Sonntag bis Dienstag, 11. bis 13. Februar, jeweils 10.30 Uhr, Neuhauser Straße und Kaufingerstraße

Der Fasching in München ist nicht zentralistisch organisiert, die vielen Gilden feiern auch Open Air in den Stadtvierteln. Der Faschingsclub Neuhausen-Nymphenburg lädt gleich dreimal zum "bunten Faschingstreiben" am Rotkreuzplatz, mit Musik, Shows und Kindererlebniswelt (11. bis 13. Februar, 11 bis 17 Uhr). Kehraus ist am Faschingsdienstag im Hirschgarten und im Neuhauser Trafo. Und der Laimer Faschingsclub organisiert auf dem Laimer Anger am Samstag, 10. Februar, sein 20. Faschingstreiben mit vielen Gastgarden.

Studentenfasching

Die Legende lebt: Die Bewohner des Biedersteiner Wohnheims organisieren (mit Duldung des Studentenwerks) ihren eigenen Kellerfasching. (Foto: Robert Haas)

Haben die Studenten die Lust am Feiern verloren? Die große und lange "Olympialust" auf 5000 Quadratmetern im Olympiadorf haben sie jedenfalls zum "Olympialüstchen" geschrumpft: Immerhin an noch zwei Abenden (Freitag und Samstag, 9. und 10. Februar) verwandeln sie die Alte Mensa und zwei weitere Räume in eine Party-Zone unter dem Motto "Circus Wonderland".( www.olylust.de).

Pflegten die Bewohner des Biedersteiner Heims jahrelang einen Kult um die Vergabe der heiß begehrten Karten für die Kellerfaschings-Feste und den Atriumsfasching mit den krassesten Bands, den irrsten Kostümen und den billigsten Drinks (das Anstehen am Nachmittag war eine Art Warm-up-Party), so muss man sich die Infos heuer "in den nächsten Tagen auf Sozial-Media-Kanälen" zusammensuchen. Immerhin die Termine sollen stehen: 3. und 10. Februar, ab 21 Uhr.

Dass es die Gäste bei den "Weissen Festen" bunt treiben, war schon so, als Münchner Kunststudenten für eine Semesterarbeit diese Feierei zum Motto "Antarktis" erfanden. Nach wilden Jahren von 1967 bis 2019 in der Max-Emanuel-Brauerei bleiben sich die Feste auch in der neuen "Eventlocation" der Isarpost treu: in reinweißen Kostümen (Beweis: sie müssen im Schwarzlicht leuchten) geht es zur Live-Musik (Hanse Schoierer, Los Sopranos) und DJs inmitten der akademisch erarbeiteten Deko zur Sache (2., 3., 8., 9., 10. und 12. Februar, www.weissefeste.de).

Kölner Karneval

Als Kölner im Münchner Fasching fühlt man sich wie ein Punk in der Oper, irgendwie unterbespaßt. Zur Selbsthilfe gründeten einige Exilanten 2001 den Köln Münchner Karnevalsverein. Ihre große "100 % original-kölsche Kostümparty" namens "Jeck op Karneval" mit ihren Hits und Bier aus kleinen Gläsern feiern sie am 3. Februar im Nachtwerk. Das sei "die Generalprobe" vor den tollen Tagen in Köln, sagen sie. Weitere alaaf-zertifizierte Partys gibt es zur Weiberfastnacht in der 089 Bar (8.2.), am Rosenmontag im Neuraum und am Faschingsdienstag im Sweet Club.

Kostümpartys

Diese Münchner Originale spielen beim neuen Kostümfest "089 Kult" im Deutschen Theater: Günter Sigl und Barney Murphy von der "Spider Murphy Gang". (Foto: Dieter Bichl)

Ein Faschingsfest, das dem Monaco Franze oder dem Charly aus den "Münchner Geschichten" gefallen hätte - die selbstgesteckte Messlatte ist hoch für die neue Kostümfeier im Ballkalender des Deutschen Theaters. Für den "089 Kult" am Rosenmontag benötigt es also Münchner Originale, und so wird hier am Rosenmontag die Spider Murphy Gang ihre Hits abfeuern, ein Soundtrack für München, der ja selbst in Wiesnzelten funktioniert. Für noch mehr Gaudi kommen Los Poppos, die schon im Atomic Café bejubelte Soul-Kasperl-Theatertruppe, der Isarindianer Willy Michl mit seinem "Bobfahrerlied", die Stimmungs-Profi Cagey Strings, der kabarettistische Stadtrat Roland Hefter samt Band und der Comedian Moses Wolff.

Eine viel längere Tradition hat der Gauklerball im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Der geht auf ein Arkadienfest ("Die Antike im Isar-Athen") der Künstlergesellschaft Allotria vor mehr als 100 Jahren zurück. An die "Pure Poesie" und die "geistreiche Unterhaltung" von einst will man heuer am 3. Februar mit dem Motto "Back to the 80ies" anschließen. Passend dazu die Hits (aufgelegt oder live gespielt von Buck Roger and The Sidetrackers), ein "Modern Dance Medley" der Iwanson-Tanzschule, die Drinks, die Snacks und der Dresscode: Leggings, Stulpen, Stirnbänder, Tüllröcke, Turnschuhe und Schulterpolster ( www.kuenstlerhaus-muc.de).

Ein Faschingsball im Museum kann nur angestaubt sein? Im Bayerischen Nationalmuseum sicher nicht, hier steigen erfahrungsgemäß rauschende Feste. Im "Schatzhaus an der Eisbachwelle" ruft man heuer: "Narrenschiff ahoi!" Traumschiff-Kapitäne und Piratenbräute, Meerjungfrauen und Landratten tanzen zu Seemannsliedern von DJ Matz, bestaunen maritime Videokunst von Kalle Laar und entern Smutjes Kombüse (9. Februar, www.bayerisches-nationalmuseum.de).

Selbst die Kulturbastion Muffatwerk verwandelt sich in allen drei Sälen zur Faschingshochburg: Radio Gong bittet hier zum "Ü30 Fasching" mit der legendären Partyband Gerry & Gary with their used Underwear, Rock- und House-DJs (10. Februar, 20 Uhr).

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