Der Wohnhauskomplex mit den markanten Gebäudestützen und dem auffälligen Erker nahe der Corneliusbrücke, das Stadtpalais des britischen Star-Architekten David Chipperfield im Herzogpark, der zum Wohn- und Bürohaus umgestaltete NS-Hochbunker an der Ungererstraße - Immobilien-Investor Stefan Höglmaier hat mit seiner Euroboden GmbH in München ungewöhnliche und oft auch umstrittene Luxus-Bauprojekte verwirklicht. Am Freitag meldete das 1999 gegründete Unternehmen mit Sitz in Grünwald Insolvenz an.
Was Höglmaier und sein Co-Geschäftsführer Martin Moll dazu verlauten ließen, klang praktisch nach Geschäftsaufgabe: Immobilienkrise, steigende Baukosten, steigende Zinsen, Nachfrageeinbruch, Notverkauf von Grundstücken, Notverkauf gescheitert. Damit drohte Euroboden-Gläubigern, die zwei Anleihen im Wert von insgesamt 115 Millionen Euro gezeichnet hatten, ein massiver Verlust. Das wiederum trug dem Luxus-Immobilienentwickler Kritik von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ein: Man verstehe nicht, warum Euroboden "quasi in einen Abwicklungszustand übergeht". Immobilienentwickler würden auch in Zukunft gebraucht.
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Der vorläufige Insolvenzverwalter, den das Amtsgericht München am Montag bestellt hat, klingt deutlich gemäßigter: Rechtsanwalt und Sanierungsexperte Oliver Schartl von der Münchner Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen teilt mit, dass der Euroboden-Geschäftsbetrieb so schnell wie möglich stabilisiert werden solle. Man verschaffe sich derzeit einen Überblick über die GmbH und die etwa 50 Projektgesellschaften. "Die Löhne und Gehälter der 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vorerst über das Insolvenzausfallgeld gesichert", erklärt Schartl.
Aktuell hat Euroboden nach seinen Angaben etwa 25 aktive Projekte. Drei sind im Bau und sollen fertiggestellt werden, wie das Unternehmen Ende Juli erklärte: der Bürokomplex "Hammerschmidt" in Aschheim-Dornach, 24 Wohnungen in Berg am Starnberger See unter dem Namen "Schatzlgasse" und das "Lion" in Berlin-Kaulsdorf mit 124 Wohnungen. Erledigt hat sich offenbar das "Franziskaner 15" mit 68 Wohnungen nahe dem Rosenheimer Platz. Dort klafft seit Monaten eine Baulücke.