Immobilien in München:Luxuswohnungsbauer Euroboden meldet Insolvenz an

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Im "Haus für München" sollten günstige Wohnungen in Holzbauweise entstehen - doch in Herbst 2022 musste Euroboden das Projekt aufgeben. (Foto: Euroboden)

Die Firma hatte in München zahlreiche ambitionierte Projekte geplant, wollte aber zuletzt fast alle Grundstücke verkaufen. Den Geldgebern drohen nun massive Verluste.

Der Luxusimmobilien-Entwickler Euroboden hat Insolvenz angemeldet. Die Geschäftsführer des Unternehmens aus dem Münchner Vorort Grünwald hätten sich angesichts der Immobilienkrise zu diesem Schritt entschieden, teilte Euroboden am Freitag mit. Der Notverkauf mehrerer Grundstücke, der einen zweistelligen Millionenbetrag hätte einbringen sollen, sei gescheitert oder unwahrscheinlich geworden, hieß es. Den Zeichnern zweier Anleihen im Volumen von zusammen 115 Millionen Euro drohen damit massive Verluste.

Die 1999 gegründete Firma hatte Ende Juli eine Verlängerung der beiden bis 2024 und 2025 laufenden Anleihen um jeweils drei Jahre und eine Reduzierung des Zinssatzes von 5,5 auf 2,5 Prozent vorgeschlagen und einen Verkauf der meisten Grundstücke in den nächsten zwei bis vier Jahren angekündigt. Doch dagegen regte sich bei den Gläubigern Widerstand.

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"Das Marktumfeld hat sich drastisch verschlechtert", sagte Geschäftsführer Martin Moll Ende Juli. Die Bauzinsen seien wegen der Inflation massiv gestiegen, was zu einem Nachfrageeinbruch für die laufenden Projekte geführt habe und die Finanzierungskosten erhöhe.

Wertberichtigungen auf bestehende Projekte hätten das Eigenkapital per Ende März auf 43,4 Millionen Euro reduziert, durch weitere Abschreibungen drohe es bis zum Ende des Geschäftsjahres (Ende September) ganz aufgezehrt zu werden. Nur drei bereits im Bau befindliche Projekte in der Nähe der Münchner Messe, in der Gemeinde Berg am Starnberger See und in Berlin sollten noch weiterbetrieben werden.

Die Restrukturierungsberater One Square Advisory, die Anwaltskanzlei Heuking Kühn und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierten die Pläne als nachteilig für die Anleihegläubiger. Die Eigentümer seien nicht zu Zugeständnissen bereit. "Aus Sicht der SdK ist auch fraglich, wieso die Gesellschaft komplett von ihrem Geschäftsmodell Abstand nimmt und quasi in einen Abwicklungszustand übergeht", hieß es in einer Mitteilung.

Euroboden ist in München über Jahre als aktiver Projektentwickler aufgetreten, unter anderem mit der Revitalisierung des alten Derzbachhofs, und durch den Umbau eines alten Bunkers zu einem Wohnhaus.

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