Kinderbetreuung:"Es ist ein Traumberuf, ich würde ihn jeder Zeit wieder wählen"

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Mit Kindern haben Ellen Linke (links) und Edith Homer reichlich Erfahrung - zum Dienstjubiläum wurden die beiden von der Stadt geehrt. (Foto: Florian Peljak)

Ellen Linke und Edith Homer arbeiten seit 50 Jahren als Erzieherinnen - auch nach der Rente ist noch nicht Schluss.

Von Alessa Becker

Wenn Ellen Linke lacht, steckt sie alle am Tisch damit an. "Freude auszustrahlen ist vor allem Kindern gegenüber wichtig", sagt sie. Mit dieser Freude am Beruf hat die Erzieherin ihr 50. Dienstjubiläum erreicht. Sie hat viele Jahre lang im Hort am Farnweg in Großhadern gearbeitet, ihn 35 Jahre lang geleitet. Und ihre Laufbahn ist noch nicht zu Ende. Sie strahlt: "Mein Beruf gefällt mir noch wie am ersten Tag."

Obwohl sie seit mehr als zehn Jahren eigentlich in Rente ist, arbeitet die 72-Jährige noch einmal in der Woche auf Minijob-Basis in der Kindertagesstätte Hogenbergstraße. Wegen der Personalknappheit in den Kitas gibt es seit 2012 diese Möglichkeit der Weiterbeschäftigung. Insgesamt 93 Erzieher im Ruhestand haben in München einen solchen Minijob. "Es geht mir dabei nicht um das Finanzielle, sondern um den Spaß an der Arbeit", betont Linke.

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Mit ihr am Tisch sitzt eine, die diese Erfahrung teilt. Edith Homer feiert das gleiche Jubiläum, auch sie arbeitet noch einen Tag in der Woche in einer Kita in Schwabing. Trotz ihres ähnlichen Werdegangs, haben sich die beiden Erzieherinnen erst bei der Ehrung zum Dienstjubiläum durch Bürgermeister Manuel Pretzl kennengelernt. Als Homer als Kind an schwerem Gelenkrheumatismus erkrankte und ihr ein längerer Aufenthalt in der Kinderklinik bevorstand, beschloss sie, dass sie etwas Soziales mit Kindern machen möchte. "Kindern etwas mitgeben und sie auf das Leben vorbereiten, diese Vorstellung hat mir sehr gefallen." Seither sind viele Jahre vergangen, und "die Kinder haben sich verändert". Früher sei die Erziehung anders gewesen, strenger. "Heute sind Erzieherinnen nicht mehr die gleichen Respektspersonen wie damals, die Kinder hinterfragen mehr", sagt Homer.

Ellen Linke ist der Meinung, dass sich vor allem die Eltern verändert haben. "Die Erziehung ist freier", sagt sie; "Die Eltern wollen mehr mitreden und sind fordernder", findet Homer. Aber egal welche Erziehung, "Eltern wollen meines Erachtens nach immer nur das Beste für ihr Kind", so Linke.

Eigene Kinder hat Ellen Linke nicht. Ganz bewusst. "Die Kinder der anderen haben mir immer genügt." Noch heute hat sie Kontakt zu ehemaligen Schützlingen. Zum Beispiel zu einem bekannten Scheidungsanwalt, "ein Staranwalt", sagt Linke geheimnisvoll, der früher in ihrer Kindergartengruppe war. "Als seine Mutter ihn morgens abgegeben hat, haben beide sehr geweint, und er schaute ihr oft noch lange durch das Fenster hinterher." Viele Erinnerungen bleiben nach 50 Jahren Dienstzeit. Und viele Kinderzeichnungen. "Meine Wohnung ist voll davon", erzählt Linke. Das älteste Bild hat ihr ein Mädchen vor 47 Jahren zur Hochzeit geschenkt. "Ich habe meine große Jugendliebe aus der Schulzeit geheiratet."

Mittlerweile betreut sie schon Kinder ihrer ehemaligen Kinder. "Und elf davon sind selbst Erzieher geworden", sagt sie stolz. Sie hat Vorbildfunktion. Umso mehr bedaure sie, dass sich der Nachwuchs so wenig für den Beruf begeistern lässt. "Ich denke, ein Hauptgrund ist die Dauer der Ausbildung, fünf Jahre sind einfach zu lang." Und dann ist da noch das Geld. "Bei dem Gehalt muss man den Beruf mögen", sagt Homer. Allerdings: "Zu meiner Zeit war die Ausbildung gar nicht bezahlt", sagt Linke.

Die Nachfrage nach Kita-Plätzen ist auch in der Hogenbergstraße nach wie vor groß. "Der ganze Verwaltungsapparat mit dem Punktesystem für Kitaplätze ist komplizierter geworden", sagt Linke. Sie würde den Beruf gerne auch für Männer attraktiver machen. "Die Buben brauchen eine männliche Bezugsperson, die mit ihnen rauft und Fußball spielt, gerade die, die ohne Vater aufwachsen." Aber manche Eltern hätten Probleme damit, ihre Töchter von einem Mann betreuen zu lassen. "Der Beruf ist außerdem nach wie vor von Frauen dominiert, und die können auch mal biestig sein, das wirkt dann abschreckend."

Engagement, Kreativität, sich für jemanden einsetzen, Freude weitergeben, Lebenswege ebnen. "All das macht meinen Beruf aus", sagt Linke. "Es ist ein Traumberuf, ich würde ihn jeder Zeit wieder wählen", sagt Edith Homer, "Egal, was man Negatives darüber hört."

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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