Landtagswahl im Landkreis Erding:Sieger sind nicht unbedingt Gewinner

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Bekannt und bewährt: Ulrike Scharf holt sich zum dritten Mal das Direktmandat. (Foto: Jürgen Brinkmann)

Ulrike Scharf holt für die CSU das Direktmandat, die Freien Wähler steigern sich enorm. Doch AfD-Mann Martin Huber hat reelle Chancen, Landtagsabgeordneter zu werden.

Kommentar von Florian Tempel

Eine Siegerin des Wahlabends ist Ulrike Scharf. Sie holt sich zum dritten Mal das Direktmandat. Das ist keine Überraschung. Bekanntheit und Amtsbonus als Sozialministerin waren wohl für viele ein Kriterium, das Kreuz bei ihr zu machen. Der zweite Sieger im Landkreis sind die Freien Wähler, die hier überdurchschnittlich viel Zustimmung erfahren. Direktkandidat Sven Krage, der erst seit drei Jahren in der Dorfener Kommunalpolitik aktiv ist, schwimmt mit auf der Welle der Begeisterung für das Team Aiwanger. Das ist ein schöner Erfolg für Krage persönlich, aber zu mehr dürfte es nicht reichen. Der wahre Gewinner des Abends scheint der Taufkirchener Martin Huber von der AfD zu sein - er steht kurz vor dem Einzug ins Maximilianeum.

Die Stärke der Einen, ist auch die Schwäche der Anderen. Das klingt wie eine billige Entschuldigung, ist aber eine wichtige Erkenntnis in einer ehrlichen Wahlanalyse. Bei der Demo gegen das Heizungsgesetz auf der Erdinger Volksfestplatz wurde in plakativer und zugespitzter Weise deutlich, wie groß die Unzufriedenheit mit den Regierenden bei sehr vielen Menschen ist. Die Feststellung ist unschön aber wahr: Aggressiv vorgebrachte Populismus gepaart mit einem guten Teil Demokratieverachtung kommt bei vielen Mitbürgern an.

AfD-Kandidat Martin Huber ist auf dem Sprung in den Landtag. (Foto: Renate Schmidt)

Martin Huber ist schon seit mehr als drei Jahrzehnten auf diesem Trip. Lange Zeit bei den rechtsradikalen Republikanern, seit fünf Jahren bei der nicht minder radikalen AfD. Seit 33 Jahren sitzt er im Taufkirchener Gemeinderat und im Erdinger Kreistag. Doch nun scheint dem 63-Jährigen tatsächlich noch der Sprung in den Landtag zu gelingen. Vor fünf Jahren scheiterte er nur knapp. Angesichts der dicken Zugewinne der AfD in ganz Bayern dürfte es diesmal für ihn klappen.

Vor Dienstag wird es zwar keine Gewissheit geben. Das bayerische Wahlsystem macht Prognosen, wer über die Listen ins Parlament kommt, schwer. Aber es sieht es doch so aus: Seit der Sozialdemokratin Hildegard Kronawitter, die von 1998 und 2003 in Erding antrat, gab es keine anderen Abgeordneten aus dem Landkreis als die von der CSU so genannten "Heimatabgeordneten" - und nun schafft es womöglich die AfD, einen Vertreter aus dem Landkreis Erding nach München zu schicken. "Deutschland rückt nach rechts", titelt die SZ am Wahlabend. Die Analyse bestätigt sich im Landkreis Erding.

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