Gastronomie:Amerikanisch, bayerisch, cool

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Lorenz Hartmann verbindet in seiner Kochschule "Hof-Kitchen" amerikanische und bayerische Küche. Aktuell sind dort auch Bilder des Künstlers Johannes Mayrhofer ausgestellt. (Foto: Renate Schmidt)

Lorenz Hartmann ist in Denver aufgewachsen und dann als Koch nach Bayern gekommen. Heute führt er die Hof-Kitchen auf einem Einödhof im Landkreis Erding. Seine American-Bavarian Kochschule ist gut gebucht.

Von Regina Bluhme, Pastetten

Der ehemalige Einödhof in Harrain ist dank Navi gut zu erreichen. Sonst täten sich Ortsunkundige doch ein wenig schwer, denn von der Straße bei Pastetten im Landkreis Erding führt kein Schild ab zur "Hof-Kitchen" von Lorenz Hartmann. Im aufwendig renovierten einstigen Pferdestall hat der 39-Jährige, der in Denver, Colorado, aufgewachsen ist, vor vier Jahren seine American-Bavarian Kochschule eröffnet. Mittlerweile finden Gäste von Familienfeiern und Firmenevents ihren Weg auch ohne Hinweisschild nach Harrain 1.

Zur Hof-Kitchen geht es vom Parkplatz an zwei kleinen Weihern vorbei in den Innenhof. Geradeaus steht ein gelbes Gebäude, ein hübsches gelbes Gutshaus, daneben weiß verputzt der ehemalige Rossstall. Die Hof-Kitchen ist ein heller moderner Raum: weiße Decke mit freiliegenden Rohren, graue Betonstelen, beige Bodenfliesen, dunkler Küchenblock mit Gasherd, dezente Beleuchtung. Durch die Terrassentüren geht der Blick auf die kleine Hauskapelle. Wirklich schick. Erst kürzlich wurde in der Hof-Kitchen ein Werbeclip eines Lebensmitteleinzelhändlers gedreht.

Auf einer schwarzen Tafel an der Wand ist an diesem Donnerstagvormittag noch das Vier-Gänge-Menü vom Vorabend angeschrieben. Wildkräutersalat, Ofenfenchel, Chorizo Remoulade, Safranrisotto, Steak'n'Shrimp, Wintergemüse, Bärlauchbutter, Apple Crumble - eine kleine Auswahl des Programms vom Surf-and-Turf-Kochabend, den die Belegschaft einer Praxis gebucht hatte. Gerade für ein "Teambuilding" würden viele Firmen gerne die Kochkurse buchen, weiß Lorenz Hartmann. Schürze um, und dann gemeinsam Gemüse schnippeln, Saucen rühren, Steaks würzen - da komme man schnell ins Gespräch, "es herrscht einfach eine gute, entspannte Atmosphäre".

Wie kommt nun ein Koch aus der Millionenstadt Denver zu einer Kochschule in einem bayerischen Einödhof? Die Geschichte beginnt in München, denn dort ist Lorenz Hartmann geboren, sein Vater ist Amerikaner, die Mutter Deutsche. Als er ein knappes halbes Jahr alt ist, zieht die Familie zurück in die USA. Kochen habe ihn schon immer interessiert, sagt Hartmann, doch als Beruf konnte er sich den Job zunächst nicht vorstellen.

Innenansicht: Einer der insgesamt drei Tische ist für bereits für eine Veranstaltung gedeckt. (Foto: Renate Schmidt)
Blick durchs Fenster auf die Terrasse und die Hauskapelle. (Foto: Renate Schmidt)

Er entschied sich für ein Marketing-Studium in New York. Während der Semesterferien arbeitete er immer bei einem Cateringunternehmen, "und irgendwann wusste ich: Küche, das ist meine Welt". So wurde er Koch, zunächst in Denver. "Da hat mich das Kochfieber richtig gepackt." Doch zu seiner Welt gehörte immer auch Bayern, das er von vielen Besuchen kannte. Und so ging er 2011 als Koch nach München, "um die bayerische Küche kennenzulernen", sagt Hartmann. Das tat er dann auch - in der Pfistermühle am Platzl.

Im "Le Stollberg" am Isartor lernte er anschließend die französische Küche kennen. Nächste Station waren die "Hermannsdorfer Landwerkstätten", und da sei er dann "richtig in die Bio-Welt eingetaucht". "Shane's Restaurant" im Münchner Glockenbachviertel war die nächste Station. "Die Arbeit war super, ich habe so viel gelernt", aber eine 60-Stunden-Woche, das passte dann nicht mehr. "Ich wollte auch Zeit für meine Familie haben." Denn inzwischen hatte er seine Frau Anna geheiratet. Ihre beiden Kinder sind heute zweieinhalb und sechseinhalb Jahre alt.

Der Inhaber der Kochschule, Lorenz Hartmann, bereitet Pfannengemüse zu. (Foto: Renate Schmidt)
Erfolgsrezept: Kürbiscremesuppe mit Wildkäutern und Gemüse. (Foto: Renate Schmidt)

Als Selbständiger hat er als Privatkoch und in der Kochschule von Kustermann in München Kurse gegeben. "Während Corona ging da nichts mehr, da dachte ich: Ich mache meine eigene Kochschule auf." Und zwar auf dem Hof der Familie seiner Frau in Harrain. 2020 in der Corona-Pandemie begann Lorenz Hartmann mit Online-Kochkursen. Dann ging es in Präsenz weiter mit zwei bis drei Events im Monat, "und jetzt sind es zwei bis drei in der Woche", erzählt der 39-Jährige. Er sei sehr zufrieden. "Es läuft gut." Die Nähe des Anwesens zur A 94 sieht er als Vorteil, auch wenn das Rauschen des Verkehrs zu hören ist. Aber die Kochschule sei eben auch gut erreichbar.

Seine Küche würde er als eine "amerikanisch-bayerisch-mediterrane Fusion" beschreiben, sagt der 39-Jährige. Wer aber bei amerikanischen Gerichten nur an Burger denkt, der liege falsch, betont Lorenz Hartmann. Allein beim Barbecue gebe es regional große Unterschiede, wie etwa Pulled Pork oder Ribs zubereitet werden. Dazu die verschiedenen Varianten an Grillsaucen. In Kalifornien wiederum waren frisch zubereitete Bowls schon in den 80ern bekannt. "Und Quinoa kenne ich aus meiner Kindheit in Colorado."

Barbecue in Bayern: Lorenz Hartmann schneidet Rindersteaks. Das Fleisch kommt aus der Region. (Foto: Renate Schmidt)
Eingangstafel zur Kochschule im Einödhof in Harrain. (Foto: Renate Schmidt)

Bayerische Küche, das heißt für Lorenz Hartmann auch, ausschließlich regionale und saisonale Bioprodukte zu verwenden. Das Fleisch zum Beispiel kaufe er beim Biohof Brandlhof in Reithofen. Kartoffeln oder Haferwurzeln beim Billesberger Hof in Moosinning. "Im Sommer hole ich aus unserem Garten Zucchiniblüten und Erbsen." Er versuche, immer wieder Neues in die Rezepte einzubauen, "was Cooles aus der Region". Wie die lila Rosenkohlblüten, die er kürzlich beim Einkaufen entdeckt hat.

"Ich koche einfach gerne", sagt Lorenz Hartmann, "und zusammen zu kochen, ist umso schöner". Aber eins werde er in der Kochschule nicht tun, versichert er: Den Erdingern Tipps für Schweinebraten oder Knödel geben. "Das wäre nicht authentisch. Das ist ein Schmarrn."

Weiter Informationen zu Hof-Kitchen Harrain, Gemeinde Pastetten, gibt es unter www.hofkitchen.de .

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