Erding:Fehlende Richtschnur zur Badesaison

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Das Schwimmbadbecken ist nach wie vor dringend sanierungsbedürftig. Zudem haben die Klagen von Anwohnern über Lärm vom Freibad und von den Fußballplätzen zugenommen. (Foto: Renate Schmidt)

Stadtwerke Erding stellen sich nicht auf eine baldige Öffnung ein, obwohl Chlorwasser das Virus abtöte

Von Thomas Daller, Erding

Nach den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre kann Deutschland wieder ein heißer Sommer bevorstehen. Aufgrund von Reisewarnungen sieht es heuer nicht nach Strandurlaub aus. Auch der Kronthaler Weiher soll gesperrt bleiben, weil er nicht überschaubar ist und die Abstandsregelungen verletzt werden könnten. Nun richten sich die Hoffnungen der Erdinger Badebegeisterten auf das Freibad, das zu den Stadtwerken gehört. Üblicherweise würde es Mitte Mai geöffnet werden, doch das wird in diesem Jahr nicht passieren. Zwar hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag Lockerungen in Aussicht gestellt, sogar auch für Hotel, Tourismus und Camping. Sie alle dürfen am 30. Mai unter Auflagen öffnen - Sauna, Wellness und Schwimmbäder sind davon jedoch ausgenommen. Alles hänge von den Vorgaben der Politik ab, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Christopher Ruthner. "Wir stellen uns nicht auf eine schnelle Öffnung ein."

Die Fallzahlen von Covid-19-Neuinfektionen sinken, im Landkreis gab es in den jüngsten Tagen im Schnitt einen neuen Fall pro Tag und auch schon einen Tag ganz ohne einen neuen Fall. Es ist erst Anfang Mai, und wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, müsste man eventuell die Freibadsaison nicht komplett abschreiben. In Österreich beispielsweise sollen die Freibäder Ende Mai in die Saison starten. Für eine realistische Einschätzung der Chancen in Erding fehlten jedoch noch die Voraussetzungen vom Gesetzgeber, sagt Ruthner. Maßgeblich seien die Einschränkungskriterien und wie viele Kunden eingelassen werden dürften. Mit Blick auf den Kronthaler Weiher ist der Geschäftsführer jedoch nicht allzu zuversichtlich: Wenn der Weiher die ganze Saison gesperrt werde, der viel mehr Wasserfläche biete, sehe es auch für das Freibad nicht viel besser aus.

Prognosen könne man in dieser Situation keine geben, weil die Politik auf Sicht fahre und in kurzen Abständen beobachte, wie sich die Zahlen entwickeln und darauf dann die Lockerungen abstimme. Ruthner sagt, er halte das für sinnvoll, allerdings sei damit bis auf weiteres unklar, wie sich das auf das Freibad auswirke.

Generell müsse man sich keine Sorgen machen, dass das Freibadwasser dem Virus als Trägersubstanz dienen könnte. Nach Angaben des Dachverbandes, der Gemeinschaft für das Bäderwesen, werde das Virus in dem gechlorten Wasser abgetötet. Das Problem sei vielmehr, was sich eine Handbreit über der Wasseroberfläche abspiele: Insbesondere im Nichtschwimmerbecken, in dem sich die meisten Gäste aufhielten, könne man keine Abstände einhalten, und er bezweifle, dass man hier mit Mundschutz planschen könne.

Einen Plan B, wonach man nun in der Freibadanlage anstehende Sanierungsmaßnahmen erledigen könnte, gibt es nicht. Das Freibad ist in Schuss, die Reinigungsarbeiten und technischen Arbeiten sind getan, eine Verschnaufpause benötigt die Freizeitanlage eigentlich nicht.

Die Stadtwerke Erding konzentrieren sich derzeit auf ihre weiteren Aufgaben. Im Kundenzentrum werden Leute nur noch nach Termin beraten, in der Verwaltung sind zwei Drittel der Mitarbeiter im Home-Office und im technischen Bereich hat man Vorkehrungen getroffen, dass es zu keiner größeren Quarantäne kommt: Die Mitarbeiter arbeiten nur noch in festen Zweiergruppen und fahren getrennt zu den Baustellen. Es gibt keine Kontakte zu den anderen Gruppen, "und das funktioniert sehr gut", sagt Ruthner. Allgemein beobachte er, dass im geschäftlichen Bereich der Strombedarf runter gehe. "Wir hoffen, dass es unseren Kunden weiterhin gesundheitlich und finanziell gut geht."

Wie in Erding hängen auch die beiden anderen Freibäder im Landkreis mit ihrer Planung derzeit völlig in der Luft. Im Dorfener Stadtrat hat man sich entschieden, das Freibad auf "absehbare Zeit" nicht zu öffnen. Strittig war, ob man bei entsprechender Lockerung noch eine kurze Saison von vier Wochen anbieten solle. Einen Beschluss hat man noch nicht gefasst, die Debatte diente vielmehr der Meinungsbildung.

In Taufkirchen gibt es zum Waldbad auch noch keine Richtschnur. Der bisherige Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) ist allerdings ein Verfechter auch einer kurzen Saison. Das Waldbad habe in Taufkirchen einen hohen, identitätsstiftenden Stellenwert. Nachdem man heuer bereits das Volksfest absagen musste, noch dazu zu dessen 60. Jubiläum, sollte man zumindest beim Waldbad den Bürgern wenigstens eine Badesaison ermöglichen, auch wenn sie kurz ausfallen sollte, sagt Hofstetter.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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