Katastrophenfall in Dorfen:Bürger müssen nach Überschwemmungen evakuiert werden

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Dieses Mal war es nicht die Isen, die in Dorfen schon viele Hochwasser verursacht hat, sondern der Seebach. Ein kleiner, unscheinbarer Graben, der die landwirtschaftliche Fläche zwischen Oberdorfen und Landersdorf entwässert. (Foto: Thomas Daller)

Eine Flutwelle überschwemmt innerhalb einer Viertelstunde eine Siedlung in Dorfen. Die Feuerwehr ruft den Katastrophenfall aus. Betroffene Anwohner werden in einer Turnhalle untergebracht.

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Oberdorfener Siedlung Am Seebach ist am Montag Vormittag vom Hochwasser überschwemmt worden. Innerhalb von einer Viertelstunde stieg das Wasser in den Straßen auf fast einen halben Meter. In den anliegenden Häusern wurden Keller und auch das Erdgeschoss überschwemmt. Nach Angaben der Feuerwehr mussten zwischen 200 und 250 Menschen evakuiert werden. Sie kamen vorerst in der Oberdorfener Turnhalle unter, wo das Rote Kreuz Feldbetten aufstellte und sie verpflegt. Die Feuerwehr hat den Katastrophenfall ausgerufen.

Nach dem vielen Regen der vergangenen Tage hat es von Sonntag auf Montag die ganze Nacht durchgeregnet, mehr als fünfzig Liter wurden im Landkreis Erding gemessen. Doch dieses Mal war es nicht die Isen, die in Dorfen schon viele Hochwasser verursacht hat, die gefährlich wurde, sondern der Seebach. Ein kleiner, unscheinbarer Graben, der die landwirtschaftliche Fläche zwischen Oberdorfen und Landersdorf entwässert.

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Auf dieser Fläche baute sich die Hochwasserwelle auf. Die Anwohner der Siedlung bemerkten gegen 9 Uhr, dass Wasser in ihre Keller läuft. Gegen 9.30 Uhr kam die Flut: Bis zu einem halben Meter hoch schoss das Wasser durch die Straßen und lief in die Häuser, riss mit sich, was es zu fassen bekam. Viele Anwohner retteten sich in den ersten Stock, die Feuerwehr löste Großalarm aus.

Als der Wasserstand nach einer Viertelstunde allmählich auf dreißig Zentimeter sank, versuchten sich viele in Sicherheit zu bringen. Barfuß und mit hochgekrempelten Hosen erreichten sie den höher gelegenen Teil des Ortes. Junge Frauen harrten mit Kleinkindern in den Armen im Regen aus. Männer schleppten hastig gepackte Koffer ins Freie. Viele hatten fassungslose Gesichter: So hatten sie den Seebach noch nie erlebt. Kreisbrandinspektor Richard Obermaier hatte unterdessen die örtliche Einsatzleitung übernommen. Er ließ die benachbarte Oberdorfener Turnhalle aufsperren und veranlasste, dass dort Feldbetten aufgestellt werden. Das Rote Kreuz übernahm dann die Betreuung der großteils durchnässten Anwohner. Unterdessen lief das Wasser weiter ab.

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(Foto: Renate Schmidt)

Vollgelaufene Straßen erschweren das Durchkommen für die Rettungskräfte.

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(Foto: Renate Schmidt)

Zahlreiche Häuser, Gärten und Keller stehen unter Wasser.

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(Foto: Renate Schmidt)

Für die betroffenen Anwohner wurden Notunterkünfte eingerichtet.

Die Feuerwehr versucht, das Wasser von den Straßen zu pumpen.

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(Foto: Renate Schmidt)

Das Altwasser in Altenerding stieg zwar an, trat aber nicht über die Ufer.

Gegen 11 Uhr stand der Seebach nur noch etwa zehn bis zwanzig Zentimeter hoch in der Siedlung. Die Welle war durch. Die Feuerwehr baute einen Führungsstab auf. Der Strom in der Siedlung war abgeschaltet, die Lage musste sich erst im Laufe des Tages stabilisieren, bis man mit dem Auspumpen der Häuser beginnen konnte. Bereits gegen 13 Uhr war es soweit: Alle Feuerwehren aus der Umgebung hatten insgesamt 15 Pumpen nach Oberdorfen gebracht und arbeiteten sich Haus für Haus vor. Der Flaschenhals waren allerdings die Kanäle, in die man abpumpen wollte. Sie waren bereits voll. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden und wann die Anwohner in ihre Häuser zurückkehren können, ist derzeit noch nicht absehbar.

Glück im Unglück war zumindest, dass im Großraum Dorfen keine weiteren vergleichbaren Situationen aufgetreten waren, so dass sich die Feuerwehren auf Oberdorfen konzentrieren konnten. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU), der sich in Oberdorfen ein Bild von der Lage machte, sagte, dass auch in Schwindkirchen und Grüntegernbach Bäche über die Ufer getreten seien, aber dort es sei nicht annähernd so schlimm wie in Oberdorfen. Das ist allerdings eine Momentaufnahme, die sich noch ändern könnte.

Die Isen war in Dorfen unterhalb des Wehrs auch über die Ufer getreten. Der Bauhof setzte am Wehr einen Bagger an, um große Treibholzstämme zu entfernen, die sich dort verkeilt hatten. Die Kanalisation wurde an manchen Stellen nicht mehr mit den Wassermengen fertig, aus den Gullys quoll es in Strömen. Die Lage blieb weiterhin sehr angespannt. Am Regenrückhaltebecken wurden zwei große Traktorenpumpen eingesetzt, eine dritte hatte man angefordert. Sorgen machte man sich insbesondere, weil für den Abend noch ein weiterer Starkregen angekündigt wurde - doch die Polizei hat keine größeren Einsätze mehr verzeichnet, hieß es am Dienstagfrüh. "Grundsätzlich ist die Lage entspannter", sagte eine Sprecherin der Polizei in Dorfen. Auch die Einsatzkräfte in Geisenfeld im Kreis Pfaffenhofen und Moosburg (Kreis Freising) berichteten von keinen weiteren Einsätzen in der Nacht.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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