Land unter im Landkreis Freising:Hochwasser überrascht die Einwohner

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Unwetter wie hier im Sommer 2021 in Au machen der Feuerwehr immer mehr Arbeit: An der Unteren Hauptstraße musste das Wasser aus Kellern gepumpt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Starker Regen verwandelt den Leitersdorfer Bach in einen braunen Strom. Keller, Garagen und Straßen werden überflutet. Auf der Bahnstrecke zwischen Langenbach und Moosburg kommt es zu Behinderungen.

Von Petra Schnirch, Au/Moosburg

Nach den starken Regenfällen in der Nacht zum Montag sind im nördlichen Landkreis Wohnungen, Keller, Garagen und Straßen überflutet worden. Besonders betroffen ist die Marktgemeinde Au. Die Feuerwehr war dort seit 7 Uhr im Dauereinsatz. Der Leitersdorfer Bach und die Abens verwandelten sich in kürzester Zeit in braune Ströme. Vor allem am Nandlstädter Weg und an der Rennbahnstraße lief das schmutzige Wasser in Keller und Garagen. Hinter dem Schloss beschädigte es laut Bürgermeister Hans Sailer eine Wohnung in einem alten Haus. Insgesamt etwa 50 Gebäude waren nach Auskunft der Feuerwehr betroffen, in einigen kippten die Öltanks und liefen aus. In Rudelzhausen, Tegernbach und Nandlstadt stand ebenfalls Wasser in einigen Kellern.

Zu Behinderungen kam es am Vormittag auf der Bahnstrecke zwischen Langenbach und Moosburg, sie war zeitweise nur eingleisig befahrbar, die Regionalbahnen der Linie 33 zwischen Freising und Landshut entfielen, der Flughafenexpress legte dafür Extra-Stopps ein.

Lage spitzt sich innerhalb kürzester Zeit zu

Das Hochwasser habe die Betroffenen in Au völlig überrascht, schilderte Sailer. Gegen 6.15 Uhr sei die Situation noch überschaubar gewesen. Innerhalb kürzester Zeit habe sich die Lage dann zugespitzt und Leitersdorfer Bach sowie Abens seien über die Ufer getreten. Geflutet wurden auch die Moosburger Straße und der Baustellenbereich an der Hauptstraße.

Beim Auspumpen der Keller unterstützte, ebenso wie in Tegernbach und Rudelzhausen, das Technische Hilfswerk die Feuerwehren. Auch im Auer Ortsteil Seysdorf waren Hallen, Garagen und Parkplätze überschwemmt. Ein Problem sei gewesen, dass die Leute teilweise nicht zu Hause waren, um ihre Autos in Sicherheit zu bringen, schilderte Sailer. Die Schadenshöhe sei noch nicht abzuschätzen. Die Auer Feuerwehr rettete zudem einige Pferde von einer überfluteten Wiese. In Rudelzhausen musste ein Schweinestall geräumt werden. Durch das Wasser geriet in einem Wohnhaus in Au ein Batteriespeicher in Brand, der aber schnell gelöscht werden konnte.

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In Rudelzhausen stand der Volksfestplatz unter Wasser. Die Felder im Gemeindegebiet seien so vollgesogen, dass sie kein Wasser mehr aufnehmen konnten, sagte Bürgermeister Michael Krumbucher. Bis Mittag gingen die Pegel zurück, die Lage entspannte sich etwas. Was seinem Kollegen Sailer allerdings Sorgen machte, waren die Wetterprognosen: Für Montagabend wurden weitere Regenfälle angekündigt. Überschwemmt wurde auch der Golfclub Holledau. Das Gelände ist deshalb bis auf Weiteres gesperrt.

Mit der Abens, die in Au von knapp 50 Zentimeter auf 1,75 Meter anstieg, flossen die Wassermassen dann Richtung Norden ab. Krumbucher sagte am frühen Nachmittag, dass Sandsäcke nach Mainburg gefahren würden, weil sich dort die Lage verschärft habe. Auch die Auer Feuerwehr half bei Transport und Abfüllen, "nebenbei", wie ein Sprecher betonte, weil ein Ende der Einsätze im Gemeindegebiet auch am Nachmittag nicht absehbar war.

Für Au gibt es bereits ein Hochwasserkonzept, das derzeit in Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt zur Genehmigung liegt, wie der Bürgermeister schilderte. Für den Leitersdorfer Bach sei ein Regenrückhaltebecken angelegt worden, das am Montag vollgelaufen sei. Der Bau eines zweiten Beckens sei bisher aber an den Grundstücksverhandlungen gescheitert.

Nandlstadts Bürgermeister Gerhard Betz meldete am Nachmittag, "wir haben die Lage im Griff". Auch dort waren die vier Ortsfeuerwehren bis 15 Uhr im Dauereinsatz. In einigen Kellern stand Wasser, ebenso in der Baywa-Lagerhalle und auf dem Rewe-Parkplatz. Durch die "Super-Arbeit" der Einsatzkräfte und dank aufgestapelter Sandsäcke habe aber Schlimmeres abgewendet werden können, sagte Betz.

In Mauern sei die Lage "sehr angespannt" gewesen, berichtete Bürgermeister Georg Krojer, auch dort gingen die Pegel gegen Mittag jedoch zurück. Bei einem Haus, das kurz vor der Fertigstellung stehe, sei etwas Wasser in den Keller gelaufen, weil der Hochwasserschutz am Wurzelgraben zwar gerade in Arbeit, die Maßnahme aber noch nicht abgeschlossen sei.

Wangs Bürgermeister Markus Stöber bilanzierte gegen Mittag, dass seine Gemeinde "gut weggekommen" sei. Lediglich die Felder stünden unter Wasser. Sein Kollege aus Hörgertshausen, Michael Hobmaier, sagte, dass es aus Ackerflächen Wasser und Schlamm herausgespült habe, bei Doidorf sei die braune Brühe auf die Straße gelaufen. Auch er sagte aber: "Wir haben noch Glück gehabt".

Das Landratsamt appellierte an die Bevölkerung, sich bei Überschwemmungsgefahr nicht in Kellern oder Tiefgaragen aufzuhalten sowie nicht an Gewässer zu gehen, die Hochwasser führen. "Flutwellen können Sie überraschen und das Ufer kann einbrechen", so die Behörde. Auch überschwemmte Unterführungen seien lebensgefährlich. Durch den Druck im Kanal könnten Schachtabdeckungen hochgedrückt werden, dabei entstehe ein Sog. Autofahrer sollten nicht durch überflutete Straßen fahren, schon eine geringe Wasserhöhe könne die Steuerung behindern.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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