Archäologie:Hühnerei im Kindergrab

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Dieses Hühnerei wurde vor zehn Jahren als Grabbeigabe gefunden. (Foto: landesdenkmalamt)

Das Rätsel um ein Hühnerei, das vor zehn Jahren von Archäologen als Grabbeigabe in Langenpreising gefunden wurde, ist noch immer nicht gelöst. Das Ei war einem fünfjährigen Jungen als Totengabe mitgegeben worden, der im Frühmittelalter beigesetzt worden war.

Von Thomas Daller, Erding

Das Rätsel um ein Hühnerei, das vor zehn Jahren von Archäologen als Grabbeigabe in Langenpreising gefunden wurde, ist noch immer nicht gelöst. Darauf weist die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) in einer Pressemitteilung zu Ostern hin. Das Ei fand sich im Grab eines etwa fünfjährigen Jungen, der im Frühmittelalter in Langenpreising beigesetzt worden war.

Das Geheimnis um diese Beigabe sei bis heute nicht gelüftet, teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit. Neben dem Ei hätten die Forschenden eine für das 7. Jahrhundert typische Ausrüstung aus Waffen und Gürtel entdeckt. In Bayern seien nur wenige Kindergräber mit Totengaben dieser Art bekannt.

Die frühesten archäologischen Belege für Eierbeigaben stammen laut Mitteilung aus italienischen Gräbern aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Neben Hühner- und Gänseeiern seien den Verstorbenen auch künstliche Eier aus Ton und Bronze mitgegeben worden. "Welcher Brauch unserem bayerischen Hühnerei zugrunde liegt, ist noch offen", erklärt Jochen Haberstroh vom Landesdenkmalamt. Sicher sei, dass das Ei eine besondere symbolische Bedeutung für die Angehörigen des Verstorbenen gehabt habe. Seine Lage im Bauchbereich könnte auf eine Speisebeigabe hinweisen.

Vor allem Kindern seien im Frühmittelalter die Speisen in dieser Position mitgegeben worden. So fand man auch Eierbeigaben in einem karolingischen Reihengräberfeld bei Kulmbach in Oberfranken aus dem 9. und 10. Jahrhundert, die ausschließlich in Kindergräbern lagen. Je nach Kulturkreis hätten Eier eine unterschiedliche Bedeutung, heißt es. Im Christentum stellten sie ein Symbol für Wiedergeburt und Auferstehung dar, in Gräbern junger Frauen würden sie als Zeichen der Fruchtbarkeit gedeutet.

Das Hühnerei aus Langenpreising wurde den Angaben zufolge mit den anderen Funden in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamts konserviert.

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