NS-Zwangsarbeit:Gedenkstein für Boleslaw Buczkowski

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Der Gedenkstein für Boleslaw Buczkowski auf dem Friedhof am Perlacher Forst. (Foto: Martin Osiadly/OH)

Der 18-jährige Zwangsarbeiter wurde 1942 von einem Sondergericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Von Florian Tempel, Dorfen

"Vergesst mich nicht!", war einer der letzten Wünsche von Boleslaw Buczkowski. So steht es in einem Brief, den der 18-Jährige im Münchner Gefängnis Stadelheim geschrieben hat, seinen baldigen Tod bereits vor Augen. Am 29. September 1942 wurde er in Stadelheim mit der Guillotine hingerichtet, mit der wenige Monate später auch die Geschwister Scholl getötet wurden.

Am vergangenen Samstag fand auf dem Friedhof am Perlacher Forst, in Sichtweite zum Gefängnis Stadelheim, eine Gedenkveranstaltung statt, die der Erinnerung an den polnischen Zwangsarbeiter Buczkowski gewidmet war. Als 17-jähiger musste er auf einem Bauernhof in Oberdorf in der Gemeinde Buch am Buchrain schuften. Als er Äpfel aus einer Speisekammer stahl, geriet er in eine heftige Auseinandersetzung mit dem Bauern Anton Döllel. Dabei schlug Buczkowski diesem mit einer Flasche auf den Kopf. Der junge Mann floh, wurde gefunden und verhaftet und kam nach Stadelheim. In erster Instanz wurde er nach Jugendstrafrecht zu zwei Jahren Jugendgefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ging in Revision und ein Sondergericht verhängte das Todesurteil, das Henker Johann Reichart, der 1972 in Dorfen starb, vollzog.

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An der Einweihung des Gedenksteins im Bereich des Friedhofs, der zur Erinnerung an polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingerichtet ist, nahmen mehr als 35 Gäste teil, darunter Konsul Maciej Schmidt vom polnischen Generalkonsulat in München sowie Vertreter der polnischen Mission München. Die Gedenkveranstaltung, die eine Lesung der Gerichtsprotokolle und der letzten Briefe einschloss, war von Andreas Bialas konzipiert. Der Künstler aus Burghausen hatte bereits am 8. Mai 2021 eine eigens gestaltete Stele auf dem Schrannenplatz in Erding enthüllt, um auf das tragische Schicksal von Buczkowski aufmerksam zu machen. An jenem Tag wurde, auf Initiative des Erdinger Historikers Giulio Salvati, erstmals öffentlich an die Geschichten und Schicksale der in den Landkreis verschleppten Zwangsarbeiter erinnert.

Die Geschichtswerkstatt Dorfen veranstaltet am Donnerstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, im Jakobmayer einen Geschichtsabend zur NS-Zwangsarbeit . Die Namen von etwa 700 Menschen, die in Dorfen ausgebeutet wurden, sind bekannt. Allein die Ziegelei Meindl beschäftigte 90 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

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