Vorstoß aus dem Viertel:Tunnel-Revision

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Zu viele Bäume müssten dem Bau eines Tunnels unter dem Englischen Garten weichen - das findet jedenfalls der Münchner Stadtrat. (Foto: Catherina Hess)

Schwabings Lokalpolitiker finden sich nicht ab mit dem Aus für die Röhre unter dem Englischen Garten. Auch die Schlösserverwaltung bedauert die Absage nach jahrelangen Vorarbeiten.

Von Benjamin Stolz

Knapp einen Monat nach der Entscheidung, die 125 Millionen Euro teure Zusammenführung der beiden Teile des Englischen Gartens abzublasen, glaubt der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann immer noch ans sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. Eine rot-grüne Mehrheit im Stadtrat hatte Anfang März die Pläne für die teilweise Untertunnelung des Mittleren Rings zugunsten von 900 für eine Baustelle zu fällenden Bäumen gekippt. In der jüngsten BA-Sitzung forderte das Gremium auf Antrag der SPD-Fraktion jedoch erneut die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens und hievte den Wunsch nach der Wiedervereinigung des Parks zur Revision auf die kommunalpolitische Ebene.

"Es ist viel Geld ausgegeben worden für die Planung", sagte der langjährige BA-Vorsitzende Werner-Lederer Piloty (SPD) in der Diskussion. Auch Jost Albert, Gartendirektor der bayerischen Schlösserverwaltung, zeigte sich immer noch entrüstet über das plötzliche Aus des Tunnels. "Ich finde es bedauerlich, wenn man diesen Planungsstand einfach in die Mülltonne wirft", sagte Albert in einem Plädoyer für das Großprojekt, dem ein eigener Punkt in der Tagesordnung eingeräumt wurde.

Die Initiatoren machen eine andere Rechnung auf und zählen nur 368 Baumfällungen

Vor dem vorläufigen Aus durch die Stadtregierung hatte es für den Tunnel gar nicht schlecht ausgesehen. 2010 vom Architekten-Ehepaar Petra Lejeune und Herrmann Grub erstmals vorgestellt, bekam das Projekt nicht nur symbolische Unterstützung von Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, sondern auch Förderzusagen von Staat und Bund in Millionenhöhe. Letztlich scheiterte die Idee - nicht zuletzt an zu vielen Bäumen, die dem Tunnel zum Opfer fallen würden. Für Petra Lejeune, am Abend ebenfalls anwesend, ist es "einfach nur schade, wenn nach zehn Jahren diese Chance für die Landeshauptstadt wegen einer unklaren Baumbilanz fallengelassen wird". Petra Lejeune und Herrmann Grub machen jedenfalls eine andere Rechnung auf: Danach müssten für die Baumaßnahmen nur 368 Bäume gefällt werden.

Trotz des Baumverlusts hält Jost Albert den 400 Meter langen Tunnel für "ein grünes Projekt". Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann sieht das ähnlich und betrachtet die Entscheidung des Stadtrats als noch nicht endgültig gefällt.

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