"Gefährliche Schieflage", wirtschaftliche Katastrophe", "erhebliche Verwerfungen": Es sind drastische Worte, mit denen der Münchner FDP-Stadtrat Michael Mattar die Situation der Stadtwerke (SWM) beschreibt.
Das kommunale Unternehmen müsse angesichts seiner Millionenverluste von der Stadt an die Kandare genommen werden, steht in einem Dringlichkeitsantrag fürs Stadtratsplenum am kommenden Mittwoch. Und seine Geschäftspolitik überdenken.
Da die zuständige Behörde, das von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) geführte Wirtschaftsreferat völlig kritiklos mit den Stellungnahmen der Stadtwerke umgehe, fordert Mattar, Kämmerer Ernst Wolowicz mit der Kontrolle des Konzerns zu beauftragen. Wolowicz übt bereits die Aufsicht über das Stadtklinikum aus, das bis zu seiner Finanzkrise dem Gesundheitsreferat unterstand.
Die Stadtwerke haben im vergangenen Jahr 539 Millionen Euro Verlust gemacht - deswegen fiel auch die Gewinnausschüttung an das Rathaus aus. Auch weiterhin rechnen die SWM mit schwierigen Jahren. Der Ölpreis hat sich seit 2014 etwa halbiert, der Gaspreis fällt, Energie wird billiger und billiger.
Ob das Unternehmen aber deshalb gleich dem Kämmerer unterstellt werden sollte, dazu sagt Geschäftsführer Florian Bieberbach nur: "Außer Herrn Mattar hat sich noch nie jemand beklagt." Eigentlich gehe ihn als Geschäftsführer diese Diskussion auch gar nichts an, schiebt Bieberbach nach. Schließlich sei die Landeshauptstadt die Gesellschafterin - und die habe solche Fragen alleine zu entscheiden.
Die strategische Ausrichtung der Stadtwerke hat seit langem einen festen Platz im Debatten-Repertoire des Stadtrats. Eine große Mehrheit beurteilt die Situation anders als Mattar: Die Stadtwerke stünden heute deutlich schlechter da, wenn sie nicht in das Geschäft mit den erneuerbaren Energien eingestiegen wären, sagt etwa SPD-Fraktionschef und Aufsichtsratsmitglied Alexander Reissl.
Das Rathaus habe sich bewusst dafür entschieden, ein unternehmerisches Risiko einzugehen. Auch Stadtwerke-Chef Bieberbach sagt, all die neuen Projekte brächten sehr wohl Geld ein - nur eben nicht ganz so viel wie eigentlich erhofft, aufgrund der niedrigen Preise am Energiemarkt.