Ortsentwicklung Zorneding:Investor gesucht

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Eher trostlos sieht es rund um das Zornedinger Haus der Vereine aus. Das will die Gemeinde ändern - am besten zusammen mit einem Investor. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde Zorneding will ihre Ortsmitte neu gestalten. Weil dafür aber die finanziellen Mittel fehlen, soll nun nach einem Geldgeber Ausschau gehalten werden. Ein garantiertes Erfolgsmodell ist das allerdings nicht, wie man bei den Nachbarn in Kirchseeon weiß.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Ein Pavillon, ein Café, eine Co-Working-Werkstatt, Platz für Konzerte, viel Holz, wenig Beton und vor allem weniger Verkehr - so könnte Zornedings Ortszentrum ausschauen. Zumindest wenn es nach der Gruppe von Studierenden der TU München geht, die 2021 im Rahmen eines Wettbewerbs Vorschläge für die künftige Gestaltung der Gemeinde gemacht haben. Die Realität ist knapp zweieinhalb Jahre später jedoch eine andere: Das historische Haus der Vereine verfällt weiter vor sich hin und auch drumherum herrscht nach wie vor Stillstand. Der Gemeinde mangelt es schlicht an finanziellen Mitteln, um das Ortszentrum rund um die Anton-Grandauer-Straße, den Schmiedweg und die Münchner Straße neu zu entwickeln. Diese Aufgabe könnte nun jedoch ein Investor übernehmen. Der Gemeinderat jedenfalls einigte sich in der jüngsten Sitzung darauf, einen entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion weiter zu verfolgen.

"Um das künftige Ortszentrum in Zorneding Realität werden zu lassen, muss dies - vor allem aus finanzieller Sicht - mit alternativen Möglichkeiten zur Realisierung durch die Gemeinde selbst, durchdacht und geplant werden", schreibt die CSU-Fraktion in ihrem Antrag. In einfacheren Worten ausgedrückt: Weil die Gemeinde sich die Umgestaltung nicht leisten kann, müssen Alternativen her. Als Möglichkeiten schlagen die Christsozialen deshalb eine Vergabe von Erbbaurecht oder die Suche nach einem Investor vor. Ein solcher könne auf dem Gebiet zwischen Anton-Grandauer-Straße und dem Hotel Neuwirt verschiedene Gebäude mit unterschiedlicher Funktionalität errichten, um den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung Zornedings gerecht zu werden, so die Idee der CSU.

Im Juli 2021 hatten sich Studenten der TU München im Rahmen eines Wettbewerbs Gedanken um die Gestaltung der Zornedinger Ortsmitte gemacht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Fraktion hat sich auch bereits erste Gedanken dazu gemacht, wie die neue Ortsmitte konkret aussehen könnte: Ein öffentlicher Platz soll zum Verweilen einladen, der Ortskern könne dadurch zu einer echten Begegnungsstätte werden. "Errichtet werden sollen Wohnungen, gleichzeitig mehrere kleinere Geschäfte, idealerweise ein Café, Räume für Veranstaltungen, Treffpunkte für Vereine, eventuell neue Räume für die Gemeindebücherei und weitere kulturelle Treffpunkte", schreibt die CSU. Dadurch würde man lokale Arbeitsplätze schaffen und der Wohnungsnachfrage begegnen, außerdem werde das soziale und kulturelle Miteinander in Zorneding gefördert. "Die Entwicklung dieses Ortszentrums könnte die in absehbarer Zeit letzte Chance hierfür sein", ist man bei der CSU überzeugt.

Der Gemeinderat will einem möglichen Investor eigene Vorschläge unterbreiten

Der Antrag soll ein erster Anstoß sein, erklärte Jutta Sirotek stellvertretend für ihre Fraktion im Gemeinderat. "Es soll möglichst was entstehen, was uns kein Geld kostet." Dieser Vorschlag stieß im traditionell eher sparsamen Zornedinger Gremium wenig überraschend auf breite Zustimmung. "Ich finde das sehr gut", lobte etwa Helmut Obermaier (Grüne), "wir wissen, dass sonst nichts passieren wird." Dafür müsse man dann eben in den sauren Apfel beißen und die Ortsentwicklung in fremde Hände geben. "Aber ein möglicher Investor sollte schon auf unsere Wünsche eingehen", stellte Obermaier klar. Ähnliches forderte Wilhelm Ficker (FWG): Der Gemeinderat müsse mit seinen eigenen Ideen in Vorleistung gehen und sich überlegen, was man dort umsetzen will. "Jetzt einfach einen Investor zu suchen, ist schwierig", so Ficker, "wir müssen uns über das Ziel, das wir mit dem Ortszentrum erreichen wollen, im Klaren sein."

Wie sehr ein möglicher Geldgeber, der mit einer Investition natürlich auch wirtschaftliche Interessen verbindet, letztlich auf die Gemeinde zukommt, wird sich zeigen müssen. Renate Pfluger (CSU) jedenfalls warnte davor, das Korsett von Anfang an zu eng zu schnallen. "Ich würde den Investor - falls wir einen finden - erstmal arbeiten lassen und dann schauen, was dabei rauskommt", sagte sie. Natürlich brauche ein Geldgeber einen gewissen Freiraum, bestätigte auch Fraktionskollegin Jutta Sirotek.

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Dass ein solches Modell ohnehin nicht zwangsläufig ein Erfolg wird, war jüngst in der Nachbargemeinde Kirchseeon zu beobachten. Dort hatte die ECE Group, ein Hamburger Projektentwickler, das ehemalige Bahnschwellengelände erworben, um darauf ein neues Ortszentrum zu gestalten. Letztendlich sind die Ideen und Vorschläge, die der Investor sogar in mehreren Arbeitsgruppen mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt hat, von der Mehrheit der Kirchseeoner im Rahmen eines Bürgerentscheids abgelehnt worden.

So weit ist man in Zorneding noch lange nicht, zunächst muss das Rathaus nun jemanden finden, der in das Projekt einsteigen will. "Mit diesem Beschluss begeben wir uns jetzt erstmal auf den Weg und dann sehen wir, was dabei rauskommt", sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) über das einstimmige Votum des Gemeinderates. Das Gremium hat in dem Zusammenhang auch beschlossen, die Summe von 50 000 Euro in den Haushalt für nächstes Jahr einzustellen, mit der die Kosten für eine mögliche Rechtsberatung bezahlt werden sollen. Außerdem wollen sich die Gemeinderäte in nächster Zeit mehrere Kommunen anschauen, die ihr Ortszentrum zusammen mit einem Investor gestaltet haben - in Kirchseeon jedenfalls wird der Bus dabei nicht Halt machen.

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