Handwerk:Kunst mit Loch

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Die Laternen aus altem Wurmholz sind während der vergangenen Monate auf einer Berghütte in Tirol entstanden. (Foto: Christian Threimer/oh)

Der Zornedinger Fritz Threimer ist von wurmstichigem Holz fasziniert. Jetzt hat er daraus Laternen gefertigt - für einen guten Zweck.

Von Barbara Mooser, Zorneding

Es war kurz vor Weihnachten 1992, daran erinnert sich Fritz Threimer noch heute: Er verbrachte die Adventstage auf seiner Berghütte am Schneeberg im Thierseegebiet in Tirol, als bei einer Weihnachtsfeier beim Schneebergwirt ein Bergbauer vorbeikam. Er hatte eine uralte Stalllaterne dabei und reichte sie von Tisch zu Tisch. "Da ich ja etwas nostalgisch angehaucht bin, war ich so fasziniert von der Laterne, dass ich beschlossen habe, sie nachzubauen", erzählt der Zornedinger heute. Von Kindesbeinen an ist er ein "Holzwurm", wie er selbst über sich sagt, und leidenschaftlicher Bastler.

In seiner kleinen Schreinerwerkstatt in seinem Haus in Pöring machte sich Fritz Threimer ans Werk, gleich zehn Stück produzierte er, allesamt hat er irgendwann in der Familie und im Freundeskreis verschenkt. Jetzt allerdings hat sich der 90-Jährige gewissermaßen an die zweite Edition gemacht, und diese verkauft er nun für einen guten Zweck - der Erlös geht an den Kindergarten in Pöring, "da ich schon immer ein großes Herz für Kinder habe", wie Threimer sagt.

Erst hat Fritz Threimer seine Laternen nur für Freunde und Familie gefertigt, jetzt verkauft er auch einige Exemplare. (Foto: Christian Threimer/oh)
Der Zornedinger, der im Januar seinen 91. Geburtstag feiert und immer noch höchst aktiv ist, will damit etwas Gutes für Kinder tun. (Foto: Christian Threimer/oh)

Die Laternen sind aus Fichten- und Eichenholz handgefertigt. Nicht irgendein Holz vom Baumarkt freilich; vor Threimer waren darin schon andere Künstler am Werk, richtige Holzwürmer nämlich, die Labyrinthe ins Material gefressen und auf diese Weise besondere Muster hinterlassen haben. Jahrzehntelang haben die Balken ein Bauernhaus an der Eglhartinger Straße getragen; als das abgerissen wurde, hat Threimer zugeschlagen und das Holz aufgekauft.

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Wer sich eine der Laterne zulegt, muss übrigens nicht fürchten, dass sich dort noch Holzwürmer verstecken. Threimer hat das Holz lange in der Sonne gelagert, so dass sich der letzte Wurm auch ohne chemische Keule längst getrollt hat. Die Laternen sind handgefertigt bis ins kleinste Detail, selbst die kleinen Nägel aus Kupfer sind handgeschmiedet.

Dabei lässt sich gar nicht beziffern, wie viel Zeit der Hobbyhandwerker, der auch im hohen Alter noch mit seinem Snowboard die Hänge hinunter fegt, in eine der Laternen investiert hat. Zehn Stück hat er parallel angefertigt, in der kleinen Werkstatt am Schneeberg, im Winter auch in der Stube dort. Nun trennt er sich von den Einzelstücken: "Diese Laternen sind da am besten aufgehoben, wo sich Menschen an alten Gegenständen erfreuen können", sagt der Künstler über sie. Erworben werden können sie zum Stückpreis von 90 Euro plus Versandkosten über die Internetplattform von Sohn Christian Threimer oder per Mail an info@christianthreimer.de.

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