Von Malmö lernen:Schwedische Kabinen

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Florian Pronold ist für die SPD im Bundestag. Am Dienstag kam er auf Einladung von Doris Rauscher (links) in den Markt Schwabener Georgenhof. (Foto: Christian Endt)

Florian Pronold wirbt auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung von Doris Rauscher für skandinavische Wohnungsbaukonzepte und kritisiert den Ministerpräsidenten

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Malmö und Markt Schwaben liegen gut 800 Kilometer auseinander und waren sich wohl nie so nah wie am Dienstagabend. Dank Florian Pronold, dem Passauer Politiker, der jetzt in Berlin arbeitet. Im Markt Schwabener Georgenhof sprach der SPD-Bundestagsabgeordnete über das Reizthema Wohnraum. Seine Genossin Doris Rauscher hatte ihn unter dem Titel "Der Traum vom Wohnen" eingeladen, als Unterstützung im Wahlkampf für ihren Wiedereinzug in den bayerischen Landtag. Ihre Botschaft: Dieses Thema bewegt uns privat und politisch rauf und runter." Pronold dazu: Aus seiner Sicht können sich die Bayern beim Wohnen einiges abschauen - nicht nur von Skandinavien.

Wohnst du schon oder suchst du noch? Oder wie Pronold den Titel interpretierte: "Es ist eher ein Albtraum vom Wohnen", sagte er und meinte damit Oberbayern insgesamt und München im Speziellen. Was dort ein Riesenproblem ist, spürt man aber auch im Osten der Landeshauptstadt längst. Gerade in Markt Schwaben, wo schon jetzt viele Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben. Wohl auch deswegen war der Nebenraum des Georgenhofs voll besetzt, ungefähr 30 Leute saßen im Saal. Vielleicht hat der Politiker aus Berlin ja Ideen, die hier im Ort weiterhelfen.

Pronold nannte Beispiele aus Skandinavien. In Schweden etwa sei die "aufgeständerte Bauweise bereits viel ausgeprägter". Hier müsse man ansetzen, auch in Bayern, in Gemeinden wie Markt Schwaben. Als Beispiel nannte er das Dantebad in München, wo über einem Flachdach Wohnungen gebaut wurden. Einkaufszentren an Ortseingängen sind auch oft Flachbauten. Da könne man ähnliches versuchen. Damit es in Markt Schwaben irgendwann ein bisschen so ist wie in Malmö.

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Beim Thema Wohnen geht es nicht nur um Platz, sondern auch um den Preis. Hier nannte Pronold das Beispiel Österreich, wo der Staat bei der Finanzierung von sozialem Wohnraum deutlich engagierter ist. In Wien etwa liege der Anteil an genossenschaftlichen Wohnungen bei 70 Prozent, so Pronold. "In München sind es gerade mal zehn Prozent." In Österreich komme "von staatlicher Seite viel mehr Geld".

Damit lieferte sich Pronold selbst die Vorlage für einen Seitenhieb gegen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von der CSU. "Der Freistaat hätte die Wohnungen damals kaufen müssen", so Pronold. Müssen, "weil ich darin eine staatliche Verpflichtung sehe". Pronold spielte auf den Streit um den Verkauf der einst staatlichen Wohnungsgesellschaft GBW an, weswegen Söder zuletzt in Bedrängnis geraten war. Ein Brief der EU-Kommission legt nahe, dass der Freistaat Bayern die 33 000 betroffenen Wohnungen von der Landesbank hätte übernehmen können. Für seine markigen Worte gab es vom Markt Schwabener Publikum Applaus.

Gäste, die zu spät kamen, mussten sich am Dienstag Stühle holen, nur ein Kindersitz blieb unbesetzt. Das Publikum ist wie so oft bei solchen Abenden in einem Alter, wo die Kinder schon erwachsen sind. Pronold thematisierte auch das Alter. "Wir brauchen Lösungen, damit man nicht aus seinem Daheim rausmuss, wenn der Partner stirbt und die Kinder aus dem Haus sind." Sein Ansatz: Wohngruppen im Alter. Hier müsse man investieren, damit solche Wohnformen einfacher machbar werden.

Unter den Gästen waren Politiker aus der Region, etwa Gertrud Eichinger (SPD), die stellvertretende Landrätin im Nachbarlandkreis Erding und Kandidatin für den Landtag. Oder Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) und Markt Schwabens Dritter Bürgermeister Joachim Weikel (Grüne). Er dürfte die Ohren gespitzt haben, als Pronold über Parkplätze sprach, in Markt Schwaben ja ein großes Thema. Kommunen sollten ihre Stellplatzpflicht beim Hausbau in Frage stellen, um mehr Platz zum Wohnen zu haben. Allerdings nur dort, wo die Anbindungen an den öffentlichen Verkehr gut sei. Geholfen dürfte er Weikel damit nicht haben. Markt Schwaben hat zwar einen S-Bahnhof - trotzdem gibt es im Ort zu viele Autos für zu wenige Parkplätze.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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