Die Großgemeinde wird diesen Beinamen auch künftig zurecht tragen. Laut einer kürzlich im Gemeinderat vorgestellten Prognose wird die Zahl der Einwohner bis Ende des Jahrzehnts auf mehr als 29 000 wachsen, gut 3000 mehr als aktuell. Bereits jetzt hat Vaterstetten damit rund 10 000 Einwohner mehr als Poing, die zweitgrößte Kommune des Landkreises. Besonders hoch fällt in Vaterstetten das Wachstum in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen aus.
Zu diesem Schluss kommt das Büro für räumliche Entwicklung (BRE), das seit 2016 für die Gemeinde die Bedarfsplanung für Kita- und Schulkapazitäten erstellt. Laut den von BRE-Leiterin Heike Pethe in der Sitzung vorgelegten Zahlen, wird es 2030 insgesamt 29 185 Vaterstettenerinnen und Vaterstettener geben, was einem Zuwachs von 11,8 Prozent im Vergleich zu Ende 2019 entspricht. Bei den Einwohnern unter sechs Jahren ist der Zuwachs höher, laut Prognose beträgt er 18 Prozent. Noch einmal deutlich höher ist die Zunahme in den Altersgruppen Grundschule, da erwarten die Statistiker 24 Prozent, und Mittelschule, da sollen es sogar 27 Prozent werden.
Gemeint sind damit alle zwischen zehn und 14, egal welche Schule sie am Ende besuchen. Allerdings erwarten die Statistiker ebenfalls eine Steigerung beim Anteil der Mittelschüler: Ging man zunächst von einer Quote von zwölf Prozent aus - alle anderen wechselten auf die Realschule oder das Gymnasium -, liegt der Anteil der Mittelschüler in der neuen Prognose bei 15 Prozent.
Vor sechs Jahren beendete die 10-H-Regel der CSU-Staatsregierung den Ausbau der Windkraft im Landkreis. Nun gibt es einen neuen Plan.
Grund sei ein insgesamt höherer Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Was zusammengenommen bedeutet, dass es 2013 insgesamt etwa 325 Mittelschülerinnen und Mittelschüler in Vaterstetten geben werde. Zum Vergleich: Im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr zählte man 182. Damit hätte die Mittelschule 13 Klassen und wäre durchgehend zweizügig. Dies gälte auch, würde es 2030 keine Gastschüler im Mittelschulverbund geben, den Vaterstetten mit Haar und Höhenkirchen-Siegertsbrunn bildet. Für diesen Fall rechnen die Experten mit elf Klassen inklusive der M-Klasse in der zehnten Jahrgangsstufe.
16 Klassen in 12 Klassenzimmern? In der Brunnerstraße könnte es eng werden
Für die erst im vergangenen Herbst zusammen mit der neuen Grundschule eröffnete Mittelschule könnte daher eine Erweiterung nötig werden. Denn aktuell gibt es dort zehn Klassenzimmer plus ein sogenannte Flex-Zimmer, in dem aber die Mittagsbetreuung untergebracht ist. Auf jeden Fall wird ein "großer Abstimmungsbedarf im Mittelschulverbund" gesehen, es gelte die Entwicklung der Schülerzahlen in den anderen beiden Gemeinden und die dortigen Raumressourcen zu betrachten. Was konkret bedeutet: Entwickelt sich die Zahl der Mittelschulkinder in Haar und Höhenkichen-Siegertsbrunn ähnlich wie in Vaterstetten, werden an der Karlheinz-Böhm-Schule in ein paar Jahren die Bagger anrücken müssen.
Dies gilt bereits für die Schule an der Brunnenstraße, hier erwartet die Prognose den größten Zuwachs: Voraussichtlich 16 Klassen sollen es bis Ende des Jahrzehnts dort sein, aktuell sind aber nur höchstens zwölf Klassenzimmer verfügbar.
An der Brunnenschule laufen derzeit die ersten Arbeiten der auf etwa zwei Jahre angelegten Sanierung - gut möglich, dass es danach gleich mit der Erweiterung weitergeht. Als Ursache für den überproportional hohen Zuwachs im Sprengel Brunnenstraße sehen die Statistiker vor allem eine erwartete hohe Nachverdichtung.
Möglicherweise muss auch die Schule in Parsdorf erweitert oder zumindest umgebaut werden. Diese soll in zehn Jahren zweizügig mit insgesamt acht Klassen sein, laut dem Vaterstettener Amt für Jugend, Familie, Schule und Kultur müsse man die "Raumkapazitäten hinsichtlich der Schulbauverordnung überprüfen". An den übrigen zwei Schulen reiche die Zahl der Klassenzimmer auch 2030 noch aus, die neue Grundschule wird dann vierzügig mit insgesamt 16 Klassen sein, die Wendelsteinschule dreizügig mit zwölf Klassen.
Bei den ganz Kleinen sei zumindest bis 2025 der Bedarf an Betreuungsplätzen ausreichend, zumindest wenn der Anteil der Kinder, die eine Krippe besuchen, stabil bleibt. Derzeit liegt er bei 46 Prozent, damit würden die ab 2021 verfügbaren 388 Plätze zunächst genügen. Bei gleichbleibendem Zuzug und Geburtenrate werde es Ende des Jahrzehnts aber wieder knapp. Ähnlich sieht es bei den Kindergärten aus, hier erwartet man sogar, dass die vom kommenden Jahr an verfügbaren 1065 Plätze bis 2027 reichen werden. Zumindest die Betreuungsquote ist hier kein großer Unsicherheitsfaktor, denn bereits heute gehen fast 95 Prozent der Vaterstettener zwischen drei und fünf Jahren in den Kindergarten.
Im Bereich Nachmittagsbetreuung wird dagegen ein Anstieg der Quote erwartet, da es von 2025 an einen Rechtsanspruch darauf geben soll. "In der Vergangenheit ging mit der rechtlichen Garantie auf einen Betreuungsplatz auch eine deutliche Steigerung der Nachfrage einher", so die Verwaltung. Aktuell gehen bereits 77 Prozent der Altersgruppe Grundschule in den Hort oder die Mittagsbetreuung oder haben Ganztagsunterricht an ihrer Schule. Erwartet wird eine Zunahme um zehn bis 15 Prozent, damit müssten bis 2025 etwa 75, bis Ende des Jahrzehnts ungefähr 180 zusätzliche Plätze geschaffen werden.
