Klimaschutz im Landkreis Ebersberg:Vorzeigeprojekt in Vaterstetten

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Unter anderem aus solchen Holz-Hackschnitzeln wird in Pyrolyse-Anlagen Kohlenstoff gewonnen. (Foto: Claus Schunk)

Eine neuartige Anlage zur Gewinnung von Kohlenstoff aus Pflanzenresten soll in der Gemeinde entstehen. Der entsprechende Förderbescheid wurde nun bewilligt.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In Vaterstetten könnte der Prototyp einer Pyrolyse-Anlage entstehen. Sie soll Holzreste und andere Pflanzenabfälle in Kohlenstoff umwandeln, der dann als Ausgangsmaterial für weitere Anwendungen dienen kann. Am Montag gab das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus bekannt, dass zwei Förderbescheide für den Aufbau solcher Demonstrationsanlagen vergeben wurden, einer davon nach Vaterstetten. Insgesamt sollen sechs Anlagen zur Erprobung von Pyrolyseverfahren aufgebaut werden.

Das entsprechende Förderprogramm wurde bereits im Sommer aufgelegt, neben dem Antragsteller aus Vaterstetten kam auch einer aus Velden im Landkreis Landshut zum Zuge. Wie Markus Grundner vom Fördermittelgeber, dem Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing, erklärt, sei das langfristige Ziel der Pyrolyseanlagen zum einen, Kohlenstoff aus Pflanzen langfristig zu binden. Während dieser beim Verheizen in Form von Kohlendioxid in die Atmosphäre entweicht, soll bei den Pyrolyseanlagen unter Abschluss von Sauerstoff möglichst reiner Kohlenstoff gewonnen werden, sehr ähnlich wie in einem Kohlemeiler.

Die Abwärme der Anlage soll ins örtliche Nahwärmenetz eingespeist werden

Dieser so entstandene Kohlenstoff könne beispielsweise in der Landwirtschaft zur Aufwertung von Böden eingesetzt werden. Auch als Nahrungsergänzung in Futtermitteln und Zusatz in Baustoffen lässt sich die Pflanzenkohle verwenden. Außerdem, so zitiert das Ministerium seine Chefin Michaela Kaniber (CSU), biete die Pyrolyse auch wirtschaftliche Perspektiven für die Landwirtschaft: "Neben dem Klimaschutz ist ein unschlagbarer Vorteil von Pflanzenkohle, dass damit auch ein neues Absatzprodukt für unsere Landwirtinnen und Landwirte entsteht."

Laut Ministerium haben die nun geförderten Anlagen jeweils ein Potenzial von 700 Tonnen Pflanzenkohle im Jahr, außerdem soll die durch die Pyrolyse entstehende Abwärme in das örtliche Nahwärmenetz eingespeist werden. Wie das Ministerium weiter mitteilt, sind für beide Projekte zusammen Investitionen in Höhe von rund zwei Millionen Euro nötig.

Bis in Vaterstetten aber Pflanzenkohle großtechnisch hergestellt werden kann, dauert es wohl noch etwas. Laut Grundner können die Antragsteller erst mit der Umsetzung ihres Projekts beginnen, wenn die Fördermittel bewilligt sind. Bis der Aufbau der nun geförderten Anlagen abgeschlossen sei, könne es daher noch gut ein Jahr dauern.

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