Vaterstettener Modell:Ganztag wird verlängert

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Auch in Zukunft gibt es an der Karlheinz-Böhm Schule in Vaterstetten das gewohnte Ganztagesangebot. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

An der Vaterstettener Grund- und Mittelschule wird es auch nach dem Ausstieg der Awo als Träger weiterhin Nachmittagsunterricht geben.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Auch im kommenden Schuljahr kann das Ganztagsangebot an der Karlheinz-Böhm-Schule wie gewohnt fortgesetzt werden. Das sogenannte "Vaterstettener Modell" stand auf der Kippe, nachdem die Awo als bisheriger Träger im Herbst 2023 erklärte, das Programm nach dem Ende des aktuellen Schuljahres nicht weiterführen zu können. Nun ist es gelungen, einen anderen Träger zu finden: Die gemeinnützige Matapi GmbH, die in Vaterstetten mehrere Kitas betreibt, wird übernehmen, dies wurde nun im Gemeinderat bekannt gegeben.

Das Vaterstettener Modell entstand in einer Zeit, als Ganztagsunterricht an Bayerns Schulen nicht nur die Ausnahme, sondern von der Politik auch nicht unbedingt gewollt war. So lehnte das Kultusministerium im Jahr 2010 einen Antrag der Gemeinde auf ein Ganztagesmodell an der Grundschule in der Gluckstraße - die Vorgängerin der Karlheinz-Böhm-Schule - zunächst ab. Geplant war, dass anstelle der damals vom Ministerium favorisierten Minimalbetreuung am frühen Nachmittag ein richtiges Schulangebot bis 17 Uhr bereitzustellen.

Seit 2011 gibt es das Vaterstettener Modell als Kombination aus Ganztagsschule und Hort

Ein weiteres Jahr später klappte es dann mit dem Vaterstettener Modell, die Kombination aus Ganztagsschule und erweitertem Hort wird seitdem von der Awo getragen und ist 2019 auch mit der Schule zusammen ins neue Gebäude am Sportpark umgezogen. Seit der Einführung 2011, so eine Stellungnahme des Amtes für Familie, Jugend und Bildung aus dem vergangenen Jahr, werde "ein ganzheitliches Konzept für Bildung, Erziehung und Betreuung" umgesetzt. Dessen Grundgedanke sei es "die Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag in die Hände weniger Bezugspersonen zu geben und durch die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Hortfachkräften beide Professionen auf ideale Weise für die Bildungsbegleitung von Schülerinnen und Schülern zu nutzen".

Und eben diese Fachkräfte wären der Schule verloren gegangen, hätte sich die Awo ersatzlos zurückgezogen. Diese begründete den Rückzug mit dem Fachkräftemangel. Wie Amtsleiterin Jasmin Marussis-Kley nun in der Sitzung ausführte, habe man zusammen mit der Awo nach anderen Optionen gesucht. Geprüft wurde unter anderem die Einführung eines klassischen Hort-Angebotes. Dieses hätte aber maximal 75 Plätze geboten, das Vaterstettener Modell ist auf bis zu 108 Kinder ausgelegt. "Gerade auch im Hinblick auf den kommenden Rechtsanspruch" für Ganztagesbetreuung sei die Gemeinde auf die 33 weiteren Plätze angewiesen.

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Ebenfalls geprüft hatte man einen Hort mit vier Gruppen, dies wären zwar immerhin 100 Plätze, allerdings entfielen dabei die im Vaterstettener Modell enthaltenen Unterrichtseinheiten. Zwölf Lehrerwochenstunden gesteht das Kultusministerium zu - allerdings eben nicht für ein reines Hort-Modell. Auch verworfen wurde die Umstellung auf offenen Ganztag, also Schule ohne Unterricht, bei diesem müsse laut Vorgabe des Ministeriums dann wiederum die Mittagsbetreuung eingestellt werden, weil beide Angebote zu ähnlich seien. Was zur Konsequenz gehabt hätte, dass die 130 Kinder, die aktuell in die Mittagsbetreuung gehen, keinen Platz mehr hätten. Zuguterletzt habe man auch noch eine klassische gebundene Ganztagesbetreuung geprüft, dieses sei aber für alle Träger, die angefragt wurden, als "finanziell nicht darstellbar" abgewiesen worden.

Der neue Träger betreibt zwei Kindergärten und einen Schulhort in der Gemeinde

Schließlich habe die Gemeinde in der gemeinnützigen Matapi GmbH aber einen neuen Träger für das alte Modell gefunden und auch noch einen aus dem Ort. Matapi betreibt in der Gemeinde etwa die Kindergärten Karwendel-Kiste und Oktonauten sowie den Schulhort an der Brunnenstraße. Seitens der Schule sei man sehr glücklich über die Entwicklung, so Direktorin Andrea Dauth in der Sitzung: "Das ist ein sehr hochwertiges Modell und es läuft sehr gut." Dies scheinen auch die bisher bei der Awo beschäftigten Betreuer so zu sehen, laut Dauth wollen alle zum neuen Träger wechseln.

Diskussionsbedarf gab es im Gremium nicht, Schulreferentin Cordula Koch (SPD) lobte ausdrücklich die Verwaltung. Das mit dem Trägerwechsel klinge im Sachvortrag so einfach, "aber das war viel Arbeit". Auf jeden Fall sei es sehr positiv, dass das Vaterstettener Modell erhalten bleibe. Ohne Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat anschließend, die Matapi GmbH mit der Trägerschaft zu beauftragen.

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