Über lokale Bräuche und Traditionen könnte man ein Buch schreiben. Viele Bücher. Und das haben auch schon viele Leute getan. Zu viele, als dass man alle diese Werke gelesen haben könnte, darum lässt sich nicht mit letzter Gewissheit sagen, ob eine seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Großgemeinde Vaterstetten praktizierte Faschingstradition nicht doch in irgendeiner Publikation über lokale Bräuche und Traditionen vorkommt. Die Rede ist natürlich davon, dass das Gemeindeoberhaupt alljährlich beim Kinderfasching die Gäste mit einem möglichst originellen Kostüm überrascht. Das möchte auch Amtsinhaber Leonhard Spitzauer so halten - und sucht noch Ideen.
Wie er im Grußwort zum aktuellen Gemeindeblatt schreibt - wo er passenderweise sein übliches Portraitbild durch jenes im Löwenkostüm des vergangenen Jahres ersetzt hat - will Spitzauer eben jenes Kostüm nicht ein zweites Mal ausführen: "Man geht nicht gerne zweimal mit dem gleichen Outfit zu einer Veranstaltung." Vorschläge, als was sich der Bürgermeister stattdessen verkleiden könnte, würden daher gerne angenommen.
Dass sich Spitzauer - der wegen Corona in seiner mittlerweile knapp vierjährigen Amtszeit erst zum zweiten Mal Gastgeber eines Kinderfaschings sein kann - etwas Unterstützung sucht, ist verständlich. Schließlich liegt die Latte, was Faschingskostüme angeht, einigermaßen hoch, was besonders am Amtsvorvorgänger liegt: Während Peter Dingler und Georg Reitsberger auf eher klassische Motive setzten, war Robert Niedergesäß bekannt für seine Kreativität, was die Kostümauswahl angeht.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit begrüßte er die Gäste beim Vaterstettener Kinderfasching als Wikinger Robert der Rote, Schnappi das Krokodil und Manni das Mammut. Auch als Ölscheich war der damalige Chef der stets klammen Kommune schon im Faschingseinsatz, ebenso als Papa Schlumpf. Außerdem war Spitzauer nicht der erste Rathauschef im Großkatzenkostüm, in ein solches schlüpfte Niedergesäß bereits 2008.
Also darf man gespannt sein, ob sich das noch toppen lässt, zumal der ehemalige Vaterstettener Bürgermeister die Tradition in seinen neuen Job als Landrat mitgenommen hat und munter nachlegt: Der Landkreis Ebersberg wurde in der närrischen Zeit schon mal von Batman regiert, ebenso von Willi der Biene und von einem blauen Alien aus der Avatar-Filmreihe.
Wird Niedergesäß auch heuer der kommunale Wahlbeamte mit dem kreativsten Kostüm im Landkreis, oder läuft ihm sein Nachnachfolger im Vaterstettener Rathaus den Rang ab? Die Auflösung gibt es in den kommenden Tagen - und bis dahin kann man sich Spitzauers Grußwort im Gemeindeblatt anschließen: "In diesem Sinne: Helau, Alaaf und Täteräää."
Der Kinderfasching der Gemeinde Vaterstetten findet am Donnerstag, 8. Februar, in der Turnhalle der Grundschule in der Wendelsteinstraße statt. Beginn ist um 15.30, Ende gegen 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, für jedes Kind gibt es eine Breze oder einen Krapfen sowie ein Getränk. Außerdem hat Clown Pippo einen Auftritt.