Tobias Boegelein, Die Linke:"Die letzte Entscheidung muss der Mensch treffen"

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Tobias Boegelein. (Foto: Christian Endt)

Tobias Boegelein aus Bruck kandidiert bei der Bundestagswahl in Ebersberg/Erding für die Linke. Der Softwareentwickler ist Digital-Fachmann.

Von Wieland Bögel und Selina Schäfer, Bruck

Die großen Dinge sind Tobias Boegelein nicht fremd, schließlich hat er Astrophysik studiert, größer wird es nicht mehr. Die Dinge, mit denen sich der 39-Jährige derzeit beschäftigt, sind zwar gemessen an den Weiten des Weltalls überschaubar, im Kosmos der Politik indes durchaus von galaktischen Ausmaßen.

Boegelein, der als Direktkandidat für die Linke im Wahlkreis antritt, hat das Digitale zu seiner politischen Agenda gemacht. Das behaupten derzeit zwar viele von sich, bei Boegelein steckt aber auch echtes Fachwissen dahinter, schließlich arbeitet er als Softwarearchitekt. Laienhaft formuliert ist er damit gewissermaßen für den Grundriss von Systemen zuständig - jenen Teil von Programmen, die sich auch beim ständigen Updaten der Systeme nie ändern.

Um Strukturen geht es Boegelein auch in seiner politischen Arbeit, er ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Netzpolitik seiner Partei und gehört dem Verein "Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung" an. Mangelnde beziehungsweise mangelhafte Struktur war auch der Anlass für Boegelein, sich politisch stärker zu engagieren:

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Als vor zwei Jahren ein neues EU-weites Urheberrecht eingeführt wurde, gab es viele, die gegen die sogenannten "Upload-Filter" protestierten. Programme, die angeblichen Urheberrechtsverletzungen zuvorkommen sollen, indem sie Inhalte automatisch blockieren. Für Kritiker, darunter Boegelein, sind solche Programme eine Form von Zensur - und eine, die nicht einmal mehr nach menschlichem Ermessen sondern nach einmal von irgendwem festgelegten Regeln erfolgt.

Worin Boegelein grundsätzlich ein Problem sieht: "Man hört immer nur, Deutschland soll Technologieführer werden, aber die gesellschaftlichen Auswirkungen werden kaum aufgezeigt." Das gelte besonders für den so gerne von vielen Seiten beschworenen Einsatz künstlicher Intelligenz.

Diese sei in manchen Bereichen, etwa der Steuerung von Produktionsrobotern in der Industrie durchaus nützlich und auch unproblematisch. "Aber wenn man ins Gesundheitswesen geht oder mit Menschen arbeitet, vor allem auch in behördlichen Strukturen, muss man besser aufpassen, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz ethisch vertretbar ist." Hier sei, wie in anderen Bereichen der Technik auch, eine staatliche Regulierung notwendig. Konkret gehe es um die Frage: "An welcher Stelle muss die letzte Entscheidung tatsächlich von einem Menschen getroffen werden und kann keinem automatisierten System überlassen werden."

Diese Frage an der richtigen Stelle zu stellen war auch der Grund für Boegeleins politisches Engagement: "Man kann in den Fachgremien zwar viel anstoßen, aber das letzte Wort hat doch immer ein Mandatsträger oder die Vorstände." Die aber nicht immer unbedingt das nötige Fachwissen dazu hätten, "wenn man als Sachkundiger wirklich etwas erreichen möchte, muss man auch dort präsent sein, sonst ist viel Arbeit umsonst".

© SZ vom 03.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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