Magdalena Wagner, SPD:Eine Egmatingerin bei der Tour de Chance

Magdalena Wagner Fahrrad Wahlkampf-Tour 2021

Achte Etappe: Magdalena Wagner (zweite von rechts) durchquert auf ihrer Wahlkreistour zum zweiten Mal die Kreisgrenzen: Auf dem Weg von Finsing (Kreis Erding) nach Pliening (Kreis Ebersberg), ist sie mit Mitgliedern der Ortsvereine Markt Schwaben, Pliening und Finsing unterwegs, hier am Speichersee.

(Foto: Privat)

Während Magdalena Wagner zehn Tage durch den Wahlkreis Erding-Ebersberg radelt, steigen die Umfragewerte der SPD. Holt sie das Bergtrikot samt Mandat?

Von Korbinian Eisenberger, Egmating

Welcher Typ Radfahrer ist sie? Sprinter, Bergfahrer? Oder gar Wasserträger für Olaf Scholz? Nein, sagt Wagner. Weder noch. "Mir geht es vor allem um die Gesamtwertung." Es ist Ende August, bereits vor gut einer Woche ist sie im Ziel ihrer zehntägigen Wahlkampf-Radltour durch den Wahlkreis Erding-Ebersberg eingefahren. Nun schlendert Wagner auf einem Bergpfad in Meran und erzählt durchs Handy, dass sie gerade mit ihrem Großvater, Eltern und Cousins beim Wandern ist. Der Wolkenstein in Südtirol ist diesmal das Ziel. Fürs Gespräch "lass ich mich ein bisschen zurückfallen", erklärt sie mit der Erfahrung einer Tour-Teilnehmerin, die das Hauptfeld locker wieder einholt. Auch sonst klingt die mittlerweile 30-Jährige deutlich zuversichtlicher als noch vor einigen Monaten.

Magdalena Wagner ist die Direktkandidatin der SPD im Wahlkreis Erding-Ebersberg. Bisher allerdings räumte sie sich selbst nicht wirklich seriöse Chancen bei der Wahl am 26. September ein. Der seit acht Jahren amtierende Mandatsträger Andreas Lenz aus Frauenneuharting ist wie so viele CSU-Vertreter in Bayern der klare Favorit fürs Direktmandat. Magdalena Wagner kann also vor allem auf einen Platz über die Liste hoffen. Und dort ist die Wahrscheinlichkeit für die 30-Jährige von Etappe zu Etappe gestiegen.

Bei ihrem Start in ihrer Heimatgemeinde Egmating Anfang August zeigten die Umfragen noch eher unspektakuläre Werte. "Auf einmal gingen die Zahlen der SPD jeden Tag um einen Prozentpunkt rauf", so Wagner. Vor dem Start lag die SPD bei 24 Prozent. In einer Umfrage Ende August für das Morgenmagazin der ARD, dem "Deutschlandtrend", gaben nun 30 Prozent der Befragten an, sich eine Bundesregierung unter Führung der SPD zu wünschen. Auf dem 450 Kilometer langen Weg durch die zwei Landkreise habe sie dieser zählbare Trend "natürlich unheimlich motiviert".

So ging es von ihrer Haustür weg jeden Tag 50 Kilometer unter anderem über Grafing und Hohenlinden rüber in den Nachbarlandkreis Erding, wo sie etwa in Dorfen und Walpertskirchen Station machte, ehe sie an der Gemeindegrenze Finsing/Pliening die zweite Tourhälfte antrat. Auf dem Weg zurück Richtung nach Egmating machte sie unter anderem in Markt Schwaben, Vaterstetten und Kirchseeon Halt. In den Ortschaften war dann nicht groß Zeit für Pause. Stattdessen: Treffen mit Wählern, Infostände, Besichtigungen. Fazit: "Es war gut, aber anstrengend."

Inhaltlich ging es auf Wagners zehntägiger Tour um die Probleme der Leute im Ort, deren Lösung womöglich im Berliner Parlament zu finden ist. Mit rotem Helm und ebenso rotem Fahrradtrikot sah man Wagner in den Ortskernen stehen und mit Leuten diskutieren. Sie erinnerte ein wenig an Sebastian Frankenberger, der seinerzeit für die ÖDP bundeswahlkämpfend durch Bayern strampelte. Wichtigstes Thema der Menschen hierbei, welches, so Wagner, "in Berlin zu lösen" sei: In nahezu allen ihrer 32 Stationen äußerten die Einheimischen Bedenken wegen der Entwicklung der Wohnkosten. "Bezahlbarer Wohnraum ist wirklich in jeder Kommune Mangelware - das werden die Kommunen alleine nicht lösen können", so Wagner.

Das zweite große Wahlkampfthema für Wagner persönlich und ihre Partei allgemein wurde zum inhaltlichen Kern ihrer vierten Etappe von Dorfen über Taufkirchen und Fraunberg bis Wartenberg. Viele Gespräche über allerlei Themen liefen an diesem Tag auf eine Debatte über Armut hinaus. Wagners Standpunkt hierzu: "Das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich muss gestoppt werden." Ihre Forderung: Reformen bei der Einkommensteuer, eine Finanztransaktionssteuer und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.

In Glonn ging es um die Frage zu Tempolimit 30 statt bisher 50, was auch in anderen Orten Thema ist. "Das würde viele Straßen sicherer machen", so Wagner. Im Isental machte sie beim Besuch eines Naturfilmers ihren Standpunkt deutlich, dass Landwirte "viel stärker für Artenschutz belohnt werden müssten (. . .) - damit größere, ertragreichere Höfe nicht der Weg sind, den Landwirte aufgrund von Wirtschaftlichkeit gehen müssen". Mehr Klimaschutz ist hier ihr Anliegen. Weitere Wahlkampfthemen Wagners: Ihr Einsatz für zwölf Euro Mindestlohn und für mehr Lärmschutz der Anwohner an der Walpertskirchener Spange.

Bleibt die Frage, wie sie mit ihrem Programm im Wahlkreis überzeugen wird - und wie die bundesweite SPD. Die Wahrscheinlichkeit für Wagner, ein Mandat im neuen Bundestag zu erhalten, ist jedenfalls stark gestiegen. Nach der Vorstellung der bayerischen SPD-Wahlliste Mitte März hatte Wagner bereits erklärt, dass sie angesichts der Faktenlage bereits langfristig denke und vor allem die Wahl 2025 als Ziel sehe. "Im Juli hatten wir noch damit gerechnet, dass aus Bayern maximal 15 Leute einziehen", so Wagner. Mit den Umfrage-Entwicklungen im August prophezeit der aktuelle SPD-Mandatsrechner für die Wahl in einem Monat 24 Plätze für die bayerischen Sozialdemokraten. Wagner steht auf Listenplatz 28.

Und so ist die versierte Bergsteigerin Magdalena Wagner vielleicht doch eine Kandidatin fürs Bergtrikot. Es wäre ein steiler Aufstieg der Mathe-Lehrerin und Schulpsychologin: Innerhalb weniger Jahre von der Gemeinderätin in Egmating zur Juso-Vorsitzenden des größten Landesbezirks Oberbayern hin zu einer der jüngsten Abgeordneten, die im Bundestag sitzen.

Vier Wochen stehen im Wahlkampf noch bevor. 26 Prozent bräuchte die SPD im Bund, damit Magdalena Wagner aus Egmating realistische Chancen auf einen Einzug hätte. Es käme dann noch auf die Bayern-Ergebnisse an - und darauf, wer im Freistaat außer der CSU die Direktmandate holt. "Wir kämpfen um jede Stimme und werden am Ende sehen, ob Andreas Lenz sich mit dem Verzicht auf die Listenkandidatur verspekuliert hat", so Wagner, die deutlich angriffslustiger geworden ist, seit sie jene zehn Etappen bewältigt hat, die sich nun als Tour de Chance entpuppen.

Zur SZ-Startseite

SPD-Kandidatin für Ebersberg/Erding
:"Eigentlich nennen mich alle nur Lena"

Magdalena Wagner wird von 98 Prozent der Delegierten zur SPD-Bundestagskandidatin des Wahlkreises Ebersberg-Erding gewählt. Vorher hält die 29-jährige eine bewegende Rede.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: