Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:Brückenbauer aus der Bärenstadt

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Der Steinsee hat eine besondere Bedeutung für Thomas Huber: Als Kraftort und um "seine" Ehrenamtlichen von der Wasserwacht zu treffen. (Foto: Christian Endt)

Der Grafinger Thomas Huber will für die CSU im Landtag bleiben, um einerseits als Vermittler zwischen den Bürgern und der Staatsregierung zu fungieren und dort andererseits inhaltlich eine Vernetzung der Sozialpolitik mit anderen Themen voranzutreiben.

Von Michaela Pelz, Grafing

Als Thomas Huber mit federnden Schritten das Restaurant am Steinsee betritt, wird er gleich freudig begrüßt. Der Landtagsabgeordnete, seit 2013 im Amt, ist oft da - nicht nur als Landesvorsitzender der Wasserwacht. Auch privat habe er immer Badehose, Handtuch und Schwimmbrille im Auto, nutze jede Möglichkeit für ein paar Züge, erklärt er. Denn nicht nur sieht er den See als "Kraftort" zum Durchatmen und Auftanken, nein, das Schwimmen hat den 51-Jährigen in der schwersten Zeit seines Lebens förmlich gerettet.

2019 bremsen ihn vier schwere Operationen, gefolgt von monatelanger Liegezeit auf dem Rücken, komplett aus. Dank unermüdlicher Anstrengung während der Reha, motivierender Unterstützung durch Familie und Freunde sowie Hoffnung, Zuversicht und "manch einem Zwiegespräch mit oben" kämpft sich der Grafinger zurück ins Leben. Im Anschluss überdenkt er manche Dinge.

"Auf einen Espresso mit Tom" will der Grafinger die Bürgerinnen und Bürger einladen, und dabei mit ihnen in Dialog treten. (Foto: Christian Endt)

Oft habe er sich zu wenig Zeit für seine Mitmenschen genommen. Das ist nun anders, Huber hat daraus gar den Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit gemacht: "Ich betrachte mich als Brückenbauer, will zuhören, vermitteln, handeln." Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger wolle er sein, Bindeglied zwischen kommunaler Ebene und Staatsregierung.

Ein Macher ist Huber seit frühester Jugend. Aus einer Handwerkerfamilie stammend, ohne üppige materielle Ausstattung, aber mit großem familiären Zusammenhalt, sind für den Zimmerersohn ab dem Alter von 14 Jahren Ferien- und Nebenjobs normal. Nach dem Quali wird er Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Grafing, wo er als 16-Jähriger nach der Teilnahme an ersten Stadtratssitzungen der Faszination für Politik erliegt. Die lässt ihn nicht mehr los. Mit 20 Jahren tritt er in die CSU ein, hat dort unterschiedlichste Funktionen, sitzt seit 1996 im Stadtrat, seit 2002 im Kreistag.

Und startet folgerichtig 2013 - nach Mittlerer Reife und Fachhochschulreife über den Zweiten Bildungsweg, Studium, MBA und einer Position als Leiter der Stabsstelle Bildung und Personalentwicklung bei der Landesgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes - eine Karriere als Berufspolitiker. "Ich bin glücklich, wenn ich eine verantwortungsvolle Aufgabe habe und helfen kann. Ich will was bewegen und nicht nur repräsentieren."

Mit Ilse Aigner verbindet ihn seit Jahren nicht nur die gemeinsame Leidenschaft fürs Schwimmen im Steinsee. Hier 2017 beim Wirtschaftsempfang auf der EGA mit (von links) Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger sowie dem damaligen Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gebeten, aufzuzählen, was er erreicht hat, nennt er unter anderem den stetigen Ausbau der Kreisklinik Ebersberg als Grundlage für die medizinische Versorgung im Landkreis, das Schwimmbadförderprogramm, vor allem aber die "lokale Antwort auf den bundesweiten Fachkräftemangel durch Ausbildung vor Ort." Gemeint ist damit die Berufsfachschule für Kinderpflege, die ihren Betrieb in Kirchseeon schon aufgenommen hat. Perspektivisch soll, ebenfalls in St. Zeno, die Fachakademie für Sozialpädagogik folgen.

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Bildung liegt Huber aufgrund der eigenen Biografie besonders am Herzen - gerade mit Blick auf Handwerk und Mittelstand. "Wir brauchen Master und Meister!" Darum sei die geplante Berufsschule in Grafing Bahnhof genauso wichtig wie ein fünftes Gymnasium - "ich lasse nicht zu, dass man das gegeneinander ausspielt". Generell sei es Aufgabe der CSU als Volkspartei, Menschen zu verbinden, nicht zu spalten. "Wir müssen jedem, von der Mitte bis zum rechten demokratisch legitimierten Rand, bei uns eine Heimat bieten." Die Radikalisierung und die Diskussionskultur nach Corona bereite ihm Sorge. "Die Demokratiebildung in Schulen gehört dringend intensiviert." Deswegen mache er selbst auch sehr gerne Unterrichtsbesuche.

Was für den Träger des Bayerischen Verdienstordens ebenfalls große Bedeutung hat: Das freiwillige Engagement für das Gemeinwohl. Die Liste seiner Mitgliedschaften ist lang. "Jeder, der kann, sollte ein Ehrenamt ausüben - ohne diesen gesellschaftlichen Kitt wäre Bayern um einiges ärmer. Deswegen unterstützen wir das auch politisch."

Der Wassersport liegt Thomas Huber sehr am Herzen, darum ist er auch so froh über das Schwimmbadförderprogramm. (Foto: Christian Endt)

Vor ihm hatte den Vorsitz der Wasserwacht: Ilse Aigner. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, der derzeitigen Landtagspräsidentin auch in anderen Funktionen nachzufolgen, lächelt Huber. "Wollen tut man immer sehr viel - doch im Leben eines Politikers geht es neben Erfahrung und Fähigkeiten auch ganz oft um Zufälle."

Wäre es nach ihm gegangen, hätte sich Huber als Verwaltungsfachwirt und Diplom Betriebsökonom im Landtag gern im Bereich Finanzen, Wirtschaft, Inneres eingebracht - die Fraktion allerdings wollte ihn als stellvertretenden Vorsitzenden im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie haben. Heute ist er froh darüber. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen, auch aus anderen Parteien gelinge einwandfrei. Gerade mit der Vorsitzenden Doris Rauscher (SPD) pflegt er immer eine fachlich-sachliche Gesprächsbasis. "Wir schätzen und respektieren uns."

Doris Rauscher (MdL, SPD) und Thomas Huber (MdL, CSU) im Kletterwald in Vaterstetten. Der Wahlkampf hat schon lange begonnen - auch online. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Allerdings gebe es bei der inhaltlichen Verbindung zwischen Sozialpolitik und Themen aus Bereichen wie Energie, Arbeits- und Wirtschaftspolitik noch viel zu tun. "Die Ministerien müssten vernetzter denken. Schnittstellen müssen zu Nahtstellen werden." Darum wolle er auch hier, wenn man ihn lässt ("nach jeder Wahl werden die Karten neu gemischt"), weiter als Brückenbauer wirken.

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