Theater Wasserburg:Die Vertreibung aus dem Paradies

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"Nachtasyl" von Maxim Gorki ist die Skizze einer zeitlos bösartigen Welt - trotzdem schwebt zwischen schwarzem Humor und Zynismus ein kleiner Hoffnungsschimmer im Bierdunst. Hier im Bild: Darsteller Henjes Klemm. (Foto: Christian Flamm/oh)

Nach dem Tod von Uwe Bertram geht das Theater Wasserburg in die erste Spielzeit ohne seinen Gründer. Mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Situation steht sie unter einem wenig optimistischen Motto.

Von Alexandra Leuthner, Wasserburg

Die neue Spielzeit am Theater Wasserburg - und damit die erste vollständige Saison ohne den im November vergangenen Jahres verstorbenen Leiter und Theatergründer Uwe Bertram - beginnt mit einer Premiere: Das Ensemble spielt "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt unter der Regie von Annett Segerer. Neu ist zwar die Inszenierung, nicht ganz neu aber sind die Themen: Sie haben die Welt schon beschäftigt, als das Stück 1961 geschrieben wurde; als der Kalte Krieg tobte, die erste Wasserstoffbombe gezündet wurde und die Welt in Aufruhr war.

Die Wissenschaft als Heils- und Todbringer zugleich - nichts davon ist neu, aber alles aktuell, immer noch und immer wieder. Und so bleiben es auch Dürrenmatts Physiker, die eine Formel mit dem Potenzial zur vollständigen Menschheitsvernichtung der Allgemeinheit entziehen wollen, indem sie sie in einem Irrenhaus verstecken - eine grandiose Idee, die letztlich doch zum Scheitern verurteilt ist, weil die Welt wahnsinniger ist als die Verrückten. Die Premiere wird am Freitag, 13. Oktober, gefeiert, weitere Aufführungstermine sind Samstag, 14. Oktober, Freitag, 27., und Samstag, 28. Oktober, jeweils um 20 Uhr, und Sonntag, 29. Oktober, Beginn 19 Uhr.

Im Aufruhr ist die Welt nach Meinung der Wasserburger Theatermacher

Im Aufruhr ist die Welt noch immer - und nach Meinung der Wasserburger Theatermacher auch auf der Schwelle zum Absturz aus einem goldenen Zeitalter. Nicht ohne Grund haben sie deshalb diese Spielzeit unter das Motto "Die Vertreibung aus dem Paradies" gestellt, unter dem sich auch die weiteren Produktionen lesen lassen. Ohne Zweifel jedenfalls "Richard 3", ein Stück von Mario Eick nach William Shakespeare, das in der Regie von Manuel Harder am Freitag, 17. November, Premiere feiert. Sozusagen eine Warnung vor dem Bösen und dessen Huldigung zugleich ist diese Koproduktion mit dem Neu-Land-Theater aus Burghausen. Im Zentrum steht der verkrüppelte königliche Spross Richard, der aus Kränkung zum Diktator wird. Doch am Ende wird das Publikum über Recht und Unrecht zu richten haben. Weitere Aufführungstermine sind Sonntag, 19. November, 19 Uhr, Freitag, 22. Dezember, und Samstag, 23. Dezember, jeweils um 20 Uhr.

Weniger düster und ein wenig tröstlich dürfte "Der Messias" sein, eine Weihnachtskomödie von Patrick Barlow, die Kultstatus hat, nicht nur im National Theatre of Brent, dessen Gründer und Hausautor Barlow ist. Das Publikum erwartet eine etwas pannenreiche Weihnachtsgeschichte unter der Regie von Nik Mayr. Das Stück ist neunmal zu sehen, am Freitag, 1. und 29.Dezember, jeweils 20 Uhr, Sonntag, 3., 10., 17. Dezember, jeweils 19 Uhr, und 31. Dezember, 20 Uhr, sowie am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, Montag, 25. und Dienstag, 26. Dezember, und Samstag, 30. Dezember, jeweils um 20 Uhr.

Mit weiteren Premieren startet das Theater dann im Januar ins neue Jahr: Auf dem Programm stehen "Die fürchterlichen Fünf" nach Wolf Erlbruch, "Ein Schluck Erde" von Heinrich Böll und "Der Kontrabass" von Patrick Süskind.

Mit Uwe Bertrams Inszenierung des "Kirschgarten" wird der Theatergründer geehrt

Unter den wiederaufgenommenen Stücken ist Anton Tschechows "Kirschgarten", eine Regiearbeit von Uwe Bertram, mit der die Theatermacher ihren verstorbenen Chef zu seinem Todestag ehren. Das Stück wird am Freitag, 10., und Samstag, 11. November, jeweils um 20 Uhr aufgeführt. Es zeigt den Kirschgarten als wunderschönes Refugium und Sehnsuchtsort einer Familie, der aber finanziell und ideell nutzlos geworden ist und als Symbol für Weltflucht und die Angst vor Veränderung stehen mag.

Ebenfalls wieder im Programm sind "Die Präsidentinnen" von Werner Schwab, "Nachtasyl" von Maxim Gorki und "Planet Paule", ein Stück für Kinder ab fünf, sowie Goethes "Werther" und "Das Tagebuch der Anne Frank". Weitere Informationen zu Spielterminen, Stücken und Karten gibt es online unter www.theaterwasserburg.de oder per Telefon unter (08071) 10 32 63.

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