Sturm und Starkregen:Nächstes schweres Unwetter über dem Landkreis Ebersberg

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Am Dienstagabend zieht wieder ein Sturm über den Landkreis: Die Schäden sind diesmal geringer, aber Pendler in Auto und Zug stecken teils fest.

Von Andreas Junkmann und Johannes Korsche, Ebersberg

Es ist ziemlich genau 17 Uhr am Dienstagabend, als sich der Himmel über Ebersberg mal wieder in ein schwarzes Ungetüm verwandelt. Dicke Gewitterwolken verdichten sich über dem Klostersee, Passanten versuchen schnellen Schrittes irgendwo Unterschlupf zu finden. Der orkanartige Wind fegt unterdessen durch den Ebersberger Forst und weht ganze Äste auf die Staatsstraße, die abendlichen Berufspendler kommen nur schleppend voran. Ebenso weiter nördlich auf der A 94, wo sich inzwischen monsunartiger Regen über der Fahrbahn ergießt. Die Sicht geht gegen Null, Autofahrer müssen auf dem Standstreifen halten, um nicht in ihren Vordermann zu krachen. Auch der Zugverkehr kommt wenig später stellenweise zum Erliegen. Spätestens jetzt ist klar: Das nächste Unwetter innerhalb weniger Tage hat den Landkreis fest in seinem Griff.

Heinz Utschig braucht am Tag darauf etwas, bis er ans Telefon geht. "Ich stehe gerade mitten im Ebersberger Forst", sagt er schließlich. Utschig ist Leiter des zuständigen Forstbetriebs bei den Bayerischen Staatsforsten. "Es liegen ein paar Bäume über den Wegen", schildert er seinen ersten Eindruck. Und dann kommt ein Satz, den man ob des Unwetters am Dienstagabend vielleicht nicht erwartet hätte: "Wir sind echt happy." Denn so schlimm habe das Unwetter im Forst wohl gar nicht gewütet. Es seien ungefähr 300, vielleicht 400 Bäume umgefallen, schätzt er. "Das ist ganz wenig." Bei einer ungefähren Fläche von 7000 Hektar Wald. Rechnet man das gegeneinander auf, "kommt auf zehn Hektar Wald ein halber Baum."

Es war das dritte Unwetter innerhalb einer Woche, das am Dienstagabend über den Landkreis fegte. Immerhin, die Schäden dieses Unwetters hielten sich nicht nur im Ebersberger Forst vergleichsweise in Grenzen. Auch weil die extremen Regenmassen vor allem etwas weiter nordöstlich niedergingen. Landshut meldete knapp 60 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde, die Wetterstation Ebersberg-Halbing gab etwas mehr als 16 Liter pro Quadratmeter an, Finsing an der Landkreisgrenze auf der Erdinger Seite maß 15 Liter. Ein sehr starker Regen. Aber nicht in der Kategorie des Unwetters am Dienstag zuvor, als der Regen die Straßen einiger Gemeinden regelrecht flutete - und der Hagel auf mehreren tausend Hektar die Ernte von Weizen und Mais vernichtete. Immerhin, die Landwirte blieben gestern wohl weitestgehend verschont, wie Josef Winkler vom Maschinen- und Betriebsring Ebersberg sagt. Soweit er es überblicke, "gab es keine massiveren Schäden" an den Feldern.

Doch gänzlich ohne Schäden zu hinterlassen, zog das Unwetter nicht über den Landkreis. Kreisbrandrat Andreas Heiß berichtet am Tag danach von etwa 30 Einsätzen, zu denen die Feuerwehren ausgerückt seien. Die Überflutungen seien dabei nicht das größte Problem gewesen, die Zahl der Einsätze deswegen blieb laut Heiß einstellig. Darunter zählt er auch zwei vollgelaufene Unterführungen in Markt Schwaben. Besonders stark sei die Feuerwehr in Vaterstetten, Kirchseeon und Zorneding gefordert gewesen. In anderen Bereichen des Landkreises "sind wir glimpflich weg gekommen". Auch bei diesem Sturm blieb es bei Sachschäden, Personen verletzten sich nicht.

Das Unwetter mit seinen starken Windböen, die Geschwindigkeiten zwischen 80 und 90 Kilometern pro Stunde erreichten, hatte indes starke Auswirkungen auf den Bahnverkehr. "Wegen Bäumen im Gleis beziehungsweise unwetterbedingten Problemen mit der Oberleitung musste im Bereich Zorneding/Haar ein Teil der Gleise vorübergehend gesperrt werden", teilt ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. Noch stärker hat es die Verbindung München und Rosenheim weiter südlich getroffen. Zwischen Aßling und Ostermünchen habe man alle Gleise zwischen 18.15 Uhr und 23.40 Uhr komplett sperren müssen, sodass dort keine Züge fahren konnten. "DB-Personenzüge standen nicht auf freier Strecke", informiert ein Bahnsprecher. Die Deutsche Bahn lässt auf den Gleisen allerdings nur den Fernverkehr rollen.

Die Regionalzüge betreibt auf dieser Strecke die Bayerische Regiobahn. Und da seien Züge wegen des Unwetters stecken geblieben, sagt Regiobahn-Pressesprecherin Annette Luckner. Im Nirgendwo gestrandet war allerdings kein Fahrgast. "Züge können im Notfall an den nächstgelegenen Bahnhof zurücksetzen." Gegen 22.30 Uhr ging es für die Zuggäste schließlich weiter. Die Betriebsleitzentrale habe alles getan, um möglichst schnell Busse und Taxis zu organisieren. "Aber bei solchen Unwetterereignissen ist das nicht ganz einfach."

© SZ vom 01.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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