Strom aus Ebersberg:Berg- und Talfahrt

Lesezeit: 2 min

In Markt Schwaben betreibt das Eberwerk bereits eine Photovoltaikanlage. Weitere Projekte sind derzeit in Ebersberg, Steinhöring und Grafing-Bahnhof geplant. (Foto: Christian Endt)

Gerade erst hat das Eberwerk seinen Strompreis abgesenkt, schon muss es wieder erhöhen. Die Ereignisse auf der Welt gehen auch an dem regionalen Energieerzeuger nicht vorüber.

Von Barbara Mooser und Merlin Wassermann, Ebersberg

Regional produzierter Strom für Kunden aus der Region: Das ist das Konzept des Ebersberger Eberwerks. 19 Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis Ebersberg sind an dem Energieversorger beteiligt. Trotz seiner regionalen Verwurzelung ist das 2017 gegründete Eberwerk aber nicht vom Weltgeschehen abgekoppelt - was die Kunden auch von Oktober an wieder finanziell spüren werden. Im kommenden Jahr will sich das Eberwerk auf die Planung mehrerer großer Photovoltaik-Anlagen konzentrieren, in die die Bürgerinnen und Bürger investieren können.

Derzeit gehört laut Sprecher Marcel Menzel das Eberwerk noch zu den günstigeren Anbietern am Markt. Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde im Haushaltstarif liegt momentan bei 44 Cent. Erst im Juli hatte der Energieversorger eine Preissenkung vorgenommen, als sich eine Entspannung der Energiemärkte abzeichnete. "Diese Preissenkung in Höhe von elf Cent brutto pro Kilowattstunde ging deutlich über die damalige Streichung der EEG-Umlage hinaus, die gut vier Cent pro Kilowattstunde brutto an Ersparnis ausmachte", so Menzel.

Noch ist der Kunden-Stamm stabil

Doch von einer Entspannung der Energiemärkte kann inzwischen nicht mehr die Rede sein, zum 1. Oktober steigt deshalb der Arbeitspreis im Haushaltstarif auf 69 Cent pro Kilowattstunde. "Unser erklärtes Ziel ist es, keine weiteren Preiserhöhungen vornehmen zu müssen. Ob dies gelingt hängt von der weiteren Entwicklung unserer Beschaffungskosten, also dem dafür relevanten Preise an der Strombörse, ab", erläutert Menzel. Eine konkrete Prognose, wie sich der Preis entwickelt, "wäre bei dem aktuell extrem volatilen Markt reine Spekulation". Deutliche Entlastungen könnte es für Eberwerk-Kunden dann geben, wenn die Bundesregierung den Strom-Marktpreis von den hohen fossilen Brennstoffpreisen entkoppelt.

Noch laufen jedenfalls die Kunden dem Eberwerk nicht davon, man habe "bislang keine besondere Veränderung des Kundenbestandes festgestellt", so der Sprecher. Sie belaufe sich auf den üblichen Bereich von wenigen Prozentpunkten. Dies liege daran, so Menzels Vermutung, dass das Thema Energiepreise derzeit ohnehin omnipräsent sei. Viele Kundinnen und Kunden hätten deshalb wohl ohnehin mit einer Preiserhöhung gerechnet. Zudem, so Menzel, führe man den relativ stabilen Kundenstamm darauf zurück, "dass unsere Kundinnen und Kunden voll hinter dem Gedanken der regionalen Energiewende stehen und darauf vertrauen, dass wir nur unvermeidbare Belastungen an sie weitergeben".

Derzeit bezieht das Eberwerk seinen regionalen Ökostrom, abgesehen von etwas eigenem Sonnenstrom, fast ausschließlich aus dritten Anlagen, die von Landwirten und Energieerzeugern im Landkreis Ebersberg betrieben werden. Anbieten will das Eberwerk künftig eine Bürgerbeteiligung an neuen Photovoltaikanlagen, deren Rendite die Kundinnen und Kunden nutzen können, um ihre steigenden Stromkosten zu kompensieren: "Je höher ihre Stromkosten sind, desto höher ist auch der Marktwert des von ihnen erzeugten Stroms und damit ihre Stromrendite." Das Eberwerk wiederum profitiert dadurch, dass es Finanzierungskosten spart.

Drei größere PV-Projekte sind bereits in Planung, in Oberlaufing bei Ebersberg, Steinhöring und Grafing-Bahnhof. Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die Bürgerinnen und Bürger hier zu Stromproduzenten werden könnten. Klappt alles nach Plan, wäre es wohl Ende 2023 so weit. Weitere Informationen und einen Zeitplan finden Interessierte unter eberwerk.de/strompreisbremse.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bäckereien in der Krise
:"In 43 Jahren habe ich so etwas noch nicht erlebt"

Die Preise für Lebensmittel und Energie steigen weiter, vor allem Bäckereien brauchen jedoch große Mengen von beidem. Wie gehen die Betriebe im Landkreis Ebersberg damit um?

Von Merlin Wassermann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: