Begabtenförderung:Zuschuss zum Talent

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Als einer von 30 jungen Menschen in Bayern hat der Ebersberger Robert Banović das Stipendium "Talent im Land" erhalten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der 17-jährige Ebersberger Robert Banović hat dieses Jahr als einer von 30 jungen Menschen in Bayern das Stipendium "Talent im Land" erhalten.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Es ist zwar schon ein paar Monate her, aber immer noch erinnert sich Robert Banović gern an diesen Moment im September. "Ich bin aus der Schule zurück gekommen und habe die E-Mail gesehen", sagt er. "Ich habe es gleich meinen Eltern erzählt. Wir waren alle sehr glücklich." In dem Schreiben stand, dass der 17-jährige Ebersberger das Stipendium "Talent im Land - Bayern" erhalten hat, welches das Bayerische Kulturministerium ausschreibt. Jährlich werden dazu 30 neue Stipendiatinnen und Stipendiaten eines Jahrgangs ausgewählt. Das Stipendium beinhaltet unter anderem eine finanzielle Förderung von jungen Menschen, die nicht mit den besten Voraussetzungen in ihre Schullaufbahn starten.

Dass er für die Bewerbung überhaupt in Frage kommt, darauf ist die Begabtenbeauftragte des Gymnasiums Grafing gekommen. Sie hat den 17-Jährigen darauf angesprochen, dass er sich doch bewerben könnte. Robert musste unter anderem einen handschriftlichen Lebenslauf verfassen. Ungewöhnlich ist dieser mit Blick auf zwei Ereignisse in seinem Leben, erzählt er: "Als ich ein Jahr alt war, bin ich an einem Rückenmarkstumor erkrankt." Robert musste operiert werden. Seither braucht er einen Gehstock zum Laufen, seine linke Hand kann er nicht benutzen. "Das ist eine Einschränkung, mit der ich schon mein ganzes Leben zu kämpfen habe", sagt er.

Obwohl er kaum Deutsch sprach, war Robert Banović schon bald Klassenbester

Mit elf Jahren ist er dann mit seinen Eltern aus seiner Heimat Kroatien nach Deutschland gezogen. Obwohl er kaum Deutsch sprach, war er nach einem halben Jahr auf dem Gymnasium Grafing schon Klassenbester. Auch heute noch schreibt er sehr gute Noten, ohne viel dafür tun zu müssen. Deutsch spricht er mittlerweile, als wäre es seine Muttersprache. Bereits mehrmals wurde Robert Banović angeboten, eine Klasse zu überspringen - was er jedoch immer abgelehnt hat: "Nach dem Umzug nach Deutschland wollte ich nicht noch einmal eine neue Umstellung." Derzeit besucht er die elfte Klasse, im nächsten Jahr steht das Abitur an.

Nachdem Robert die Bewerbung abgeschickt hatte, wurde er nach München eingeladen. Ein Alumni von "Talent im Land" sowie eine Frau vom Lehrerverband befragten ihn in einem kurzen Gespräch nach seinem Lebenslauf. Wenige Tage danach kam dann die E-Mail mit der Zusage.

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Dass er ein schlauer Kopf ist, hat das Umfeld von Robert Banović schon früh gemerkt. Mit vier Jahren hat er sich selbst das Lesen beigebracht. "Die Grundschule war eher langweilig für mich", erzählt er. Ohne viel zu lernen schrieb er trotzdem immer die besten Noten. Das ist auch heute noch so, obwohl Robert versichert: "Im Moment langweile ich mich nicht mehr." In seiner Freizeit liest er gern und spielt seit ein paar Wochen im Verein Tischtennis.

In dem Stipendium sieht der Schüler eine große Chance für sich und seine weitere Laufbahn. "Das Finanzielle steht für mich nicht im Vordergrund", sagt er. "Ich sehe es als große Bereicherung, mich mit anderen Stipendiaten zu vernetzen." Und: "Es ist mir eine Ehre, Zeit mit hochintelligenten und talentierten Menschen verbringen zu dürfen." Jungen Menschen, die für "Talent im Land" ausgewählt werden, steht eine Vielzahl an Workshops und Seminaren zu unterschiedlichsten Themen offen; eine Studienfahrt nach Köln in den Pfingstferien ist geplant sowie eine Sommerakademie. Besonderes Augenmerk werde eben darauf gelenkt, so Robert Banović, dass die Stipendiaten möglichst viel Zeit miteinander verbringen.

Das Stipendium fördert vorwiegend Menschen mit Migrationshintergrund

Dass es solche Förderprogramme gibt, hält der 17-Jährige für sehr wichtig. "Ich hatte zwar kein Problem mit dem Umzug, weil wir vorher auch schon in einem EU-Land gelebt haben", sagt er. "Bei manchen Stipendiaten aber leben die Eltern zum Beispiel noch im Ausland, weil sie kein Visum bekommen." Und auch wenn er die Sprache seiner neuen Heimat schnell gelernt habe, könne dies schnell zum Hemmschuh werden - oder auch zur großen Aufgabe für junge Menschen: "Ich war und bin der in der Familie, der am besten Deutsch spricht. Ich musste viel mithelfen und dolmetschen." Auch deswegen sei er dankbar für das Stipendium, das vorwiegend Menschen mit Migrationshintergrund fördert.

Für die weitere Zukunft hat der Stipendiat in spe bereits große Pläne. "Der Wunsch, künftig im naturwissenschaftlich-technologischen Bereich zu arbeiten, verfolgt mich bis zum heutigen Tag", erzählt Robert. Derzeit steht Bioinformatik ganz oben auf der Liste des 17-Jährigen. "Mein größter Wunsch ist es, im Leben etwas Wichtiges und Positives für die Gesellschaft zu leisten", sagt Robert - nicht nur, weil er seine Talente nutzen möchte. "Wenn jeder sein Möglichstes tun würde, um etwas zur Gesellschaft beizutragen, dann würde es allen besser gehen." Mit dem Erhalt des Stipendiums ist Robert Banović diesem Wunsch schon mal einen großen Schritt nähergekommen.

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