Großbrand in Steinhöring:"So etwas sieht man sonst nur bei Industriebränden"

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Steinhöring am Samstagnachmittag. In der Abersdorfer Straße ist eine Scheune in Brand geraten, Tiere aus benachbartem Stall müssen frei gelassen werden. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

In Steinhöring bricht am Samstag ein Großbrand in einer Lagerhalle aus, wo Strohballen untergebracht sind. Aus einem Stall werden zur Sicherheit Stiere befreit. Über eine heikle Löschaktion mit Atemschutz- und Virusmasken.

Von Korbinian Eisenberger (Text) und Peter Hinz-Rosin (Fotos), Steinhöring

Die Rauchwolke ist am Samstagnachmittag kilometerweit zu sehen. "Ein Wahnsinn", sagt Anton Höfer, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Steinhöring. Er ist einer der ersten an der Brandstelle. Um 16.34 Uhr geht der Alarm: Eine Scheune in der Abersdorfer Straße mitten im dicht bebauten Ort.

In der Gemeinde Steinhöring im Landkreis Ebersberg kommt es am Samstag zu einem Großeinsatz mehrerer Feuerwehren aus der Region. Am Nachmittag ist dort eine Lagerhalle in Brand geraten. Zunächst heißt es, dass in Steinhöring niemand zu Schaden gekommen sei. Am Abend korrigiert der Ebersberger Kreisbrandmeister Andreas Heiß diese Bilanz. Zwei Anwohner erleiden wegen der heftigen Brandentwicklung Rauchgasvergiftungen und werden vor Ort vom Rettungsdienst ambulant betreut. In der Lagerhalle befinden sich unter anderem Strohballen.

Samstagnachmittag in Steinhöring. Der Alarm geht um 16.45 Uhr bei der Feuerwehr ein.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Feuerwehren aus acht Ortschaften sind im Einsatz. Viele von ihnen tragen Atemschutzmasken.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Aus einem benachbartem Stall müssen Tiere freigelassen werden, mittlerweile sind sie wieder eingefangen.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Verletzt wird bei dem Brandeinsatz Stand 18 Uhr niemand. Als das Feuer ausbrach, befanden sich keine Personen in der Scheune.

Mit dabei: Uli Proske, derzeit noch Ebersberger Kommandant und ab Mai Bürgermeister der Kreisstadt.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

In der Scheune befinden sich Strohballen, die Feuerwehren rücken mit schwerem Gerät an.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Am frühen Abend haben die Einsatzkräfte den Brand im Griff, um in die Halle zu gelangen, wird eine Mauer eingerissen.

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Aufnahme unseres Fotografen Peter Hinz-Rosin zeigt die Überreste.

Im Ort spielen sich indessen Szenen wie in einem Wild-West-Film ab: Kurz nach dem Ausbruch des Feuers öffnen Anwohner aus Angst um die Tiere einen benachbarten Stall und lassen sechs Stiere frei. Laut Kommandant Anton Höfer "sind die Stiere dann erst mal ein bisschen durch Steinhöring gerannt". Um kurz nach fünf macht eine Meldung die Runde, dass zwei von ihnen die Bundesstraße 304 unsicher machen - dies stellt sich aber später als Gerücht heraus. Weder die Stiere, Autos noch Passanten kommen zu Schaden. Örtliche Landwirte fangen schließlich alle sechs wieder ein und bringen sie vorübergehend in einem Viehtransporter unter.

"Es ist schwierig, bei so einem Großeinsatz die Abstandsregel einzuhalten."

Währenddessen kämpfen in der Ortsmitte acht Feuerwehren aus der Region gegen die Flammen. Im Einsatz sind unter anderem die Feuerwehren aus Ebersberg, Grafing, Steinhöring, Tulling, St. Christoph, Oberndorf, Hohenlinden und Frauenneuharting sowie die Kreisbrandinspektion. Es werden Atemschutzmasken nachgeliefert, die Feuerwehr Grafing stellt eine zusätzliche Drehleiter bereit, das Technischen Hilfswerk Markt Schwaben schickt einen Fachberater. "Die Rauchentwicklung war enorm", sagt Anton Höfer am Tag danach. "So etwas sieht man sonst nur bei Industriebränden."

Ein weiteres Problem: Höfer und seine Männer haben lange keine Informationen, was genau in der Lagerhalle aufbewahrt wird. Gott sei Dank keine Gasflaschen, wie sich herausstellen wird. Dafür bereitet den Einsatzkräften ein in der Scheune abgestellter Baukran Sorgen, der mitten in den Flammen steht. Lange ist unklar, "wie stabil er ist, ob er vielleicht einknickt oder die Seile reißen", sagt Höfer.

Es ist ein Großeinsatz der komplizierteren Art, auch wegen der Umstände dieser Zeit. So gut wie alle Feuerwehrleute tragen Virusschutzmasken, beim Löschen eines Großbrands kann man sich infizieren. Höfer: "Es ist schwierig, bei so einem Großeinsatz die Abstandsregel einzuhalten."

Am späten Nachmittag haben die Einsatzkräfte das Feuer soweit in Griff, dass es nicht auf andere Häuser übergeht. "Wir hatten Glück, dass ein leichter Ostwind die Flammen von den Nachbarhäusern weghielt", sagt Steinhörings Kommandant Höfer. Ansonsten, so der 42-Jährige, wäre das Ausmaß noch schlimmer gewesen.

Am frühen Abend reißen die Feuerwehrler eine Giebelmauer ein, um die Halle zu räumen. Dort steht unter anderem ein Oldtimerauto. Während die Ortsdurchfahrt bis Samstagabend gesperrt bleibt, transportiert die Feuerwehr die lodernden Strohballen auf eine Freifläche und löscht sie ab. Um ein Uhr früh ist der Einsatz beendet - und die Rauchwolke verschwunden.

Nur eine Stunde später müssen drei Feuerwehren im Landkreis-Süden ausrücken, diesmal brennt ein Maibaumstüberl im Egmatinger Ortsteil Münster komplett aus. Der Lagerhalle in Steinhöring ergeht es nicht besser: Am Sonntag meldet die Polizei, dass das Gebäude "trotz zügig eingeleiteter Löscharbeiten" vollständig niedergebrannt ist. Erste Schätzung in Steinhöring: 250 000 Euro Schaden. Die Ursache ist in beiden Fällen unklar, Brandfahnder der Kripo ermitteln.

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:Bei Egmating: Maibaumstüberl komplett ausgebrannt

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Von Korbinian Eisenberger

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