Schauspieler als Namensgeber:Vaterstettener Schule wird nach Karlheinz Böhm benannt

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Der vor fünf Jahren verstorbene Karlheinz Böhm lebte lange Zeit im Vaterstettener Ortsteil Baldham. (Foto: dpa)

Der verstorbene Schauspieler und Entwicklungshelfer lebte lange in Baldham. Zwei weitere prominente Namen standen zur Wahl.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wenn die neue Grund- und Mittelschule im Herbst ihren Betrieb aufnimmt, wird das Gebäude nicht das einzige Neue sein: Zum ersten Mal bekommt dann eine Grundschule in der Gemeinde einen Namenspatron. Am Donnerstag beschloss der Gemeinderat, die Schule nach Karlheinz Böhm zu benennen, der bis 1994 in Baldham gewohnt hatte. Der vor fast genau fünf Jahren verstorbene Schauspieler war maßgeblich am Zustandekommen der Partnerschaft der Gemeinde Vaterstetten mit Alem Katema in Äthiopien beteiligt. Seit 1981 unterstützte Böhm Hilfs- und Entwicklungsprojekte in dem afrikanischen Land.

Schulleiterin Catherine Aicher erläuterte im Gemeinderat, wie man auf den langjährigen Baldhamer gekommen war. Alle Mitglieder der "Schulfamilie" konnten dazu Vorschläge einreichen und ähnlich wie bei der Kommunalwahl mehrere Stimmen vergeben. Vorgeschlagen wurden etwa die Glonner Schriftstellerin Lena Christ und der Physiker Ernst Mach, der einige Zeit in Vaterstetten lebte - nach beiden sind bereits Schulen in der Gegend benannt. Auch Greta Thunberg und die beiden Altbürgermeister Martin Berger und Peter Dingler fanden sich auf der Liste, die drei eint allerdings das Ausschlusskriterium, dass Schulen nicht nach lebenden Personen benannt werden.

Noch ist die Grund- und Mittelschule in Vaterstetten eine Baustelle, wenn sie eröffnet wird, soll sie nach Karlheinz Böhm benannt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Ende kamen drei Namen in die engere Auswahl, neben Karlheinz Böhm noch Ellen Amann, die 1932 verstorbene Landtagsabgeordnete hatte sich für Sozialpolitik und gegen die Nazis eingesetzt, und Karl Valentin, der berühmte Münchner Sänger und Humorist. Alle drei könnte man sich seitens der Schule gut als Namenspatrone vorstellen, so Aicher, und auch im Unterricht auf Leben und Wirken der jeweiligen Person eingehen.

Bürgermeister Reitsberger zieht seinen Vorschlag zurück

Die große Mehrheit im Gemeinderat lobte die Schule für das große Engagement. Er selbst habe ursprünglich auch einen Namensvorschlag einreichen wollen, sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), nämlich Max Graf, Rektor der Volksschule Vaterstetten und Gründer der Musikschule. "Angesichts der Vorarbeit der Schule ziehe ich es zurück." Stattdessen werde er für Karlheinz Böhm als Namenspatron stimmen, so Reitsberger.

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Auch Axel Weingärtner (Grüne) sprach sich für Böhm aus, wegen dessen lokalem Bezug. Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU) nannte die Vorarbeit der Schule "eine identitätsstiftende Geschichte, das sollten wir unterstützen", umso mehr, "wenn der Name auch noch einen Bezug zu Vaterstetten hat". Dies lobte auch Sepp Mittermeier (SPD), stellte aber die Frage, ob jetzt auch die übrigen drei Grundschulen - an der Wendelstein- und der Brunnenstraße sowie in Parsdorf - einen Namen bekommen sollten.

Für Friederike Michael (Grüne) wäre das durchaus vorstellbar: "Wenn sie auch einen Namen wollen, sollen sie sich eben einen suchen." Schließlich habe auch das Vaterstettener Gymnasium - für das aber der Landkreis zuständig ist - einen Namen. Seit 2005 heißt es Humboldt Gymnasium, auch diesen Titel hatten Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam ausgesucht.

Ein Verfahren, das für einige Gemeinderäte absolut nicht in Frage kommt. So monierte Manfred Schmidt (AfD/FBU), dass nicht aus der ganzen Gemeinde, Personen als Namensgeber für die Schule vorgeschlagen werden konnten. Auch seine Favoriten nannte Schmidt, er sprach sich für Dietrich Bonhoeffer, Rupert Mayer oder die Geschwister Scholl aus. Schmidt stellte darum den Antrag, die Sache zu vertagen, und im Gemeindeblatt für Vorschläge zu werben, der aber abgelehnt wurde.

Noch grundsätzlicher fiel die Kritik von Herbert Uhl (FW) aus: "Außenstehende bestimmen, wie wir entscheiden sollen", wenn die Schule überhaupt einen Namen bekommen soll, dann nur einen, den der Gemeinderat aussuche. Sein Fraktionskollege Wolfgang Schermann sah generell keine Notwendigkeit für einen Namenspatron: "Plötzlich muss die Schule einen Namen haben, warum heißt sie nicht einfach ,Schule am Hans-Luft-Weg'?"

Man solle "die Debatte nicht zu hoch hängen", sagte Michael Niebler (CSU). Wenn es aus der Schule den Wunsch nach einem Namen und Ideen dazu gebe, solle man das unterstützen. Er sei dagegen, dass alleine die Politik einen Namen für die Schule aussucht. Ein bisschen tat sie das dann doch, bei zwei Gegenstimmen - jenen von Schmidt und Schermann, Uhl hatte rechtzeitig vor der Abstimmung den Saal verlassen - votierte das Gremium für Karlheinz Böhm.

© SZ vom 18.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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