Winterschäden im Ebersberger Forst:Die größte Gefahr wartet im Frühjahr

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Im Ebersberger Forst sind Spaziergänge mit Vorsicht wieder erlaubt. Ratsam ist es aber allemal, auch mal den Blick zu heben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Tagelang war der Ebersberger Forst nicht begehbar, auch jetzt ist noch keine vollkommene Entwarnung gegeben. Doch der Schneebruch ist nicht das einzige Problem für die Waldbesitzer.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Die schlimmste Gefahr nach dem Schneechaos der vergangenen Tage ist gebannt, auch im Wald. Durch das Tauwetter sind viele Baumkronen wieder frei von Schnee. Im Ebersberger Forst sind Angestellte der Stadt, Waldarbeiter der Staatsforsten und private Waldbesitzer seit Tagen im Einsatz, um erst einmal die Wege wieder begehbar zu machen. Drei Harvester sind derzeit in staatlichem Auftrag unterwegs, um umgestürzte Bäume von den Wegen zu räumen oder abgebrochene Äste abzuschneiden. "Wir kommen noch nicht überall hin, deshalb ist es schwierig, das ganze Ausmaß der Schäden zu erfassen", sagt Heinz Utschig. Er ist Forstbetriebsleiter von den Bayerischen Staatsforsten und berichtet, dass nach bisherigen Erkenntnissen vor allem junge Laubholzbestände vom Schnee niedergedrückt worden sind.

Besonders Eichen seien betroffen von den Schneemassen, so Utschig: "Bei Eichen bleiben die Blätter ziemlich lange dran, das heißt, viel Schnee bleibt in den Baumkronen hängen." Dies erhöht die Gefahr, dass Äste herunterbrechen. Die Eiche spielt im Besonderen eine Rolle für den Klimawald der Zukunft. "Da denkt man, man hätte es geschafft, dass genügend Laubbäume wachsen", so der Forstbetriebsleiter. Doch dann komme der Schnee und zeige, dass man doch nicht alle Gefahren ausschließen könne.

So schön ein verschneiter Winterwald ist, so gefährlich kann er auch sein. (Foto: Sebastian Gabriel)

Holztechnisch rechnet Heinz Utschig jedoch nur mit mittleren Schäden im Ebersberger Forst. Weil vor allem junge und dünne Bäume umgestürzt oder abgebrochen seien, würden die Schneemassen der vergangenen Tage vor allem den Markt von Energieholz beeinträchtigen, also Hackschnitzel und Brennholz. Aufgabe der nächsten Tage und Wochen ist es nun, die gebogenen oder abgebrochenen Bäume aus dem Forst zu schaffen. Denn im Frühjahr wartet eine weitere große Gefahr für den Wald: der Borkenkäfer, der sich gern im Bruchholz breit macht. "Bis dahin müssen die kaputten Bäume weg sein", so Utschig.

Auch für die privaten Waldbesitzer ist derzeit schweres Gerät im Forst im Einsatz, um Wege freizuschneiden. Christoph Schwer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg/ München Ost, ist der Meinung, dass das größte Problem erst im April oder Mai auf die Waldbesitzer zukommt - weil totes Holz Brutmaterial für Borkenkäfer ist. "Wir haben jetzt ein halbes Jahr Zeit, gründlich und in Ruhe die Schäden aufzuarbeiten", so Schwer. Er rät dazu, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen.

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Auf den Holzmarkt hätten die zu erwartenden Waldschäden überhaupt keinen Einfluss, glaubt auch der Waldbesitzer-Sprecher. In einem aktuellen Newsletter wird Waldbesitzern geraten, sich erst auf ihr Waldgrundstück zu begeben, wenn dies gefahrlos möglich ist. Sinnvoll sei es, sich bei der Vereinigung zu melden, damit regionale Unternehmer möglichst effizient eingesetzt und der Absatz des anfallenden Holzes abgesichert werden könne. Weiterhin heißt es, dass erst nach der Aufarbeitung der Schäden weitere Schritte geplant werden können, wie etwa das Pflanzen von neuen Bäumen.

Auch wenn am Wochenende Christkindlmärkte am Forsthaus Hubertus und an der Sauschütt stattfinden werden, gibt Heinz Utschig für den Ebersberger Forst noch keine vollkommene Entwarnung. Wer aber einen Spaziergang durch den Wald machen und die schöne Winterlandschaft genießen möchte, der solle seinen Blick auch mal nach oben richten: "Wichtig ist, auch mal den Blick über die Baumkronen schweifen zu lassen, um letzte Gefahrenstellen zu erkennen." Dann sei ein Spaziergang durch einen sonnendurchfluteten Winterwald ein tolles Erlebnis.

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