Mitten in Poing:Gut aufgehoben

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Die Vermisste ist schnell wieder aufgetaucht - im Gefängnis Stadelheim in München. (Foto: Sebastian Gabriel)

Ein Mann will seine Freundin als vermisst melden, doch die Polizei weiß genau, wo sie steckt: im Gefängnis.

Glosse von Wieland Bögel, Poing

Vor fast genau zwei Jahrzehnten hatte ein Fernsehfilm mit Götz George und Gudrun Landgrebe seine Premiere, der den - wohl nicht zuletzt dem phonetischen Gleichklang geschuldeten - Titel "Verliebte Diebe" trug. Für alle, die den Film noch nicht gesehen haben, man kann das in der ARD-Mediathek nachholen, und damit es auch spannend bleibt, sei nur so viel verraten, als dass der Titel den Inhalt recht gut zusammenfasst. Ebenso gut hätte der Filmtitel indes auch über einer Polizeimeldung stehen können, welche die Inspektion Poing kürzlich versandt hat: Es ging um ein Pärchen, das sich seinen Lebensunterhalt offenbar zumindest anteilig durch die vom Gesetz nicht gedeckte Umverteilung materieller Güter verdient.

Begonnen hatte die ganze Geschichte für die Poinger Beamten mit dem Besuch eines offensichtlich besorgten Mannes. Die Sorge des 31-Jährigen rührte daher - und das ist sicher verständlich - dass seine Freundin seit geraumer Zeit nicht mehr erreichbar sei und beispielsweise auf seine Anrufe nicht reagiere.

Bei der Polizei wurde schnell klar, warum das so war: Die angeblich Vermisste war am selben Tag ebenfalls bei der Dienststelle vorstellig geworden - wenn auch nicht ganz freiwillig. Die Frau war nämlich beim Ladendiebstahl erwischt worden und dies war offenbar nicht das erste Mal, dass sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Denn als die Polizeibeamten die Anzeige aufnahmen, stellten sie fest, dass gegen die Ladendiebin bereits ein Haftbefehl aus Baden-Württemberg vorlag, genauer aus Baden-Baden.

Ob das in irgendeiner Form damit zu tun hat, dass der Kurort - wie dieser auf seiner eigenen Website schreibt - dank des zugehörigen Casinos "ein beliebtes Zentrum für Glücksspiele" ist, konkret: "Hier dreht sich alles (...) um Roulette, Black Jack, Poker und Spielautomaten", führt die Polizei leider nicht weiter aus. Es ist lediglich davon die Rede, dass sich der Haftbefehl auf einen anderen Diebstahl als den im örtlichen Einzelhandel bezieht. Die Nicht-Nur-Ladendiebin wurde darum nach München ins Gefängnis Stadelheim gebracht.

Was um ein Haar auch dem besorgten Freund passiert wäre, der auch kein unbeschriebenes Blatt bei Justiz und Polizei mehr ist: Gegen ihn lag, ebenfalls aus dem Casino-Kurort, ein Haftbefehl wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe vor. Erhalten hatte er diese laut Polizei wegen Beihilfe zum Diebstahl.

Bevor der Mann nun aber die unfreiwillige Reise nach München antreten musste, zahlte er lieber die Geldstrafe, nach Angaben der Polizei "im mittleren dreistelligen Bereich" und in bar. In die Landeshauptstadt wolle er dennoch fahren, erklärte der 31-Jährige anschließend den Poinger Beamten, nämlich um dort die Geldstrafe der nicht mehr Vermissten zu bezahlen - verliebte Diebe eben.

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