Seniorenwohnpark Vaterstetten:Musikschule lädt Senioren zum Mitsingkonzert ein

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Chorleiter Jan Prochazka und sein Chef Bernd Kölmel von der Musikschule Vaterstetten beglücken die Bewohner des Seniorenheims mit einem Mitsingkonzert unter freiem Himmel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Vaterstetten werden so schöne Erinnerungen geweckt. Die Zeit der ganz strengen Auflagen ist auch hier vorbei.

Von Florian Kappelsberger

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten ...", so klingt es an diesem sonnigen Vormittag fröhlich durch den Innenhof des Carecon-Seniorenwohnparks in Vaterstetten. Unter strahlend blauem Himmel haben sich hier die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem Mitsingkonzert zusammengefunden, das die Musikschule Vaterstetten in Zusammenarbeit mit der Leitung der Einrichtung veranstaltet. Chorleiter Jan Prochazka singt und spielt Klavier; unterstützt wird er von Bernd Kölmel, dem Leiter der Musikschule, der ihn auf dem Schlagzeug und der Cajón begleitet.

Mit diesem Konzert habe man den Bewohnerinnen und Bewohnern nach den Herausforderungen der vergangenen Corona-Monate eine willkommene Abwechslung bieten wollen, erklärt Carmen Kieltsch, Leiterin der sozialen Betreuung im Seniorenwohnpark. Normalerweise stünden für die Seniorinnen und Senioren eine Vielzahl an Aktivitäten zur Auswahl - von Aquarellmalerei und Yoga bis hin zu generationsübergreifenden Musikkursen in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kindergarten und der Musikschule Vaterstetten. Aufgrund der Auflagen mussten allerdings sowohl diese Angebot als auch der Kontakt innerhalb der Gemeinschaft stark eingeschränkt werden. Man sei deshalb sehr glücklich, dieses Mitsingkonzert veranstalten zu können. "Musik beschwingt und bringt Freude in die Herzen der Senioren", freut sich Carmen Kieltsch.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei den Senioren wird eifrig mitgeklatscht....

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... und auch mitgesungen.

Volkslieder seien beispielsweise für viele ältere Menschen ein wichtiger Teil ihrer Biographie und Identität, sagt die Pflegeexpertin, selbst Seniorinnen und Senioren, die an Demenz leiden und deshalb vieles aus ihrem Leben bereits vergessen haben, könnten die Texte dieser Lieder nach all den Jahren meist immer noch auswendig und blühten dabei regelrecht auf. Zudem habe das Singen erwiesen medizinische Vorteile: "Es vertieft die Atmung und trainiert das Gehirn, wodurch dem Sprachverlust im Alter entgegengewirkt werden kann", so Kieltsch. Das gemeinsame Singen sei deshalb in mehrfacher Hinsicht eine Bereicherung für alle.

Das Konzert dauert rund eine halbe Stunde, es werden insgesamt acht wohlbekannte Lieder gespielt - von Volksliedern wie "Horch, was kommt von draußen rein?" bis hin zum Schlagersong "Marmor, Stein und Eisen bricht". Die Seniorinnen und Senioren singen kräftig mit, viele wippen zur Melodie und eine Bewohnerin beginnt sogar, auf dem Balkon zu tanzen. Ziel des Programms sei gewesen, Lieder aus der Jugendzeit des Publikums zu wählen, erklärt Bernd Kölmel. Dadurch wolle man den Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich bereits seit März in Quarantäne befinden, eine Freude machen. "Musik verbindet, Musik baut Brücken, auch in schweren Zeiten."

Auch die Musikschule Vaterstetten sei durch den Lockdown hart getroffen worden, da jegliche Konzerte bis auf weiteres abgesagt wurden. Gerade für eine Einrichtung, die das gemeinsame Musizieren in den Mittelpunkt stelle, so Kölmel, sei das eine sehr schwierige Zeit gewesen. Man sei vorerst auf Übertragungen im Livestream umgestiegen, habe aber schon frühzeitig überlegt, in welchem Rahmen man bei etwaigen Lockerungen wieder live auftreten könnte. Da die Musikschule schon immer eng mit dem Seniorenwohnpark verbunden sei, habe man gemeinsam mit dessen Leitung begonnen, eine kleine Reihe von Open-Air-Konzerten zu planen. So konnte vor zwei Wochen bereits ein kleines Harfenkonzert im Innenhof stattfinden, über das sich die Bewohnerinnen und Bewohner sehr gefreut hätten, berichtet der Musikschulleiter. In jedem Fall hoffe man, dass es ab Herbst wieder möglich sein wird, im Konzertsaal aufzutreten.

Die Senioren wünschen sich sogar eine Wiederholung des Konzerts. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Ende des fröhlichen Vormittags bedankt sich Bernd Kölmel für die rege Teilnahme und bietet eine Zugabe an - wobei die Wahl des rüstigen Publikums klar auf jenen berühmten Klassiker von Drafi Deutscher rund um "Marmor, Stein und Eisen" fällt. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenwohnparks zeigen sich begeistert. "Mir hat das so gut gefallen!", sagt zum Beispiel Katharina, die erst vor kurzem in der Vaterstettener Anlage eingezogen ist. Die Lieder kenne sie alle in- und auswendig, erzählt die fünffache Uroma, und das Singen während des Konzerts habe viele glückliche Erinnerungen wachgerufen - an den Kirchenchor, Geburtstagsfeiern oder die Hausmusik mit der Familie.

Ihre Freundin Ursula stimmt begeistert zu. Es habe gut getan, die vertrauten Lieder gemeinsam mit den anderen Seniorinnen und Senioren zu singen. Noch heute Morgen sei es ihr nicht besonders gut gegangen, so Ursula, doch das Mitsingkonzert habe ihr sehr viel Spaß gemacht und sie aufgeheitert. "Jetzt könnte ich Bäume ausreißen!" Die beiden Seniorinnen hoffen jedenfalls, dass in Zukunft weitere Mitsingkonzerte veranstaltet werden können. "Um Wiederholung wird gebeten!", fasst Katharina ihre Begeisterung zusammen und lacht.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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