Neues Format in Glonn:Dem Stoasee-Feeling auf der Spur

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Der Steinsee in Moosach ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort und lebenslanger Begleiter. (Foto: Elmar Fritsch/oh)

Ein Abend in der Schrottgalerie widmet sich nun dem beliebten Moosacher Gewässer - mit Livemusik, historischen Fotos, Gemäldeauktion und vielen, vielen Anekdoten.

Von Anja Blum, Glonn/Moosach

Er ist nicht groß, er ist nicht tief und er liegt auch nicht wirklich einzigartig. Jedenfalls gibt es keinen direkten Bergblick. Und doch ist er etwas ganz Besonderes. Für alle jene, die ihn von klein auf kennen und lieben gelernt oder auch später im Leben für sich entdeckt haben: der Steinsee. Egal, ob sie aus den umliegenden Dörfern und Weilern oder aus der großen Stadt kommen - ja, soweit reicht sein "touristisches Einzugsgebiet" - seine Fans wissen, was gemeint ist, wenn man vom Stoasee-Feeling spricht. "Man kann es schwer beschreiben, man muss es spüren und im Herzen tragen", sagt der Filmemacher Werner Bertolan aus Glonn.

Den Versuch, diesem Gefühl trotzdem ein wenig auf den Grund zu gehen, startet nun die Glonner Schrottgalerie: Dort findet am Samstag, 20. April, ein "Steinsee-Abend" statt. Ein für die kleine, freie Bühne völlig neues, interdisziplinäres Format. Ja, es wird Livemusik geben, doch sie steht diesmal nicht im Zentrum, sondern ist ein Teil des Programms. Denn obendrein gibt es eine Ausstellung mit historischen wie aktuellen Fotos vom See, eine Gemäldeauktion, Szenisches und viele Infos beziehungsweise Geschichten.

Die Mitglieder von "Bajuvarix" sind ebenfalls oft am Steinsee anzutreffen: Robert Winhart, Sepp Bartl, Sigi Grasser, Günther Skitschak und Thomas Bittner (von links). (Foto: Veranstalter/oh)

Die Umweltjournalistin Doris Fenske wird historische und biologische Aspekte beleuchten, Werner Bertolan die "Bekenntnisse eines durch und durch süchtigen Steinsee-Jüngers" beisteuern. Den passenden Soundtrack soll die Band Bajuvarix liefern, deren Mitglieder aus Grafing und Ebersberg ebenfalls "bekennende Steinsee-Enthusiasten" sind und diesem magischen Ort sogar schon einen eigenen Song gewidmet haben.

An den Wänden der Galerie wiederum gibt es rund 30 Fotografien zu sehen. Sie stammen einerseits aus dem Archiv der Gemeinde Moosach und andererseits aus einem privaten Fundus: Elmar Fritsch von der Wasserwacht hat den Steinsee über Jahrzehnte hinweg immer wieder fotografiert. "Was für eine glückliche Fügung", freut sich Bertolan. Außerdem ausgestellt sind drei Ölgemälde von Georg Lanzenberger (1897 bis 1989). Der Glonner malte vorzugsweise oberbayerische Landschaften, darunter eben auch den Steinsee. Zwei dieser Bilder sind private Leihgaben, doch eines steht zur Versteigerung bereit. Schrottgaleriegründer Sven Friedel wird den Hammer schwingen - zugunsten des Steinsees, natürlich.

Doris Fenske und Werner Bertolan sind ganzjährig am Steinsee anzutreffen. Nun haben sie ihm einen kulturellen Abend gewidmet. Zu sehen gibt es unter anderem Gemälde von Georg Lanzenberger. (Foto: Christian Endt)

Doch wie kam es überhaupt zu diesem besonderen Abend? "Das Moosacher Archiv ist schuld", sagt die Glonnerin Fenske und lacht. Dieses nämlich habe sie als BR-Redakteurin 2022 eingeladen, zu einer Ausstellung einen Vortrag zu halten über das Thema Wasser. "Und da es darin natürlich auch um den Steinsee ging, habe ich meinen Freund und Kollegen Werner gefragt, ob er nicht etwas beisteuern wolle." Ein paar persönliche Betrachtungen, Erinnerungen, Episoden. "Und ich war gleich dabei, denn da quollen die Ideen ja nur so raus aus mir", erzählt Bertolan. Doch bei der einmaligen Aktion in Moosach sollte es nicht bleiben. "Und da lag es nahe, einen Abend in meinem zweiten Wohnzimmer zu gestalten", sagt Bertolan, der schon lange Teil des Schrottgalerie-Teams ist. In der Folge kam dann eines zum anderen, sodass man den Steinsee nun in Bild, Ton und Wort erleben kann.

Baden im Steinsee ist schon lange ein Vergnügen, wie dieses Bild von 1912 beweist. (Foto: Heimatarchiv Moosach/oh)

Die Fotos zum Beispiel belegen eindrücklich, wie viele Facetten der Steinsee hat - und warum er so wichtig ist für viele Menschen. Man sieht natürlich fröhliche Nixen, die ältesten auf einem Bild von 1912, Nackerte am Steg von 1975, Menschen beim Eisstockschießen und Schlittschuhlaufen, Triathleten, Eisschwimmer, Fischer, Wasserwachtler und sogar den Osterhasen, der auf den Wiesen immer fleißig Eier verteilt. Und ja, der Steinsee ist schön, sei es bei Sonnenuntergang, im Herbst oder bei Schnee. "Wir hatten da echt die Qual der Wahl", sagt Bertolan über das Aussuchen der Motive.

Auch im Winter ist der Steinsee einen Besuch wert ... (Foto: Elmar Fritsch/oh)
... zumal das Eisschwimmen immer beliebter wird. (Foto: Elmar Fritsch/oh)

Aber auch historisch gibt das Thema einiges her. Eine alte Postkarte zum Beispiel verrät, wie der See früher ausgesehen hat, eine Karte des Vermessungsamtes von 1810 lässt erahnen, wie einsam er früher in der Landschaft lag. Spannend ist aber auch der Umstand, dass das Gewässer einmal eingezäunt war, wie ein Bild belegt: Adolf Freiherr von Büsing-Orville hatte damals nicht nur viele Gebäude in der Gegend erworben, sondern auch den Steinsee. Doch die Einfriedung währte laut Fenske nicht lang: Nach etlichen Beschwerden habe der Unternehmer "das Seebad der kleinen Leute" wieder freigegeben. Und eine schöne Pappel-Allee auf dem Weg zum Badevergnügen, die ist ja jetzt auch schon wieder Geschichte.

Geschichte eines Gewässers: Bergblick? Zaun? Kann das wirklich der Steinsee sein? (Foto: Heimatarchiv Moosach)

Um all diese Aspekte soll es gehen am Samstagabend, doch die beiden Gastgeber wollen auf keinen Fall nur referieren. "Jeder hat doch etwas über den Steinsee zu erzählen, es gibt so viele Anekdoten und Legenden", sagt Fenske. "Die wollen wir alle hören!" Ganz besonders hoffe sie auf Aufklärung darüber, ob die verrückte Geschichte mit dem Waller wahr sei: Der Fisch solle einst einen kleinen Hund verspeist haben, woraufhin dessen Herrchen einen Herzinfarkt erlitten habe ..., oder etwa nicht?

Am Nordufer des Sees gibt es seit 1934 ein Familien- und Strandbad. Von wann dieses Bild stammt, ist aber leider nicht bekannt. (Foto: Heimatarchiv Moosach/oh)

Ein wenig echte Sorgen machen sich die Steinsee-Freunde aber auch. Das fängt schon damit an, dass die Wasserfläche früher quasi jeden Winter zugefroren gewesen sei - nun aber nur noch etwa alle zehn Jahre. "Außerdem steigen im Sommer immer häufiger Blasen im Wasser auf", sagt Fenske, "da habe ich immer Angst, dass der See mal kippt". Eine andere Gefahr liege im Verhalten jener Seebesucher, die das naturnahe Ufer nutzten, um dort Partys zu feiern - obwohl das Gewässer teils von einem ökologisch wertvollen Schilfgürtel und Moorresten umgeben ist. "Und weil man das schützen muss, stand ja auch schon öfter die Sperrung im Raum." Die Fans des Steinsees aber haben letztlich nur einen Wusch, nämlich dass dieser bitte so bleiben möge, wie er ist. "Wir können nämlich ohne den Steinsee nicht leben", sagt Bertolan. Und es wirkt so gar nicht wie ein Scherz.

"Steinsee-Abend" in der Glonner Schrottgalerie am Samstag, 20. April. Einlass ist von 19 Uhr an, Beginn um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Musiker aber werden erwartet. Um Reservierung per Mail an reservierung@schrottgalerie.de wird gebeten. Am Sonntag, 21. April, ist die Galerie zur Ausstellungsbesichtigung von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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