Ausstellung am Sonntag:Traumszenen und Wimmelbilder

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Irreführender Titel: Frauke Menger und Maja Ott zeigen "Schwedenbilder" in Moosach. (Foto: Christian Endt)

Maja Ott und Frauke Menger zeigen im Atelier Moosach Malerei, die während einer gemeinsamen Zeit in Schweden entstanden ist - hinter Glas und auf Papier.

Von Anja Blum, Moosach

"Schwedenbilder" heißt die Ausstellung, die am kommenden Sonntag im Atelier Moosach zu sehen ist. Wer jedoch skandinavische Landschaften mit Dünen und bunten Häusern erwartet, der irrt. Die beiden Ausstellerinnen, Maja Ott und Frauke Menger, haben den Titel lediglich gewählt, weil die gezeigten Arbeiten in Schweden entstanden sind. Zu sehen gibt es Malerei hinter Glas und auf Papier: Porträts, Traumszenen, Florales und, sehr außergewöhnlich, Krabbeltiere.

Die Malerin Maja Ott und ihr Mann, Bildhauer Hubert Maier, haben sich kürzlich einen Traum erfüllt: ein Haus am Fjord in Schweden - selbst entworfen und gebaut. Denn bereits seit einem Vierteljahrhundert arbeiten die Moosacher immer wieder in Schweden, unter anderem als Teil eines Künstlerkollektivs, das dort ein großes Atelier betreibt.

In diesem Sommer nun war eben Frauke Menger aus Aßling für zwei Wochen zu Gast in jenem Haus am Fjord, von wo aus die beiden Künstlerinnen mit dem Rad in die Werkstatt des Kollektivs fahren konnten, um dort kreativ zu sein. Jeder für sich, und doch gemeinsam. "Das hat super geklappt", erzählt Ott, "wir waren sehr konzentriert und fleißig bei der Sache, haben uns aber auch gegenseitig Tipps gegeben." Auch Frauke Menger schwärmt: Sie sei Ott sehr dankbar für den Freiraum in toller Atmosphäre, ihr Know-how und die Inspiration.

In diesem Atelier eines Künstlerkollektivs haben Maja Ott und Frauke Menger gearbeitet. (Foto: privat)

Dass man im Austausch viel weiter kommt als allein - das wissen Ott und Menger schon lange. Etwa 2010 begann die Moosacherin, sich intensiv mit der Hinterglasmalerei zu beschäftigen - und gab ihr neues Wissen auch gleich an Kolleginnen wie Menger weiter. Für die Aßlingerin wurde diese Technik zwar nicht zum Hauptbusiness, sie ist vor allem bekannt für Porträts und ihre Sand-Art: künstlerische Shows, in denen sie mit Bildern aus kleinsten Körnchen Geschichten erzählt. "Doch das Malen hinter Glas fasziniert mich nach wie vor, und es gibt auch eine große Parallele", erklärt sie: In beiden Genres müsse man den Malprozess vorab akribisch planen, müsse beim Tun schon wissen, wo man am Ende rauskommen wolle.

Frauke Mengers Spezialität sind Sandbilder und Porträts. Wer mag, kann sich am Sonntag von ihr zeichnen lassen. (Foto: Christian Endt)

Also widmeten sich beide Frauen in Schweden der Kunst hinter Glas, allerdings auf unterschiedliche Weise. Mengers Arbeiten kommen sehr malerisch daher, Ott hingegen ist derzeit eher grafisch unterwegs. Dass die individuelle Bildsprache ohnehin eher unabhängig ist von der Technik, beweisen die Werke Mengers: Sie zeigt freie Porträts sowohl hinter Glas als auch solche mit Aquarell auf Papier - doch in beiden Fällen entwickeln sich daraus oftmals traumartige Szenen. Stets sind es zwei oder sogar mehr Motive, die "miteinander morphen", wie Malerin selbst das ausdrückt. Zum Mensch kommt ein Herz dazu. Oder ein Vogel. Oder eine gelbe runde Scheibe. Vielleicht eine Sonne?

Tränen wie Sterne und Föten wie Planeten: Frauke Menger erzählt gerne malend Geschichten. (Foto: Christian Endt)

Manchmal sieht man nur das Gesicht, dann wieder zeigt Menger ihre Figuren im Sitzen oder beim Tanzen. Die zusätzlichen Motive sind oft direkt über das Porträt gelegt, ein Prozess des scheinbaren Zerstörens, der sie durchaus Überwindung gekostet habe, sagt die Künstlerin. "Obwohl ich das von meinen Sandbildern ja eigentlich gewohnt bin." Geschaffen hat sie die Ornamente mit verdünnten Acrylfarben in kleinen Plastikflaschen mit dünnen Spitzen, die eigentlich zum modernen Raucherbedarf gehören. Damit lassen sich feinste Linien ziehen, die sogar so etwas wie einen Tuscheeffekt aufweisen, erklärt Ott, aus deren Fundus die Fläschchen stammen.

Übrigens: Wer möchte, kann sich während der Ausstellung in Moosach von Frauke Menger porträtieren lassen, sei es mit Aquarell oder Grafit. Die Technik wähle sie jeweils nach ihrem Gefühl für die Person aus, erklärt die Künstlerin, die sich schon sehr auf die Aktion freut: "Beim Malen nach Modell entsteht immer ein ganz besonderer Zauber, denn darauf kann man sich nicht vorbereiten."

Maja Ott steckt gerade der Krabbel-Phase: Sie malt Insekten hinter Glas. (Foto: Christian Endt)

Maja Ott hingegen zeigt ausschließlich Bilder hinter Glas, mal klein-, dann wieder großformatig. Da sind zum einen jene leuchtenden Motive aus Flora und Fauna, für die sie schon so lange bekannt ist. Diesmal gibt es dichte florale Kompositionen zu sehen, man entdeckt Blüten, Blätter, Beeren, Trauben, dazwischen flattert der ein oder andere Schmetterling.

Maja Otts florale Kompositionen entfalten eine große Leuchtkraft. (Foto: Christian Endt)

Womit wir beim zweiten aktuellen Zyklus wären, den Krabbeltieren. "In Schweden gibt es ja noch viel naturbelassene Landschaft und dementsprechend mehr Insekten - da habe ich einen ganz neuen Blick dafür entwickelt", erzählt Ott. Angetan hätten es ihr besonders die "Schillerkäfer": eine willkommene Gelegenheit, die glänzenden Spezialfarben zu verwenden, ohne in Kitschverdacht zu geraten.

Anregungen für ihre Tableaus voller Käfer, Raupen, Schmetterlinge und Libellen holt sich die Malerin aber nicht nur in der Natur, gerne studiert sie auch alte botanische Abbildungen in Büchern oder auf Schautafeln. "Was die Naturforscher des 17. oder 18. Jahrhunderts mit ihrem Hintergrundwissen gezeichnet haben, ist nämlich oft viel aussagekräftiger als eine Fotografie", erklärt sie. "Weil dort das Wesentliche besser herausgestellt wird."

Wimmelbild für die Wand: Käfer, Schmetterling, Libellen und Co. in Überlebensgröße bevölkern den neuen Zyklus von Maja Ott. (Foto: Christian Endt)

Was sie außerdem interessiert, ist der Effekt zwischen Faszination und Grusel, wenn die Wand plötzlich übersät ist mit solchem Getier. Haarige Beine, mächtige Scheren, lange Fühler: Überlebensgroß werden Fliegen, Ameisen und Co. schnell zu skurrilen Monstern. Gerade Spinnen seien nicht ihre Freunde, gesteht die Künstlerin, "sie zu zeichnen hat mich schon Überwindung gekostet".

Doch Ott wäre keine Künstlerin, würde sie nicht an der ein oder anderen Stelle die Fantasie walten lassen. "Die Formen sind, egal, wie seltsam sie anmuten mögen, alle stimmig", erklärt sie. Doch mit den Farben habe sie teilweise doch etwas nachgeholfen, gerade bei den schönen Schmetterlingen. Denn klar ist: Die Freude soll am Ende überwiegen, schließlich will Maja Ott mit ihren Wimmelbildern auch auf das Sterben der Insekten aufmerksam machen. Und neue Freunde für sie gewinnen.

"Schwedenbilder" von Maja Ott und Frauke Menger, zu sehen am Sonntag, 19. November, von 11 bis 18 Uhr im Atelier Moosach, Grafinger Straße 14. Es gibt ein Live-Porträt-Zeichnen, Weißwurstfrühstück, Kaffee und Kuchen.

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