Markt Schwaben:Neuer Zwist in der örtlichen CSU

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Im Dauerclinch mit ihrem Parteifreund: Die Ortsvorsitzende Magdalena Föstl sieht sich von Gemeinderat Hubert Bauer öffentlich diffamiert.

Karin Kampwerth

"Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder realen Handlungen sind rein zufällig." Buchautoren können sich mit diesem Satz leicht rausreden, wenn sie nicht in den Verdacht geraten wollen, jemanden über ein paar geschickt zwischen den Zeilen verpackte Hinweise in Misskredit zu bringen.

Bei der letzten Fraktionssitzung hat die CSU für ein paar Stunden in den Abgrund geblickt. (Foto: dpa)

Der Markt Schwabener CSU-Gemeinderat Hubert Bauer hat aber kein Buch geschrieben. Und seine Äußerungen in der Oktobersitzung des Gemeinderates über eine "Bauersfrau aus Haus" waren sicherlich nicht zufällig, sondern höchst absichtlich. So hat sich diejenige angesprochen gefühlt, die Bauer wohl gemeint hat: Magdalena Föstl, Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes in Markt Schwaben und im Dauerclinch mit ihrem Parteifreund - wobei die beiden nur noch durch die Mitgliedschaft in der CSU geeint sind. Mit der Äußerung Bauers hat sich der Streit verschärft.

Aber von Anfang an: In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde über die Errichtung einer Biogasanlage debattiert (wie berichteten). Dabei konnte sich das Gremium weder auf einen Standort noch darauf einigen, überhaupt einen entsprechenden Betrieb im Ort zuzulassen. Bauer gilt als Gegner der beantragten Anlage und tat dies im Gremium auch kund.

Wenn schon Biogas, dann dürfte dieses bestenfalls beim Umspannwerk erzeugt werden. In dessen Nähe gebe es aber eben jene "Bauersfrau aus Haus". Und die, so mutmaßte Bauer weiter, sei wohl aus persönlichem Interesse gegen den Standort. Das sei ihm aus höchst zuverlässiger Quelle zugetragen worden.

Das will Magdalena Föstl nicht auf sich sitzen lassen. In einem Einschreibebrief an Bauer, der der SZ vorliegt, fordert sie ihn zum Wiederruf und einer öffentlichen Entschuldigung auf. Zugleich stellt Föstl klar, sich niemals gegen eine Biogasanlage in der Nähe von Haus ausgesprochen zu haben, und gegen den Standort am Umspannwerk hätte sie gar nichts. Am meisten wütend ist Föstl aber über die fortwährenden Attacken Bauers. "Bedauerlicherweise können Sie es offensichtlich nach wie vor nicht unterlassen, mich mit Ihren unwahren und haltlosen Aussagen öffentlich zu beleidigen", schreibt Föstl.

Der Zwist zwischen Bauer und Föstl schwelt seit 2007 öffentlich, nachdem sich Bauer nicht nur vom Bürgermeisterkandidaten seines Ortsvereins, Florian Alte aus Anzing, distanzierte, sondern gleich auch den Ortsvorsitz hinschmiss. Seither fühlt sich Bauer von seinen Parteifreunden schlecht behandelt, letztlich schloss ihn seine Fraktion im Gemeinderat aus. Föstl selber hat sich immer bemüht, die Meinungsunterschiede nicht an die große Glocke zu hängen. Nun aber scheint ihr der Kragen geplatzt zu sein. In ihrem Brief setzt sie Bauer eine Frist für die Entschuldigung bis zum 5. November. Anderfalls ziehe sie in Betracht, gerichtliche Schritte einzuleiten.

Bauer bleibt davon unbeeindruckt. In einem Schreiben an die SZ stellt er fest, den Namen "Föstl" zu keiner Zeit erwähnt zu haben. Ein Wiederruf oder eine Entschuldigung sei deshalb nicht nötig.

© SZ vom 16.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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