Markt Schwabener Wohngebiet:87 von 94 Anwohnern beantragen verkehrsberuhigte Zone

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Aus Sorge um ihre Kinder sammeln Markt Schwabener Bürger Unterschriften. Der Ausschuss lehnt ihren Antrag ab.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es geht ihnen um die Gesundheit ihrer Kinder, deswegen haben 87 Markt Schwabener eine Sammelliste unterschrieben. Die Unterzeichner eint, dass sie alle in der Neubausiedlung Burgerfeld wohnen und offenbar befürchten, dass ihren Kindern auf den Straßen durchs Wohngebiet etwas zustoßen könnte. Mit der Liste möchten sie bewirken, dass fünf Straßen im Burgerfeld zum "verkehrsberuhigten Bereich" umgebaut werden: Sprich eine Senkung von Tempo 30 auf Schrittgeschwindigkeit. Den entsprechenden Antrag behandelte nun der Markt Schwabener Verkehrsausschuss. Ergebnis: Das Gremium lehnte den Antrag mit zehn zu null Stimmen ab. Stattdessen einigten sich die Ausschussmitglieder darauf, das Problem anders zu lösen.

Unter den Augen mehrerer Unterzeichner kamen im Verkehrsausschuss schnell Zweifel daran auf, dass der im Antrag geforderte Schritt zielführend ist. "Irgendeinen Schuss fallen zu lassen, macht keinen Sinn", so die Einschätzung von Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD). Um herauszufinden, welche Maßnahmen in dem Wohngebiet möglich und nötig sind, soll es nun zu einer "Verkehrsschau" kommen, also einer Ortsbegehung mit den Beteiligten: der Verkehrsausschuss, die Anwohner, die Verkehrsbehörde im Landratsamt und die Polizei. So soll, wie Hohmann erklärte, "eine Lösung erarbeitet werden, die dem Antrag gerecht wird".

Ihren Antrag, datiert auf den 13. Juni 2019, haben eigenen Angaben zufolge 87 der 94 Betroffenen Anwohner des Falkenrings, Storchenrings, Rabenwegs, Wisvogelweg und der Emerenz-Meier-Straße unterschrieben. Fünf Anwohner habe man nicht angetroffen, zwei hätten abgelehnt. Inhaltlich sehen sie einen Konflikt: Die fünf Straßen wurden baulich so angelegt, "dass der typische Charakter einer Straße mit Fahrbahn, Gehweg und Radweg nicht vorherrscht", heißt es im Antrag.

Parken: ein Problem im Ort, das der Gemeinderat erfolglos bekämpft

Die Folge: Spielende Kinder auf der Straße, da sie "für Kinder als normale Straße nicht ersichtlich" sei. Problematisch sei das Ganze, weil die Straßen zu bestimmten Zeiten trotzdem viel befahren werden. Obwohl es sich um einen Bereich nur für Anwohner handelt, "werden diese Straßen oft zur Suche einer Parkmöglichkeit genutzt", heißt es, vor allem von Bahn-Pendlern, "die dann nach erfolgloser Suche mit überhöhter Geschwindigkeit die Siedlung wieder verlassen, um noch rechtzeitig die S-Bahn oder die Regionalbahn zu erreichen".

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Die Anwohner in der Siedlung Burgerfeld sprechen damit ein Problem im Ort an, das der Markt Schwabener Gemeinderat und seine Ausschüsse seit Jahren erfolglos bekämpfen. In der gleichen Sitzung - nur einen Tagesordnungspunkt früher - hatte der Verkehrsausschuss etwa beschlossen, dass auf dem Schlossgraben vor dem Rathaus Parkscheibenpflicht eingeführt wird. Für Pendler, die mit dem Auto nach Markt Schwaben kommen und dort in die Bahn steigen, fallen damit 70 Parkplätze weg. Für Ortsteile wie das Burgerfeld heißt das: Die Parker dürften dort eher mehr als weniger werden.

Es handelt sich hierbei nicht um ein Markt Schwabener Phänomen. Das Parkproblem ist in vielen S-Bahn-Gemeinden in der Region Thema - nur dass es in Markt Schwaben besonders ausgeprägt ist. Auch das hat Gründe: weil der Anschluss nach München gerade so in die günstige Tarifstufe fällt und schnell ist. Hinzu kommt, dass in Markt Schwaben die Regionalbahn nach Mühldorf hält.

Weitere Punkte, die im Antrag thematisiert werden: Bei einer Straßenbreite von fünf Metern wie etwa im Falkenweg käme es zu brenzligen Situationen, etwa wenn zwei entgegen kommende Fahrzeuge und eine Person auf gleicher Höhe sind. Gerade für Kinder sei dies "schwer einzuschätzen". Die Antragsteller sprechen zudem von schlecht einsehbaren Kurven und Mülltonnenhäuschen. Die Forderung, abgesehen vom Einführen der Schrittgeschwindigkeit: "Bremsschwellen, Poller oder Pflanzenkübel".

Das Bauamt der Gemeinde reagiert in der Beschlussvorlage. "Grundsätzlich spricht nichts gegen die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs in den o.g. Straßen", heißt es darin. Aufgrund der geringen Straßenbreite sei jedoch "ein schnelles Durchfahren bereits jetzt nicht möglich". "Dieses Gebiet wird nur von Anwohnern, Besuchern und Zulieferern befahren und es gibt keinen Durchgangsverkehr", heißt es weiter, die von den Unterzeichnern angesprochenen Pendler auf Parkplatzsuche sind nicht erwähnt. Das Fazit des Bauamts: "Ob sich dann der von den Anwohnern gewünschte Effekt einstellt, ist erfahrungsgemäß eher fraglich."

© SZ vom 23.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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