"Ich hab' nichts anzuziehen!" ist ein Klageruf, der häufig ertönt und noch häufiger nicht stimmt. Bei den meisten Menschen ist der Schrank ganz im Gegenteil bis zum Bersten voll - das Meiste jedoch wird, obwohl gut erhalten, gar nicht getragen.
"An diese Kleiderschrankhüter wollen wir ran", erklärt die Markt Schwabenerin Anja Birnkraut (AK Kunst & Kultur), die sich zusammen mit Natalie Cusimano (AK Natur & Nachhaltigkeit) die Tauschparty ausgedacht hat. Dritte im Bunde ist Alessandra Neumüller (AK Markt & Menschen). So sind alle drei Aktivkreise vertreten. Im Mittelpunkt ihrer ersten übergreifenden Aktion steht dabei der Nachhaltigkeitsgedanke - jedoch "in Form eines sozialen Events, verbunden mit Freude und ganz ohne Zeigefinger", wie die Organisatorinnen betonen.
Die Deutschen besitzen sehr viele Klamotten - ziehen aber nur einen Teil davon häufig an, kritisiert Greenpeace.
Das Prinzip ist simpel: Bis zu fünf Kleidungsstücke, Schuhpaare oder Accessoires dürfen Tauschwillige ab 16 Jahren mitbringen, um sich beim, "Shoppen ohne Geld", ebenso viel Ware mitzunehmen. Umkleidekabinen und Spiegel sind vorhanden. Willkommen ist sowohl Damen- als auch Herrenmode; mitgebracht werden sollte mindestens ein eigenes Teil - gut erhalten und gewaschen.
"Am Eingang gibt es freundliche Türsteherinnen, die darauf achten, dass die Kriterien eingehalten werden", informiert Birnkraut. Wer an den Ständern und Tischen nicht sofort etwas findet, kann hinten an der Bar zur Musik von DJane Chéraldin tanzen, bevor er oder sie sich wieder auf die Suche begibt. Mit ehrenamtlichen Helferinnen aus den Reihen von "Frauen International Markt Schwaben" kümmert sich Neumüller um den Getränkeausschank.
Für Nachschub an Tauschware ist bis zum Ende der Veranstaltung gesorgt - einen Annahmeschluss gibt es nicht. Was es hingegen gibt: Gegen 20 Uhr eine Modenschau, sowie eine Upcycling-Ecke, in der Textilkünstlerin Petra Schmidt live aus getauschten Stücken Taschen und Beutel nähen wird.
Ihre eigene Tüte hat Cusimano schon gepackt: "Mit einigen tollen Sachen, die aber leider nicht mehr passen oder nicht mehr mein Stil sind. Schöne Sachen, die mir am Herzen lagen, die aber nun jemand anderen glücklich machen dürfen." Auch das "loslassen zu können" sei ihr ganz wichtig. Es verschaffe sowohl Erleichterung, "weniger Zeug zu haben" als auch "das gute Gefühl, dass es noch jemand anderem Freude macht."
Aufgegriffen habe die Gruppe das Thema jedoch vor allem aufgrund der katastrophalen Situation rund um Kleidung als Wegwerfware. Cusimano sagt: "2020 wurden 200 Milliarden Kleidungsstücke produziert, während in jeder Sekunde eine Lastwagenladung Kleidung verbrannt oder auf einer Mülldeponie entsorgt wird." Die Modeindustrie sei außerdem massiv verantwortlich für Treibhausgasproduktion und Umweltzerstörung.
Der gebürtigen Brasilianerin Neumüller, die als Au-pair nach Deutschland kam, fiel damals schon auf, "wie viele Anziehsachen die Kinder hatten. Was nicht mehr passte, wurde aber nicht verschenkt oder wie bei uns in der Familie weitergereicht, sondern einfach weggeworfen". Auch der Bericht einer chilenischen Bekannten über den Kleider-Friedhof in der Atakama-Wüste machte sie sehr betroffen. "Das wissen die meisten ja gar nicht, darum werden wir Info-Poster aufhängen."
Im Müll landet die Party-Ware definitiv nicht. Was nicht getauscht wird, geht zur Kleiderbörse " Allerhand Gwand aus zwoater Hand" oder zur Trödlerei. Und wer weiß, vielleicht sind die Landkreis-Kleiderschränke nach dem Abend zwar nicht leerer, aber eventuell steigt der Prozentsatz an neuen, häufiger getragenen Lieblingsstücken.
"Bring 5 - nimm 5": Samstag, 16. März, 19 bis 22 Uhr. Unterbräukeller - El Greco, Markt Schwaben. Für alle ab 16 Jahren. Eintritt frei. Unter kleidertausch@aktivkreise.de nimmt das Team gerne noch Anregungen und Fragen entgegen.
